Franzosen drehen durch
Nadal-Mania in Paris

In Roland Garros ist Rafael Nadal der Herr im Haus. Die Begeisterung ist gross, die Fans lieben ihn. Für den Spanier ist es ein ungewöhnliches Turnier. Ein Augenschein.
Publiziert: 25.05.2022 um 10:55 Uhr
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Rafael Nadal auf dem Weg zum Training.
Foto: Sven Thomann
Sven Micossé, Paris

Ein Mann in Leuchtstiftpink schreitet durch eine grosse Schar Menschen. Um ihn herum bahnen ihm eine Handvoll Sichertheitsleute mit Thor-Postur den Weg vom Court 2 in die Garderobe. «Rafa! Rafa!», schreien zahlreiche Fans, versuchen teils verzweifelt eine Nahaufnahme, von ihm zu ergattern.

Er gilt zwar nicht als der grosse Top-Favorit dieses Jahr, doch in Paris ist Rafael Nadal trotzdem der Herr im Haus. Die Begeisterung ist gross, wenn sich der Mallorquiner auf dem Areal von Roland Garros bewegt. So auch am Montag, als er sich für seine Auftaktpartie vorbereitet. Statt wie im bekannten Wimmelbuch «Wo ist Walter?» liesse sich hier aus der Ferne problemlos «Wo ist Rafa?» spielen – wenn ihn sein grelles Shirt nicht verraten würde.

13 Mal hat er hier triumphiert. Als Faustregel vor den French Open galt immer – tritt Nadal an, ist er der Favorit schlechthin. Doch dieses Jahr ist es anders. Die Bilder des humpelnden Spaniers in Rom sind allen in Erinnerung geblieben. «Ich bin nicht verletzt, ich bin ein Tennisspieler, der mit einer Verletzung lebt», erklärte er damals noch auf dem Platz.

Schmerztoleranz überschritten

Das Müller-Weiss-Syndrom begleitet den 35-Jährigen stetig. Die Erkrankung, die seinen Fuss deformiert hat, macht sich mal mehr, mal weniger bemerkbar. Den etlichen Rückschlägen in seiner Karriere hat er immer getrotzt. Seine Kämpfernatur wird zwar von allen geschätzt und bewundert. In Rom wurde aber seine immens hohe Schmerztoleranz überschritten.

Davon ist bis jetzt in Paris nichts zu sehen. Die Ränge auf dem Trainingsplatz sind bis auf den letzten Platz gefüllt, die Schlange vor den Eingängen ist meterlang. Alle wollen einen Blick auf ihr Idol zu erhaschen.

Der Fuss hält

Sie sehen einen fokussierten Nadal, der seine krachende Vorhand übt, ohne das Gesicht zu verziehen. Das zieht sich auch in seiner ersten Partie gegen Jordan Thompson (ATP 82) durch. Der 21-fache Grand-Slam-Sieger jagt seinen Gegner von links nach rechts, von vorne nach hinten. Der Fuss hält. 6:2, 6:2, 6:2 – der erste Sieg ist Tatsache.

Es scheint, als würde Roland Garros Nadal eine Extra-Portion Kraft geben, einen zusätzlichen Schub. «Wir haben ihm beim Training zugeschaut. Plötzlich war seine Vorhand 30 km/h schneller», sagte Alexander Zverev in seiner Auftakt-PK.

Darauf angesprochen sorgt Nadal bei seinem Medientermin für Lacher: «Ich bin 30 Prozent besser als bei den restlichen Turnieren – oder bin ich 30 Prozent besser als die restlichen Spieler?» Eine Zeit lang sei zwar er besser als alle anderen gewesen, aber jetzt nicht mehr. Er wäre aber nicht hier, wenn er sich den Sieg nicht zutrauen würde. Seine Fans freuts.

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