Und dann brechen alle Dämme. Stan Wawrinka lässt die Basler St. Jakobshalle beben, ja fast schon einstürzen. Der Lausanner gewinnt seine Auftaktpartie an den Swiss Indoors gegen Adrian Mannarino (6:3, 3:6, 7:5) in seiner eigenen Manier: mit einem Marathon.
«Diesen Sieg habe ich euch zu verdanken», richtet der dreifache Grand-Slam-Sieger seine ersten Worte des Platzinterviews an die Fans. Und auch in der Pressekonferenz beteuert er: «Sie haben mir vor allem im dritten Satz sehr viel Energie gegeben. Die hatte ich auch nötig, um weiterzukämpfen.»
Dass Wawrinka, wie überall auf der Welt, auch in Basel ein absoluter Publikumsliebling ist, ist nicht zu überhören. Praktisch zwischen jedem Ballwechsel ist ein «Allez Stan!» zu hören. Oder ein «Let's go Stan, let's go!» Sprechchöre, die in Basel früher auch, und vor allem, Roger Federer (43) galten. Bevor er den signierten Matchball ins Publikum knallt, will er jede Seite der Halle jubeln hören. Mehrmals. Der Lärm ist ohrenbetäubend.
Franzosen-Fluch gebrochen
Das Turnier am Rheinknie nutzt der 39-Jährige für eine Premiere: Erstmals gewinnt er gegen den zwei Jahre jüngeren Franzosen, die drei vorherigen Duelle gingen allesamt verloren. Zuletzt zog «Stan the Man» im Fünfsatzkrimi in der 1. Runde der diesjährigen Australian Open den Kürzeren.
Und auch in Basel wird «Marathon-Stan» seinem Namen gerecht. Wawrinka zieht im ersten Satz schnell auf 5:0 davon und gewinnt ihn. Nach einem Tief im zweiten Durchgang wird es im dritten so richtig eng. Je länger der Satz dauert, desto mehr stachelt er das Publikum an. Dieses beflügelt ihn zusätzlich, nach dem Matchball gibts kein Halten mehr. Wawrinka ist nun der älteste Spieler in der Geschichte, der in Basel ein Spiel gewinnt.
Shelton? «Das wird kompliziert»
Jetzt wartet Ben Shelton (22). Der US-Amerikaner schlägt extrem schnell auf – teilweise über 230 km/h. «Es wird ein komplett anderes Spiel», meint Wawrinka. «Er spielt sehr hart, sehr schnell und bringt viel Intensität ins Spiel.»
Er möge allerdings den Spielstil des Mannes aus Atlanta, er schaue ihm gerne zu. Und doch: «Ich denke nicht, dass er ein Spieler ist, gegen den ich gerne spiele. Das wird eine komplizierte Partie.»