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Es winkt das Basel-Stängeli
Gegen die 109 zum 103. Titel

Roger Federer (38, ATP 3) marschiert in Rekordzeit in seinen 15. Basel-Final. Dort jagt er seinen 103. Karriere-Titel gegen einen, der die 109 auf der Brust trägt.
Publiziert: 27.10.2019 um 11:07 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2019 um 12:15 Uhr
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Roger Federer steht zum 15. Mal im Basel-Final.
Foto: Benjamin Soland
Cécile Klotzbach und Christian Müller

Es bleibt dabei: Roger Federer übt sich an den diesjährigen Swiss Indoors in Kurzarbeit. 53 Minuten benötigte er für seinen Startsieg, 63 sind es in der zweiten Runde. Und nach Stan Wawrinkas Forfait im Viertelfinal bekommen die Schweizer Tennis-Fans ihren Liebling auch am Samstag im Halbfinal gegen Stefanos Tsitsipas nur während 79 Minuten zu sehen.

Seinen 15. Basel-Final erreicht Federer im Rekordtempo: 195 Spielminuten über drei Partien verteilt ergibt einen Schnitt von 65 Minuten pro Partie. Der Tennis-Maestro könnte heute seinen Bestwert aus dem Jahr 2010 unterbieten, als er bis zum Turniersieg 358 Minuten auf dem Platz stand (Schnitt 71,6 Minuten).

Federers Basel-Lauf steht bei 24 Siegen

Was sagen diese Zahlen aus? «Dass Stan nicht gespielt hat», antwortet Federer lakonisch. Um dann noch zu präzisieren: «In der Halle braucht es schon eine extra gute Leistung, um mir gefährlich zu werden.» Dennoch habe er anfangs Woche nicht erwartet, am Sonntag im Final zu stehen. «Es ist nicht logisch, dass diese Serie immer so weiter geht. Irgendwann endet jeder Lauf.» Federers Lauf steht bei 24 Basel-Siegen. Es winkt der zehnte Titel an den Swiss Indoors und der 103. auf der ATP-Tour.

Alex de Minaur ist Federers Gegner im Basel-Final.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Seine Freude über die Kurzarbeit ist dafür das Leid der Fans. Schon am Freitag war die Enttäuschung ob des geplatzten Schweizer-Duells riesig. Und auch am Samstag kommt in der St. Jakobshalle nie die ganz knisternde Atmosphäre auf. Zu dominant ist Federers Auftritt gegen Tsitsipas. Gleich reihenweise schlägt er dem Griechen die Winner um die Ohren. Die Erklärung des Baselbieters für seinen beflügelten Auftritt? «Ich habe das Publikum im Rücken und das hilft mir saumässig.»

Diese Unterstützung wird ihm auch im heutigen Final gewiss sein. Dann betritt selbst Federer an seinem Heimturnier Neuland: Erstmals trifft er auf den Australier Alex de Minaur. Dieser steht in seinem Halbfinal zwar zweieinhalb Stunden auf dem Platz, muss gegen den amerikanischen Aufschlags-Giganten Reilly Opelka aber kaum Ballwechsel spielen.

De Minaur brennt für Davis Cup

Dass er heute die gesamte Halle gegen sich haben wird, dürfte De Minaur kaum stören. Schliesslich brennt der 20-Jährige für den Davis Cup, wo die Sympathien jeweils auch einseitig verteilt sind.

«Als ich aufwuchs, habe ich immer die Australier spielen sehen, vor allem im Davis Cup. Ich erinnere mich daran, dass ich immer ein Teil davon sein wollte. Es gibt nichts Besseres, als Grün und Gold zu repräsentieren», sagt er jüngst dem «Tennis Magazin».

Der Davis Cup ist auch der Grund, weshalb er ein Tattoo mit der Nummer 109 auf der Brust trägt: De Minaur ist nämlich der 109. Spieler in der ruhmreichen Geschichte des australischen Davis-Cup-Teams. Als aktuelle Weltnummer 28 ist er momentan bestklassierter «Aussie», noch vor seinem talentierteren aber rüpelhaften Landsmann Nick Kyrgios (ATP 30).

Die richtige Final-Taktik wird sich De Minaur mit seinem Mentor Lleyton Hewitt (38) zurechtlegen. Hewitt kennt Federer bestens, konnte als Aktiver immerhin neun der 27 Vergleiche gewinnen. «Wir tauschen uns schon die ganze Woche lang aus», sagt De Minaur über den zweifachen Grand-Slam-Sieger Hewitt.

Und wie gut weiss der Federer schon über seinen Finalgegner Bescheid? «Ich glaube, wir haben noch nicht einmal miteinander trainiert. Er ist aber einer der fünf schnellsten Spieler auf der Tour und kann jederzeit heisslaufen.»

«Bin überrascht, dass ich im Final stehe»
2:11
Federer vor 10. Basel-Titel:«Bin überrascht, dass ich im Final stehe»

Gala im Final über De Minaur
10. Titel – Federer sprintet zum Basel-Stängeli!

Party-Stimmung in der St. Jakobshalle: Mit einem 6:2, 6:2-Finalsieg gegen den Australier Alex de Minaur (20, ATP 28) holt Roger Federer (38, ATP 3) seinen zehnten Titel an den Swiss Indoors und den 103. auf der ATP-Tour.
Publiziert: 27.10.2019 um 15:36 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2019 um 19:15 Uhr
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Alles Roger in Basel!
Foto: Benjamin Soland
Christian Müller

Ein Denkmal werden sie zu Ehren Roger Federers in Basel so oder so errichten. Die Frage ist einzig, welche Anzahl an Turniersiegen in den Sockel gemeisselt wird. Seit heute ist klar: Die Nummer wird zweistellig sein.

«Ich konnte jedes Match mit den Fans geniessen»
3:55
Federer nach 10. Basel-Titel:«Ich konnte jedes Match mit den Fans geniessen»

Mit einem Zwei-Satz-Sieg über Alex de Minaur macht Federer das Stängeli an den Swiss Indoors perfekt. Nur 68 Minuten benötigt der 38-Jährige für seinen zehnten Heim-Triumph. «Ich hätte nicht einmal gedacht, dass ich einmal hier gewinne», sagt Federer, bevor ihm während der Sieger-Ansprache die Tränen kommen.

Federer nach Basel-Stängeli zu Tränen gerührt
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Bei letztem Turniersieg:Federer nach Basel-Stängeli zu Tränen gerührt

In Gefahr gerät der Finalsieg nie: Mit frühen Breaks in beiden Sätzen sorgt der bei eigenem Aufschlag unantastbare Federer dafür, dass die 9000 Fans in der St. Jakobshalle den Auftritt ihres Lieblings ohne Nervenverschleiss geniessen können.

Wie schwierig Federer an seinem Heimturnier zu bezwingen ist, muss auch der pfeilschnelle De Minaur zur Kenntnis nehmen. Der 20-Jährige hatte seine drei bisherigen Finals 2019 alle gewonnen und taucht nächste Woche erstmals unter den 20 besten Tennis-Spielern der Welt auf.

Federer schraubt seine Basel-Bilanz auf zehn Titel bei 15 Finalteilnahmen. Die letzte Niederlage datiert aus dem Jahr 2013, als er im Endspiel dem Argentinier Juan Martin del Potro unterlag.

Mit diesem Punkt macht Roger das Stängeli in Basel voll
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Letzter Maestro-Turniersieg:Mit diesem Punkt macht Roger das Stängeli in Basel voll

Zehn Turniersiege bei der gleichen Veranstaltung hat Federer sonst nur noch beim Rasenturnier von Halle vorzuweisen. Punkto Triumphen an einem Ort macht ihm einzig Rafael Nadal etwas vor: Der Sandkönig gewann elf Mal in Barcelona sowie Monte Carlo und sogar zwölf Mal an den French Open.

Dass er – Verletzungen ausgenommen – 2020 wieder antreten will, hat Federer im Vorfeld des Turniers bestätigt. Einen logischeren Sieger als ihn kann es zum 50-jährigen Turnier-Jubiläum gar nicht geben.

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Roger Federers Titel in Bildern. Klick dich durch die Galerie! Mailand 2001 – Der erste Titel für das grosse Talent. Im dritten Endspiel seiner Karriere bezwingt Federer Julien Boutter mit 6:4, 6:7 und 6:4.
Foto: Keystone
Kommentar von Felix Bingesser

Die Swiss Indoors in Basel bleiben, was sie in den letzten Jahren immer waren: Die herbstlichen Roger-Federer-Festspiele. Mit seiner nach wie vor imponierenden sportlichen Klasse, mit seiner heimatlichen Verbundenheit und Bodenständigkeit, mit seiner Spontanität und mit seinen Emotionen und Tränen prägt er das Turnier vom hintersten Winkel des Parkplatzes über den Centre Court bis in den Aufenthaltsraum der Ballbuben. Man wagt sich nicht mal ansatzweise auszudenken, wie es gewesen wäre, wenn sich der Federer-Clan vor einigen Jahren mit Turnierdirektor Roger Brennwald endgültig überworfen hätte. Natürlich: Es gibt Stan Wawrinka, der einen sympathischen Auftritt hat. Natürlich, es gibt die kommende Generation an jungen aufstrebenden Spielern. Aber Basel ohne Federer, das wäre wie ein VW Golf ohne Motor. Seine Strahlkraft ist für ein erfolgreiches Turnier in dieser Dimension unverzichtbar. Die Swiss Indoors, vor bald 50 Jahren von Pionier Brennwald in einer Traglufthalle gegründet, sind dank Federer zum wichtigsten und grössten Sportanlass der Schweiz geworden. Und Federer bleibt voller Tatendrang, voller Ziele, hat spür- und sichtbare Lust am Tennis und scheint heimlich auch immer wieder an seiner biologischen Uhr zu drehen. Im nächsten Jahr hat er viele Ziele. Einer der Höhepunkte und eine hoch emotionale Geschichte wird das «Match for Africa» in Kapstadt. Vor der Rekordkulissse von 50'000 Zuschauern und zugunsten seiner Stiftung. Ein Spiel in der südafrikanischen Heimat seiner Mutter gegen seinen Freund Rafael Nadal. Davon hat Federer lange geträumt. Die sportliche Bedeutung ist überschaubar. Aber es wird ein hoch emotionales Spektakel im Sportjahr 2020.

Die Swiss Indoors in Basel bleiben, was sie in den letzten Jahren immer waren: Die herbstlichen Roger-Federer-Festspiele. Mit seiner nach wie vor imponierenden sportlichen Klasse, mit seiner heimatlichen Verbundenheit und Bodenständigkeit, mit seiner Spontanität und mit seinen Emotionen und Tränen prägt er das Turnier vom hintersten Winkel des Parkplatzes über den Centre Court bis in den Aufenthaltsraum der Ballbuben. Man wagt sich nicht mal ansatzweise auszudenken, wie es gewesen wäre, wenn sich der Federer-Clan vor einigen Jahren mit Turnierdirektor Roger Brennwald endgültig überworfen hätte. Natürlich: Es gibt Stan Wawrinka, der einen sympathischen Auftritt hat. Natürlich, es gibt die kommende Generation an jungen aufstrebenden Spielern. Aber Basel ohne Federer, das wäre wie ein VW Golf ohne Motor. Seine Strahlkraft ist für ein erfolgreiches Turnier in dieser Dimension unverzichtbar. Die Swiss Indoors, vor bald 50 Jahren von Pionier Brennwald in einer Traglufthalle gegründet, sind dank Federer zum wichtigsten und grössten Sportanlass der Schweiz geworden. Und Federer bleibt voller Tatendrang, voller Ziele, hat spür- und sichtbare Lust am Tennis und scheint heimlich auch immer wieder an seiner biologischen Uhr zu drehen. Im nächsten Jahr hat er viele Ziele. Einer der Höhepunkte und eine hoch emotionale Geschichte wird das «Match for Africa» in Kapstadt. Vor der Rekordkulissse von 50'000 Zuschauern und zugunsten seiner Stiftung. Ein Spiel in der südafrikanischen Heimat seiner Mutter gegen seinen Freund Rafael Nadal. Davon hat Federer lange geträumt. Die sportliche Bedeutung ist überschaubar. Aber es wird ein hoch emotionales Spektakel im Sportjahr 2020.

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