Golubic vor Hammer-Duell mit Switolina
«Ich vermisse Bencic auf der Tour»

Viktorija Golubic ist an den Australian Open so gut wie noch nie. Nun winkt der Zürcherin der Achtelfinaleinzug – und ein möglicher Kracher gegen die Weltnummer eins, Iga Swiatek.
Publiziert: 19.01.2024 um 18:02 Uhr
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Viktorija Golubic jubelt über ihren Drittrunden-Einzug an den Australian Open.
Foto: AFP
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Marco PescioReporter Sport

Viktorija Golubic (31) ist die letzte Schweizer Hoffnung in Melbourne. Stan Wawrinka (38) und Qualifikantin Lulu Sun (22) flogen schon in der ersten Runde raus. Der verletzte Dominic Stricker (21) sowie die schwangere Belinda Bencic (26) konnten gar nicht erst antreten. Dafür ist Golubic nun so richtig in Fahrt. Und das ausgerechnet an jenem Ort, wo die Weltnummer 85 bislang nie über die Startrunde hinausgekommen ist.

Im Vorjahr war die Zürcherin wegen gesundheitlicher Rückschläge zunächst bis auf Rang 150 zurückgefallen – dann kämpfte sie sich im Herbst mit drei Titeln an kleineren Turnieren (Tokio, Rouen, Shrewsbury) eindrücklich zurück in die Top 100. Und sie war bislang auch an den Australian Open nicht zu bremsen. Jetzt wartet in der Nacht auf Samstag in der dritten Runde das Top-Duell mit der Ukrainerin Elina Switolina (29), die im WTA-Ranking an Position 23 geführt wird.

Gewinnt die Schweizerin erneut, könnte gar die grosse Rod-Laver-Arena und ein Duell mit Weltnummer eins Iga Swiatek (22, dritte Runde gegen Linda Noskova, 19) warten. Davor aber verrät sie im Blick, womit sie sich in Melbourne belohnt und warum «24/7 Tennis» keine gute Idee ist. Golubic über ...

… ihren guten Lauf seit letztem Herbst:

«Ich habe gelernt, in mentaler Hinsicht besser mit gewissen Umständen umzugehen. Ich hatte im letzten Jahr ein, zwei Dinge, die mich körperlich belastet haben. Das ist nach so vielen Jahren auf der Tour normal. Doch nun habe ich das Vertrauen, dass in meinem Körper auch wirklich alles hält. Es liegt noch einiges drin.»

«Viki spielt variabler als die meisten»

Das sagt Blick-Tennisexperte Heinz Günthardt (64) zur wiedererstarkten Viktorija Golubic:

«Durch den schwierigen Start im letzten Jahr hatte Viktorija in ihrem Spiel einen halben Schritt verloren. Und damit auch eine Menge Selbstvertrauen. Doch mittlerweile ist sie erstens wieder richtig fit und zweitens hat sie sich ein entscheidendes Bewusstsein angeeignet. Sie weiss jetzt: ‹Mehr als alles kann ich nicht geben.› Diese übergeordnete mentale Ebene hilft ihr, die Spiele aus der Distanz rationaler zu beurteilen. Auch deshalb gewinnt sie nun wieder enge Partien.

Eine Grundvoraussetzung bei Viki ist ihre Fitness. Ist diese Basis da, kann sie jeder Gegnerin gefährlich werden. Denn sie spielt anders als die meisten: Sie läuft sehr gut, agiert deutlich variabler. Viki ist alles andere als ein Roboter – sie ist eine gefühlsmässige Spielerin. Wenn sie auf ihre Intuition hören kann, ist sie richtig gut.

Das Duell mit Elina Switolina wird lange Ballwechsel beinhalten. Die Ukrainerin ist keine Spielerin, die einen mit harten Schlägen vom Platz prügelt. Das heisst im Umkehrschluss, dass man gegen sie immer auch zum Spielen kommt. Viki muss ihr gleich in den ersten 20 Minuten zeigen, dass sie dagegenhalten kann.» (mpe)

Das sagt Blick-Tennisexperte Heinz Günthardt (64) zur wiedererstarkten Viktorija Golubic:

«Durch den schwierigen Start im letzten Jahr hatte Viktorija in ihrem Spiel einen halben Schritt verloren. Und damit auch eine Menge Selbstvertrauen. Doch mittlerweile ist sie erstens wieder richtig fit und zweitens hat sie sich ein entscheidendes Bewusstsein angeeignet. Sie weiss jetzt: ‹Mehr als alles kann ich nicht geben.› Diese übergeordnete mentale Ebene hilft ihr, die Spiele aus der Distanz rationaler zu beurteilen. Auch deshalb gewinnt sie nun wieder enge Partien.

Eine Grundvoraussetzung bei Viki ist ihre Fitness. Ist diese Basis da, kann sie jeder Gegnerin gefährlich werden. Denn sie spielt anders als die meisten: Sie läuft sehr gut, agiert deutlich variabler. Viki ist alles andere als ein Roboter – sie ist eine gefühlsmässige Spielerin. Wenn sie auf ihre Intuition hören kann, ist sie richtig gut.

Das Duell mit Elina Switolina wird lange Ballwechsel beinhalten. Die Ukrainerin ist keine Spielerin, die einen mit harten Schlägen vom Platz prügelt. Das heisst im Umkehrschluss, dass man gegen sie immer auch zum Spielen kommt. Viki muss ihr gleich in den ersten 20 Minuten zeigen, dass sie dagegenhalten kann.» (mpe)

… ihre Rolle als einzige noch verbliebene Schweizerin in Melbourne:

«Wir waren früher natürlich verwöhnt mit den grossen Erfolgen von Roger Federer und Stan Wawrinka. Da war es praktisch normal, dass mindestens ein Schweizer in der zweiten Woche dabei war. Hinzu kommt, dass sich auch Belinda Bencic seit Jahren sehr konstant durch die Grand-Slam-Turniere gespielt hat. Deshalb ist es einerseits komisch, aktuell noch die Einzige zu sein. Andererseits will ich versuchen, die Schweizer Flagge so lange wie möglich hochzuhalten. Das ist mit Sicherheit gut fürs Schweizer Tennis. Aber ich bin auch überzeugt, dass wir in Zukunft wieder mehrere Spieler dabei haben werden, die länger im Rennen bleiben.»

… das Fehlen ihrer Freundin Belinda Bencic:

«Ich vermisse sie hier definitiv! Wir – das heisst: auch die anderen Schweizer Girls – sind ständig im Kontakt mit ihr. Es ist natürlich schade, dass man sich gerade nicht mehr so oft sieht. Aber ich bin trotzdem auf dem neusten Stand, wie es ihr geht. Es freut mich, dass wir diesen Kontakt auch neben dem Tennis haben.»

… die Belohnung, die sie sich nach Erfolgen gönnt:

«Ich belohne mich eigentlich sehr häufig (lacht). Weil ich einfach dankbar bin, dass es mir gut geht und dass ich schöne Momente erleben darf. Wichtig ist es mir, Zeit ausserhalb der Anlage zu verbringen. Das heisst: Ich suche mir dann bewusst ein Restaurant und geniesse das Essen dort. Oder ich gehe einfach in die Stadt oder in einen Park in der Nähe. Ich finde es wichtig, nicht immer nur 24/7 Tennis im Kopf zu haben. Das ist wichtig, um dann auf dem Platz mental parat zu sein.»

… ihre kommende Gegnerin Elina Switolina, die letztes Jahr von ihrer Baby-Pause zurückkehrte:

«Elina hat ein beeindruckendes Comeback hingelegt. Sie ist mit einer unglaublichen Fitness und mit einem unglaublichen Biss zurückgekommen – man könnte meinen, sie ist in beidem noch stärker als früher. Das wird also eine grosse Herausforderung für mich. Trotzdem werde ich mich auf meine eigenen Stärken besinnen und versuchen, diese Energien zu kanalisieren. Ich gebe mir gute Chancen.»

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