Die starke Frau hinter dem Tennis-Gott
Darum ist Mirka Rogers Erfolgsgeheimnis

Mirka Federer (41) überlässt ihrem Roger die Bühne. Aber sie ist seine wichtigste Souffleuse.
Publiziert: 29.10.2019 um 08:12 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2019 um 09:36 Uhr
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Mirka Federer hat extrem viel zu Rogers Karriere beigetragen.
Foto: Getty Images
Cécile Klotzbach

Sie war die grosse Abwesende bei Federers 10. Triumph-Woche in Basel, überliess ihrem Rotschi die Heimbühne komplett. Und doch ist sie seine wichtigste Souffleuse. Flüsternd im Hintergrund – unbemerkt und abseits der Öffentlichkeit.

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Eigentlich ist es ja unglaublich. Im Bestreben, der Schweiz und auch dem Rest der weiten Welt jedes Detail über Roger Federer mitzuteilen, werden er und sein Umfeld seit Jahren quasi durchleuchtet, gezoomt und in Einzelteile verpixelt. Auf dem Tennisplatz kennen wir jede seiner Bewegungen. Daneben saugen wir auf, was wir bekommen: Selfies vom Alpstein, Paparazzi-Bilder am Strand, Roger als Dressman oder Schauspieler für Werbung.

Wir quetschen alle möglichen Informations-Quellen aus – seine Jugendfreunde, Vorbilder, seine ersten Tennislehrer, seine erste Schlummermutter. Wir wissen einiges über seine Ess-, Schlaf-, Sprach-, Lach- und Heul-Gewohnheiten. Aber wir wissen nur ganz wenig über sie: Miroslava «Mirka» Vavrinec, heute Frau Federer.

Die frühere Tennisspielerin ist der geheimnisvollste Teil im Federer-Kosmos. Nur ihre slowakischen Eltern, Drahomira und Goldschmied Miro Vavrinec, die damals mit ihrer zweijährigen Tochter vor dem Kommunismus nach Kreuzlingen (TG) flohen, sind noch geheimnisvoller. Nie sieht man sie auf der Tour. Dass sie sich im Glanze ihres berühmten Schwiegersohnes sonnen, kann ihnen keiner vorwerfen.

Mirka, die Rang 76 der Weltrangliste eroberte, bevor sie ihre kurze Karriere 2002 wegen einer Fussverletzung aufgeben musste, lebt Rogers Karriere umso intensiver mit. «Wenn er gewinnt, ist es, als ob ich auch gewinnen würde. Er teilt alles mit mir. Roger gibt mir damit irgendwie mein Tennisleben zurück», sagte sie 2004 in einem Interview in Wimbledon. Es sollte eines ihrer letzten bleiben.

Nach ihrer Phase als Federers Medienmanagerin gibt Mirka öffentlich nichts mehr preis. Auch das «Ja» am 11. April 2009 auf dem Standesamt in Basel hörte nur ein privater kleiner Kreis. Kein Interview, keine Ausnahme.

Eine glückliche Fügung

Es ist wohl genau, was ihre Faszination ausmacht. Denn eindeutig ist sie «die starke Frau hinter dem erfolgreichen Mann». Wie stark, das erklärte Federers Ex-Coach Paul Annacone 2012 der «New York Times»: «Sie scheut sich nicht, ihrem Mann ihre Meinung gerade ins Gesicht zu sagen. Auch wenn sie wehtut.» Der langjährige Wegbegleiter Marc Rosset gesteht Mirka sogar «die Hälfte des Erfolgs» zu. «Sie nahm ihm von Anfang an viel ab und ermutigt ihn bis heute, weiterzumachen.»

Roger selbst macht kein Geheimnis aus Mirkas Relevanz für seine Karriere. «Sie gibt meinem Leben die Konstanz, die ich brauche.» Von ihr habe er zudem enorm viel gelernt. «Sie war viel professioneller und fleissiger als ich.» Wenn Mirka nicht mehr wolle, höre er sofort auf. Ohne sie wäre er mit 38 eh nicht mehr am Spielen. Und ohne sie hätte er niemals 20 Grand-Slam-Siege. «Mirka ist meine glückliche Fügung», sagte er SonntagsBlick diesen Frühling.

Dass er sie so früh (mit 19) im Olympischen Dorf von Sydney traf und bald darauf erstmals küsste, sei seine beste Entscheidung gewesen. Obwohl er in ihren Augen «fast noch ein Baby» und weder Star noch Millionär war, erlag die damals 22-Jährige seinem Humor und wich seitdem nicht mehr von seiner Seite. Bevor Roger sie traf, hatte er 0, heute 103 Titel – noch Fragen?

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Ja. Zum Beispiel, wie sie es schafft, an der Seite des wohl öffentlichsten Schweizers so unfassbar privat zu bleiben? Ihre Zurückhaltung ist schlicht imponierend. Üblicherweise chatten Sportstar-Gattinnen oder -Freundinnen in Blogs, posten Instagram-Stories, werben für Unterwäsche oder entwickeln ihre eigenen Mode-Linien. Mirka designte das schwungvolle «RF»-Logo und versuchte sich, mit einer RF-Kosmetik-Linie zu verwirklichen. Das wars. Keine falsche Eitelkeit, keine Selbstvermarktung, keine Fehltritte im Social-Media-Haifischbecken, dass sie ihren Fangemeinden überlässt.

Im Hintergrund zieht Mirka die Fäden

Und keine Fettnäpfchen – mal abgesehen vom Heulsusen-Skandal mit «Cry Baby» Stan Wawrinka. Meist sieht man sie auf der Tribüne brav klatschend, jubelnd, fiebernd, leidend für ihren Rotschi. Egal, ob Schauspieler Bradley Cooper oder Fussball-Ikone David Beckham neben ihr sitzen. Ihre Finger kleben dabei am Handy – was zeigt, dass sie im Hintergrund viele Fäden zieht und als wichtige Mitteilungszentrale fungiert.

Als schwangere Frau änderte sich nach aussen nicht viel. Sie reiste bis kurz vor den Niederkünften mit ihrem Mann rund um den Globus, trotzte in der Spieler-Box heissen Temperaturen und höllisch lautem Getose. Sie gebar insgesamt vier Kinder – je zwei zur gleichen Zeit, als wäre es das Normalste der Welt. Das Timing stimmte jeweils perfekt – der viel beschäftigte Vater konnte jeweils dabei sein und verpasste nicht ein Match.

Mirkas Aufgabe ist seit der Geburten von Myla und Charlene (10) sowie Leo und Lenny (5) dem vorgegeben: Roger den Rücken frei halten. Für das Management dieser reisenden Grossfamilie mit Nannies und Privatlehrerinnen im Anhang sollte ihr Tag mehr als 24 Stunden haben.

Zuhause kocht sie dazu oft selbst – laut Ehemann sogar ausgesprochen gut. Bei öffentlichen Auftritten macht sie neben ihrem «Mr. Perfect» dennoch eine gute Figur: top gepflegt, dezent, aber teuer beschmuckt, modisch apart – beeinflusst von Busenfreundin und Vogue-Chefin Anna Wintour – mit keckem Rosschwanz oder wallender Frisur, den fantastischen Haaren sei Dank.

Sie, die als junge Spielerin angeblich vom Prinzen von Dubai umgarnt wurde, ist die perfekte Queen für King Roger. Und trotz gelebter Bodenständigkeit, die sich in Wohnwagen-Ferien oder Rucksack-Wanderungen äussert, haben die beiden tatsächlich etwas Königliches: Manieren, vornehme Reserviertheit, auffallend wenige Neider trotz Glamour und dazu eine von der Empore winkende, zuckersüsse Kinderschar.

In der «NZZ am Sonntag» sagte es Martin Stöckling (45), Stadtpräsident der künftigen Heimatgemeinde Rapperswil-Jona, kürzlich treffend: «Die Federers sind die Royal Family, die wir nicht haben.»

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