Federer jagt den neunten Wimbledon-Titel
Roger, schreib doch wieder ein Märchen!

Acht Siege, sechs märchenhafte Erfolge erntete Roger Federer in seinem Garten Eden. Noch ein Wimbledon-Titel wäre das wohl fabelhafteste Märchen. Ein Rückblick auf 20 unvergessliche Jahre mit dem Maestro.
Publiziert: 29.06.2021 um 02:07 Uhr
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Das erste Märchen wird für den 20-jährigen Federer 2001 schon beim Einlaufen wahr: Mit seinem grossen Idol Pete Sampras betritt er den Centre Court.
Foto: SOL
Cécile Klotzbach

Am Dienstag startet Wimbledon-Rekordsieger Roger Federer gegen Linkshänder Adrian Mannarino (Fr, ATP 42) in seine 22. Championships (ca. 16 Uhr, SRF 2). Sein Rasencomeback in Halle nach über einem Jahr Verletzungspause verlief enttäuschend. Dazu wird er im August 40, sitzt anders als sonst in einer Corona-Blase und hat neben einem zweifach operierten Knie viele Fragezeichen im Kopf. Um Rasenkönig zu bleiben, muss ein weiteres dieser Märchen her, die er in Wimbledon schon so oft geschrieben hat! «Einer, der auszieht, das Fürchten zu lernen», könnte es diesmal heissen.

2001 – der Froschkönig
Es war einmal ein 20-jähriger Jüngling, der nach Wimbledon reisen durfte, wo er seine grossen Idole Becker, Edberg und Sampras immer bewunderte. Bei den beiden ersten Versuchen an der Church Road scheiterte Federer kläglich in der ersten Runde. Aber beim dritten Anlauf liefs besser: Im Achtelfinal kam der kalte, nervöse Frosch zum Handkuss, durfte gegen «Pistol Pete» Sampras den heiligen Rasen des Centre Courts betreten und gewann 7:5 im Fünften. Im Viertelfinal gegen Lokalmatador Tim Henman war dann Schluss. Aber das war Nebensache. Der Märchenprinz hatte den König entthront.

2003 – wie Aschenputtel
Zwei Jahre später erklomm Federer selbst den Thron. In drei Sätzen gab er Finalgegner Mark Philippoussis (Aus) den Schuh – der Befreiungsschlag nach einigen Majors, wo er nur Brosamen erntete und von einigen bereits als ewiges Talent abgestempelt wurde. Mit seinem ersten Grand-Slam-Sieg erfüllte sich der Baselbieter einen Kindheitstraum, der weitere Träume realistisch werden liess.

2007 – des Kaisers neue Kleider
Federer war fortan vier Jahre unschlagbar in Wimbledon. Und als wollte er das optisch untermauern, kam der Schweizer Maestro mit neuer, eleganter Tennis-Kleidung daher. Poloshirt, Jackett und lange Hose, alles in Weiss und etwas gold-bestickt – so hätte er auch am Staatsempfang erscheinen können. Den Erwartungsdruck erhöhte er durch seine Erscheinung – und Finalgegner Rafael Nadal presste zusätzlich. Doch der Titelverteidiger hielt stand, der fünfte Titel gingt nach epischen fünf Sätzen an Federer.

2009 – Siebenmeilenstiefel
Federer braucht sie, um gegen den Amerikaner Andy Roddick 5:7, 7:6, 7:6, 3:6 und 16:14 nach vier Stunden und 17 Minuten mit den meisten je gespielten Games bei seinem wohl dramatischsten Major-Finalsieg zu bestehen. Sein sechster Wimbledon-Titel war zugleich der 15. an Grand Slams, womit er den bis dato ewigen Sampras-Rekord brach. Dazu stürzte er Nadal vom Tennisthron und eroberte erneut die Nummer 1.

2012 – Dornröschen
Nach zwei Jahren, in denen er an Grand Slams leer ausging, hatte man den nunmehr 31-Jährigen erstmals abgeschrieben. Das Karriereende wurde heraufbeschworen – er habe doch schon genug erreicht, hiess es in den Medien und bei Experten. Doch Federer wachte auf aus seinem Dornröschen-Schlaf auf, hinderte den Schotten Andy Murray daran, den britischen Bann 76 Jahre nach Fred Perry mit einem Heimtitel zu brechen. Mit seinem siebten Titel in Wimbledon stellte Federer erneut einen wichtigen Sampras-Rekord ein.

2017 – Hans im Glück
Sein achter Wimbledon- und bislang letzter Major-Triumph war einer, der Federer mindestens so glücklich machte wie sein erster. Der Schweizer «Hans im Glück» hatte eine schwere Phase hinter sich gebracht, ein halbes Jahr lang auf der Tour verletzt ausgesetzt, sogar Olympia in Rio sausen lassen. Wohl kaum einer hätte gedacht, dass der Jungsenior darauf einen so dominanten Neustart hinlegen würde. An den Australian Open legte er vor, beim 20. Rekord-Sieg mähte der Rasenkönig diskussionslos Marin Cilic vom Rasen.

«Ich bin nur im Hotel, Auto und Club»
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