«Vor einer halben Stunde bin ich ins Haupttableau reingerutscht», sagt Chelsea aufgeregt zu Blick. Da dieses Jahr keine Qualis gespielt werden, war ihre Teilnahme am Juniorinnen-Turnier in Paris bis zuletzt nicht sicher. «Aber ich war zuversichtlich, dass es klappen würde – in der jetzigen Situation gibt es mehr kurzfristige Absagen als sonst», so die 16-jährige Schweizerin.
Gefahren wäre sie sowieso. Auf gut Glück, um parat zu sein, auch wenn sie die Kosten selbst übernehmen muss. Nun aber fährt Chelsea am Donnerstag mit der Gewissheit nach Frankreich, sich dort mit den weltbesten Juniorinnen messen und erstmals Grand-Slam-Luft schnuppern zu können. Zwar unter Corona-Bedingungen in der Turnierblase – dafür von Mami Kathleen begleitet, die sie nicht mehr oft sieht, seit sie vor zwei Jahren in die IMG Tennis Academy nach Florida zog. Die Tochter freuts: «Jetzt können wir schön etwas Familienzeit aufholen.»
Viel Effort für den Traum
Noch nie, nicht einmal als Touristin war die in Wettingen beheimatete Aargauerin an einem der vier grössten Tennisevents. «Ich sagte immer, wenn, dann komme ich zum Spielen», sagt sie lachend. Ihre Gegnerinnen kenne sie mehrheitlich von der Tour, so versuche sie, nicht nervös zu werden und es als «ein Turnier wie jedes andere» anzusehen.
In ihren Traum steckte Chelsea, die im Tennisinternat in Florida in einer kleiner Zimmer-WG unter strengen Quarantäne-Bedingungen lebt, all ihre Energie. Nach dem Corona-verpatzten Jahr 2020, in dem sie viel Zeit verlor, gab sie Vollgas. Reiste an zehn Turniere nach Europa, Süd- und Nordamerika – eine Odyssee zu Pandemie-Zeiten! «Dadurch verpasste ich viel Schule», sagt das Lieder komponierende Multitalent, das eines Tages «die beste singende Tennisspielerin der Welt» sein will. Sie lernte online, absolvierte, wenn sie denn mal wieder die Schulbank drückte, bis zu drei Prüfungen am Tag.
Der zweite IMG-Academy-Award
Der Effort hat sich gelohnt. Chelsea feierte viele Erfolge, holte sogar einen Titel (Frankfurt) und schlug u.a. eine Top-20-Spielerin, wodurch sich ihr Ranking rapide verbesserte. Und ihr elftes Schuljahr schloss sie ebenfalls mit Bravour ab.
Als Lohn gibts nicht nur die Teilnahme bei den French Open. Bei IMG wurde Chelsea Fontenel auch zum zweiten Mal in Folge zur «Spielerin des Jahres» gewählt. Stolz erklärt sie: «Ein Award für herausragende Leistungen in der Schule und auf dem Platz.»