Federer glänzt in Wimbledon
«Ich vermisse Mirka, wir telefonieren dreimal am Tag»

«Ich bin ein anderer Spieler heute», sagt Roger Federer nach seinem Achtelfinal. Was meint er damit?
Publiziert: 07.07.2021 um 01:17 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2021 um 10:09 Uhr
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Roger Federer freut sich über seinen 18. Viertelfinal-Einzug in Wimbledon.
Foto: keystone-sda.ch
Cécile Klotzbach

Roger Federer tanzt wieder durch sein Wohnzimmer. Nur der Start war harzig – gegen Adrian Mannarino sahen wir einen verunsicherten Rasenkönig voller Zweifel und Fragezeichen, was angesichts seiner Vorgeschichte nur verständlich ist. Mit Glück kam er durch die Aufgabe seines Gegner weiter. Seither aber hat Federers Lauf nicht mehr viel mit Fortuna zu tun.

Er bewegt sich gut, zaubert, lobt und stoppt gefühlvoll, serviert präzise und effizient, wenn auch nicht reihenweise Asse, und stürmt ans Netz – im letzten Match gar 56 Mal. Das Selbstvertrauen drückt ihm wieder durch alle Poren. Bei den Sieger-Interviews auf dem Centre Court, den er gebucht hat, interagiert er humorvoll mit seinen vielen Fans. Charmant, strahlend, rundum glücklich in seiner Komfortzone.

Ganz der Alte, möchte man sagen. Der gleiche fantastische Spieler eben, der auf dem heiligen Rasen noch nie, also 18 Mal nicht, einen Achtelfinal verloren hat. Déjà-vu nach Federers letztem Wimbledon-Auftritt vor zwei Jahren: Da steigerte er sich bis in die Viertelfinals ebenfalls Runde für Runde gegen Spieler zwischen Platz 169 (Clarke) bis 20 (Berrettini). Wie im Rausch eliminierte Roger dann die Nummer 7 (Nishikori) und 2 (Nadal), zum Titel fehlte ihm gegen die 1 (Djokovic) nur ein Punkt.

Eine komplett andere Situation

Warum also sollte es jetzt nicht im gleichen Stil weitergehen? Die 39-jährige Weltnummer 8 überrascht mit einer nur vage optimistischen Antwort: «Ich bin ein anderer Spieler in Wimbledon als in vergangenen Jahren.» Was er damit meint, präzisiert er verkürzt wie folgt: «Ich habe schon noch das Gefühl, dass ich ein wenig anders spielen muss und nicht nur das mache, was ich früher immer machen wollte.» Da habe er gegen jeden Gegner vor jedem Ballwechsel einen Plan im Kopf gehabt und verfolgt. Heute, nach zwei Knie-Ops und zwei Jahre älter, müsse er gesamthafter denken, auch über die Länge der Ballwechsel. «Ich muss mich mehr auf mein Spiel konzentrieren. Das ist eine komplett andere Situation.»

Komplett anders als sonst ist auch seine private Lage. Sein Fixstern Mirka, die in seiner Box nie wegzudenken war, fehlt erstmals hier. «Ich vermisse sie, wir telefonieren dreimal am Tag», sagt der vierfache Vater in einem TV-Interview. Eingesperrt in der Corona-Blase zwischen Hotel und Anlage, die er mit viel Respekt strikt einhalte, bleibt ihm dafür jede familiäre Ablenkung erspart. Vielleicht ja auch eine Chance, den Fokus noch mehr auf seine letzten beruflichen Höhepunkte zu legen.

Jetzt gegen Hurkacz, nicht Medwedew

Der liegt an «einer Punkt-für-Punkt-Mentalität», die er halten wolle. «In letzter Zeit habe ich den Fehler gemacht, wie früher weit vorausdenken zu wollen. Aber das konnte ich in der letzten Woche recht gut ausradieren», sagt er. Auch variiere er anders als früher. «Vielleicht nimmt man das von aussen nicht so wahr, aber für mich fühlt es sich so an.»

Hauptsache, Hubert Hurkacz (ATP 18) nimmt das heute auch nicht so wahr. Der 24-jährige Pole, der diese Saison schon zwei Turniere gewann, schlug nämlich Weltnummer 2 Daniil Medwedew (Russ) in der gestrigen Fortsetzung des Regenmatches in fünf Sätzen. Das einzige Duell mit dem 1,96m-Riesen ging vor zwei Jahren in Indian Wells an Federer. Hoffen wir, dass auch der andere Roger in jeder Hinsicht an 2019 anknüpfen kann.

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