Alexander Zverev hat an den Australian Open bislang so viel Gegenwind erfahren wie noch nie. Da war einerseits sein Stotterstart mit zwei Fünfsätzern samt Match-Tiebreaks. Um ein Haar wäre die Weltnummer sechs sensationell früh gescheitert.
Andererseits bekam Zverev ausgerechnet zu Beginn des Turniers eine Gerichtsvorladung für Ende Mai, was seine Auftritte auf dem Platz überschattete. Dem Deutschen wird vorgeworfen, sich der Körperverletzung gegenüber seiner Ex-Freundin Brenda Patea schuldig gemacht zu haben. Weil er Einspruch gegen ein Geldstrafen-Urteil einlegte, kommt es nun zu einem Prozess.
Zverev, für den bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung gilt, streitet die Vorwürfe vehement ab. Und auch die entbrannte Debatte, weshalb mit ihm ein Profi, der sich vor Gericht verantworten muss, kürzlich in den ATP-Spielerrat gewählt wurde, scheint seine sportliche Performance nicht beeinträchtigt zu haben.
Bleibt Zverev auch cool gegen Medwedew?
Zverevs Viertelfinal-Auftritt gegen Alcaraz war phasenweise eine echte Gala. Der Hamburger wirkte wie verwandelt: Er spielte mutiger, offensiver, war bärenstark am Netz und unwiderstehlich im Service. «So gewinnt er die Australian Open», sagt Eurosport-Experte Boris Becker (56): «Das ist der beste Zverev, den ich je gesehen habe.»
Und auch Enfant terrible Nick Kyrgios (28) fand die Leistung «spielerisch, taktisch und mental beeindruckend». Und er sagt auch: «So gegen einen Spieler wie Alcaraz aufzuschlagen, ist fast absurd. Ich bin auch ein guter Aufschläger, aber ich glaube, das habe ich noch nicht geschafft.»
Nun wartet im Halbfinal Provokateur Daniil Medwedew (27, am Freitagvormittag). Ob Zverev auch da cool bleiben und in seinen zweiten Grand-Slam-Final einziehen kann?