Bencic nach Comeback vielversprechend unterwegs
«Tennis ist ihre Muttersprache»

Belinda Bencic tastet sich nach ihrer Babypause an ihre alte Form heran – und setzt dabei auf einen bewährten und erfahrenen Wegbegleiter.
Publiziert: 11.12.2024 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2024 um 14:32 Uhr
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Belinda Bencic arbeitet wie 2017 wieder mit Iain Hughes zusammen.
Foto: keystone-sda.ch
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Marco PescioReporter Sport

Der Titel in Angers (Fr) wäre das i-Tüpfelchen auf ein gutes WTA-125-Turnier gewesen – doch auch trotz der 6:7, 6:3, 0:6-Niederlage gegen Alycia Parks (23) darf Belinda Bencic (27) auf Instagram mit Fug und Recht von einer «positiven Woche» sprechen. Erstmals wieder fünf Partien am Stück absolviert: Check. Erster Final seit dem Comeback im Herbst: Check. Weiterer Vorstoss im WTA-Ranking: Check. Dank Angers machte Bencic einen Riesensatz von Position 913 auf 478.

Die im April Mutter gewordene Ostschweizerin hat in Frankreich das getan, was sie vorhatte: testen, testen, testen. «Matchpraxis ist jetzt das beste Training», sagt auch Billie-Jean-King-Cup-Captain Heinz Günthardt (65), der die Olympiasiegerin von 2021 vor einem Monat im Training selbst erlebte: «Dass sie gleich wieder gut spielt, überrascht mich überhaupt nicht. Tennis ist ihre Muttersprache. Das verlernt sie nie. Das ist, wie wenn du ein Jahr lang im Ausland kein Wort Schweizerdeutsch sprichst und dann nach Hause kommst: Dann sprichst du immer noch akzentfrei. Genau so verhält es sich bei den Schlägen von Belinda. Die sind einfach da.»

Viel Programm zum Start ins neue Jahr

Timing, Antizipation, Stellungsspiel, all dies seien nicht die Baustellen, die Bencic auf ihrem Weg zurück an die Weltspitze hat, so Günthardt: «Sie hat rund ein Jahr lang pausiert, hat eine Schwangerschaft hinter sich. Da ist es logisch, dass es jetzt um den physischen Aufbau geht. Aber ich bin mir sicher, dass sie im Januar so fit zurück sein wird, wie sie sich das vorstellt – diese Zeit reicht.»

In besagtem Januar wird Bencic mittels geschütztem Ranking (WTA 15) im Hauptfeld der Australian Open antreten können. Davor dürfte sie laut ihrem Management noch das WTA-Turnier in Adelaide spielen. Und: Zum Jahreswechsel den United Cup bestreiten, wo sie zusammen mit Dominic Stricker (22) die Schweiz vertritt.

«Es geht jetzt nur ums Büscheln»

In Down Under soll ihre wochenlange Vorbereitung mit Coach Iain Hughes (51) auch auf Top-Niveau erste Früchte tragen. Der Londoner war schon 2017 an ihrer Seite, als sie sich nach einer Handgelenksoperation zurück arbeitete. Nun setzt sie erneut auf die Expertise des Mannes, der auch schon andere Spitzenspielerinnen wie Elina Switolina (Ukr), Xinyu Wang (Chn), Anastasia Potapowa (Rus), Katerina Siniakova (Tsch) oder Magda Linette (Pol) trainierte.

Günthardt kennt Hughes schon lange und bezeichnet ihn als «gute Wahl»: «Er ist sehr erfahren, er weiss, dass er Belinda nicht das Tennisspielen beibringen muss. Es geht jetzt nur ums Büscheln, um die richtige Dosierung. Und ich glaube, dieses Gespür hat Iain.»

Selbiges traut er auch seiner Billie-Jean-King-Cup-Teamleaderin zu, was gepaart mit ihrer grossen Motivation eine vielversprechende Kombination sei: «Sie wollte schon bei unserem Zusammenzug im November unbedingt zweimal am Tag trainieren und auch das Doppel mitnehmen.» Hierbei bestehe höchstens die Gefahr des Überhastens, so Günthardt, weshalb er Bencics Entscheid, in dieser Woche die Teilnahme beim WTA-125-Turnier in Limoges (Fr) wieder zurückzuziehen, begrüsst: «Sie muss gesund, ausgeruht und hungrig bleiben.»

Warnung vor zu grossen Erwartungen

Günthardt warnt davor, sofort Grosses von der früheren Weltnummer vier zu erwarten und verweist darauf, dass auf der grossen Bühne auch die Auslosung mitentscheidend sein wird. Bencic werde ein paar Partien auf höchsten Level brauchen, um den Rhythmus zu finden. Durch ihr Protected Ranking startet sie zwar direkt im Hauptfeld, wird aber nicht gesetzt sein. Heisst: Im dümmsten Fall trifft sie schon in Runde eins auf Weltnummer eins und Melbourne-Titelverteidigerin Aryna Sabalenka (26).

Klar scheint derweil: An Tatendrang fehlt es Bencic, die in den letzten Monaten auch das Tourleben mit Töchterchen Bella sowie Partner und Fitnesscoach Martin Hromkovic (42) probte, so ganz und gar nicht. Günthardt beschreibt ihren Comeback-Plan wie folgt: «Belinda hat einen Schalter. Wenn sie den umlegt, dann gehts richtig los!»

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