Es fühlt sich an, als hätten die Australian Open bereits am 4. Januar mit der Ankunft von Novak Djokovic (ATP 1) begonnen. Sportlich ging natürlich nichts, aber alle haben sich mit der Frage beschäftigt: «Spielt er oder spielt er nicht?» So wurde die Vorfreude von Fans und Spielern für ein Turnier getrübt, auf das sich die meisten sehr freuen. Nicht umsonst hat Roger Federer (41) ihm den Spitznamen «Happy Slam» verpasst. Das war aber nicht immer so.
Lange bevor sich die grossen Tennis-Stars auf den blauen Hartplätzen vor Tausenden Fans epische Matches lieferten, waren die Anfänge in Down Under viel bescheidener. 1905 wurden sie erstmals als Australasian Championship ausgetragen – auf Rasen. Im australischen Hochsommer eine unpraktische Sache. Zu diesem Zeitpunkt fand das Turnier auch nicht immer in Melbourne statt, sondern unter anderem in Sydney, Adelaide und Perth.
Erst 1968 fand es im Zuge der Open Era seinen heutigen Namen, vier Jahre später folgte der feste Umzug nach Melbourne. Zwar wurde es bereits als eines der vier grossen Tennisturniere angesehen, doch es war zu dieser Zeit auf der Suche nach seiner eigenen Identität.
Alle haben etwas, nur die Australian Open nicht
Während Wimbledon die britische Tradition ehrte, die French Open chic und zu Paris passten und die US Open so gross und laut wie New York waren, fehlte den Aussie Open das gewisse Etwas. Wenige grosse Tennis-Persönlichkeiten nahmen den Weg auf sich, um in Down Under zu spielen. Böse Zungen bezeichneten es als «billige Kopie Wimbledons».
Als erster Schritt wechselte die Organisation die Unterlage – Hartplatz statt Rasen. Und man setzte sich zum Ziel, nunmehr der Grand Slam des asiatischen Raums zu werden. Ganz so wie es in der heutigen Geschäftswelt üblich ist, visierten die Australier Märkte wie China und Südkorea mit ihren Marketingmassnahmen an. Nach und nach wurden so auch zahlungskräftige Sponsoren an Land gezogen. Noch heute ist die koreanische Automarke Kia der Hauptsponsor des Turniers.
Besonders Erfolge von asiatischen Tennis-Stars – wie der Sieg der Chinesin Li Na 2014 – sorgen für Beliebtheitsschübe. «Die Länder in Asien sehen wir als den grössten Wachstumsbereich», sagte einst Craig Tiley, Turnierdirektor der Open und Geschäftsführer von Tennis Australia, «wir haben Büros in China. Wir fördern den Sport in China.» Diese Nähe zu China wurde aber kürzlich beim Verschwinden von Peng Shuai kritisiert.
Melbourne-Arenen trotzen dem Wetter
Dennoch tragen die Massnahmen Früchte. 2020 erreichten die Zuschauerzahlen mit total über 812’000 einen neuen Rekord. Auch die Tennis-Profis schwärmen regelmässig vom Flair und den zahlreichen Einrichtungen, die zu den besten der Welt gehören. Die ersten Stadien aller Grand Slams mit schliessbaren Dächern gab es schliesslich in Melbourne. So kann jedem Wetter getrotzt werden.
Das Tennisfest zieht jeweils die ganze Stadt in den Bann, während dieser Wochen dreht sich alles um den gelben Filzball und dessen Stars. Und so stimmt der Auftakt der Saison eben alle «happy».