Zuerst die gute Nachricht: Die vier Grand-Slam-Turniere, die Australian Open, Roland Garros, Wimbledon und die US Open, haben sich darauf geeinigt, nach dem gleichen Format zu spielen. Zukünftig wird im fünften Satz bei 6:6 ein Champions-Tiebreak auf zehn Punkte gespielt bei Minimum zwei Punkten Unterschied.
Warum ist das eine Nachricht wert? Weil es zuvor tatsächlich vier verschiedene Formate im fünften Satz bei den Slams gab. Mehr Konfusion ging nicht – ein Unsinn!
Aber darum ging es dabei auch nicht. Jedes Grand-Slam-Turnier unterstrich dadurch die eigene Souveränität. Wimbledon soll sich anpassen an die anderen? Das prestigeträchtigste Turnier von allen? Die Australier besitzen drei Stadien mit Dächern und haben zudem die modernste und flächenmässig grösste Anlage. In Roland Garros sind sie so eigenständig, dass auf ihrem «Central» noch nie ein Tiebreak entschieden hat, sondern immer ein Jeu décisif – natürlich mit identischen Regeln.
Und schliesslich die Amerikaner: Weil auf der anderen Seite des Atlantiks grösser gleich besser ist, ist für die Amerikaner auch klar, dass sie die Nummer 1 im Geschäft sind. Schliesslich steht in Flushing Meadows das grösste Tennis-Stadion der Welt. Dass sich die vier nun nach rund 50 Jahren erstmals wieder auf ein Format geeinigt haben, wird von Tennis-Insidern durchaus als kleine Sensation gewertet. Wobei die Euphorie rasch wieder gebremst wird: Man will es nun mal ein Jahr so versuchen, danach wird weitergeschaut. Aber immerhin.
Nun die schlechte Nachricht. In den letzten Jahren wurden zwei Finals verfilmt. Das epische Duell zwischen Borg und McEnroe 1980 in Wimbledon und die vielleicht beste Tennispartie aller Zeiten: der Final von Wimbledon 2008 zwischen Roger Federer und Rafael Nadal. Beide Finals mit einem Long-Set im fünften Satz. Natürlich! Dieser vage, unberechenbare, immer wieder davonhuschende Schluss erschöpft, fordert Geist und Körper der Spieler und Zuschauer und ist genau deswegen an Intensität nicht zu überbieten. Immer wieder neckt das Ende, ohne zu kommen.
Solche Duelle wird es also nicht mehr geben. Damit geht etwas verloren. Es ist ein Zugeständnis an den Kommerz und die Tiktok-Generation, das Klicks und Werbemillionen bringen soll. Da passen Tiebreaks perfekt: Berechenbar kurz, komprimiert und intensiv – mal schnell fürs Ende reinschauen.
Und weiter gehts zum nächsten Highlight.