Paris zeigt sich am Freitag nicht von seiner schönsten Seite. Immer wieder regnet es – mal in Strömen, mal nieselt es bloss. Bekanntlich Gift für Tennis auf Sand. So werden die Abläufe wegen den verschobenen Trainings immer wieder durcheinander gewirbelt. Blick trifft Belinda Bencic zum Interview, als sie gerade vom Trainingsplatz kommt.
Belinda Bencic, Sand war nie ihre Lieblingsunterlage. Nun haben Sie in Charleston auf Sand das Turnier gewonnen. Haben Sie eine neue Liebe gefunden?
Sand ist immer noch nicht meine Lieblingsunterlage. Aber ich muss sagen, dass dies bisher meine beste Sandplatzsaison ist, die ich je gespielt habe. Ich habe ein gutes Gefühl und denke nicht mehr zu viel nach. Früher habe ich zu viel analysiert.
Hat Charleston eine besondere Bedeutung für Sie?
Auf jeden Fall. Es war mein sechster Titel und ich habe jetzt auf jeder Unterlage einen. Das ist super. Ich habe mir auch selber bewiesen, dass es geht. Charleston hatte schon vorher eine Bedeutung für mich, weil ich dort das erste Mal in die Top 100 gekommen bin und mit 16 Jahren das erste Mal den Halbfinal erreicht habe.
Sie sind erst am Donnerstag in Paris angekommen. Reicht die kurze Vorbereitungszeit?
Für mich ist das ideal. Ich mag keine langen Wartezeiten. Ich bin auch schon eine Woche früher angereist, um mich gut akklimatisieren zu können. Aber bis dann das Turnier anfing, hatte ich das Gefühl, dass ich schon so lange an dem Ort sei und bereits müde werde.
Warum?
Es ist die immergleiche Routine, das gleiche Essen, man sieht die gleichen Leute. Mir ist es lieber, länger zu Hause zu sein, dann komme ich an und nach zwei, drei Tagen gehts los. Dann denke ich auch nicht zu viel über die Bedingungen rundherum nach, sondern spiele einfach.
In Paris trauen Ihnen viele den Viertelfinal zu.
Wer sagt das?
Tennis-Experten, aber auch Fans.
So geht das immer: Iga Swiatek hat jetzt fünf Turniere gewonnen und bereits glaubt man, dass sie Roland Garros klar gewinnen wird. Das finde ich immer ein bisschen hart, wenn Tennis-Experten oder Fans so etwas sagen und prognostizieren.
Wie meinen Sie das?
Niemand kann voraussagen, wie du dich an diesem Tag fühlst. Wie du geschlafen, dich vorbereitet hast, wie dein Kopf sich anfühlt oder dein Umfeld ist. Natürlich freut es mich sehr, dass ich hoch gehandelt werde. Aber es hilft mir leider auf dem Platz nicht. Vielleicht bekomme ich am Viertelfinaltag die Periode. Sorry, aber im Frauensport ist es kein Tabu mehr, darüber zu sprechen. Ich will sagen: Es können so viele Faktoren Einfluss nehmen und man sollte immer auf sich selber schauen als Spielerin.
Welche Erwartungen haben denn Sie selber?
Ich fühle mich gut und finde, dass ich auch so spiele. Das Tableau ist nicht sehr einfach. Ich habe viele gute Spielerinnen, die in meinem Bereich sind. Doch ich bin zuversichtlich, dass ich weit kommen kann, wenn ich mein Tennis zeige.
In Madrid und Rom schauten Sie sich die Spiele von Real Madrid und der AS Roma an. Ist das Interesse neu oder sind sie schon länger ein Fussball-Fan?
Mein Freund ist ehemaliger Fussballer. Zuhause habe ich keine Wahl, es läuft immer Fussball. Die Fernbedienung ist nie bei mir. Ich habe den Fussball aber tatsächlich lieben gelernt. Das erste Mal live im Stadion zu sein, das war schon ein tolles Erlebnis. Vor allem wenn man die Fans sieht. Die Stimmung ist komplett anders als beim Tennis. Besonders in Rom habe ich das so nicht erwartet. Die Fans waren unglaublich.
Am nächsten Wochenende findet in Paris auch der Champions-League-Final statt.
Darum muss ich sicher bis am Samstag hierbleiben. Mein Freund hat einen Tag vorher Geburtstag. Tickets zu finden, ist aber sehr schwer.
Das wäre ein tolles Geburtstagsgeschenk.
Ja, das wäre genial. Aber keinen Druck bitte. Ich habe es versucht, aber es ist schwierig.