Rafael Nadal und Novak Djokovic liefern, was die Tennis-Fans gefordert haben: ein Giganten-Duell der Extraklasse im Viertelfinal der French Open!
Nach über vier Stunden – um 1:16 Uhr – reisst Nadal die Hände in die Höhe und schreit seine Freude ins Publikum. Es ist vollbracht, der Spanier steht nach einem epischen Tennis-Thriller über vier Sätze 6:2, 4:6, 6:2, 7:6 (7:4) im Halbfinal.
Bereits der Auftakt ist eine Augenweide. Über acht Minuten dauert das erste Game. Ein toller Ballwechsel jagt den nächsten. Bereits unzählige Schweissperlen zieren den Kopf von Nadal, als der Spanier mit 1:0 in Führung geht. Durchatmen? Dafür bleibt keine Zeit. Der Sandspezialist marschiert, lässt Djokovic leiden, realisiert das frühe Break – Traumstart in seinem Wohnzimmer (13 Titel). Einmal in Fahrt gekommen, ist Nadal nicht mehr zu stoppen: 6:2 lautet das klare Verdikt im ersten Satz.
Nadal verschwindet in der Kabine
Der Sandkönig wirbelt weiter, geht mit 3:0 in Führung. Gehts jetzt plötzlich ganz schnell? Mentalitäts-Monster Djokovic hat etwas dagegen. Der Serbe reisst das vielzitierte Momentum an sich, bringt seinen Kontrahenten aus dem Tritt – Satzausgleich 6:4. Nadal verschwindet in der Kabine. Bereitet der Fuss wieder Probleme? Bange Minuten.
Unter tosendem Applaus kehrt der Linkshänder zurück auf den Court. Im Laufschritt, ohne zu humpeln wohlgemerkt. Das Tennis-Spektakel findet seine Fortsetzung. Mittlerweile ist kurz vor Mitternacht. Im Vorfeld der Partie monierte Nadal: «Ich spiele nicht gerne nachts auf Sand. Die Luftfeuchtigkeit ist höher, der Ball ist langsamer.»
Djokovic vergibt Satzbälle
Die Theorie sieht Djokovic im Vorteil. In der Praxis straft das Phänomen Nadal einmal mehr alle Lügen. Der dritte Satz geht mit 6:2 an den Spanier. Kraftvoll ballt er die Faust, blickt ins Publikum, tankt noch einmal Energie. Eine mentale Meisterleistungen folgt auf die nächste. Jegliche Superlative greifen längst zu kurz, um zu beschreiben, was sich auf dem Centre Court in Paris abspielt. Es ist ein Abnützungskampf sondergleichen.
Die Spannung fesselt die Zuschauer an ihre Sitze. Kaum einer verlässt trotz später Stunde das Stadion. Der «Djoker» führt im vierten Durchgang schnell mit 3:0. Hat beim Stand von 5:3 gleich mehrere Satzbälle und vergibt alle! Teufelskerl Nadal rutscht wie ein Verrückter über den Platz, bringt unmögliche Bälle noch zurück, treibt den Serben zur Verzweiflung.
Zverev wartet auf Nadal
Der Satz geht ins Tie-Break. Maximaler Nervenkitzel. Djokovic läuft auf dem Zahnfleisch, will mit letzter Kraft die drohende Pleite verhindern. Vergeblich. Gegen den Publikumsliebling ist in Paris kein Kraut gewachsen. Nadal feiert den 29 Sieg im 59 Aufeinandertreffen der beiden.
Im Halbfinal am Freitag trifft Rafael Nadal, der dann seinen 36. Geburtstag feiert, auf den Deutschen Alexander Zverev. Der Olympiasieger setzte sich in seinem Viertelfinal in vier Sätzen gegen das spanische Wunderkind Carlos Alcaraz durch.