Becker über Bösewicht Djokovic
«Novak wird unfair behandelt»

An Novak Djokovic (34, ATP 1) klebt zu unrecht das Image eines Bösewichts – findet zumindest sein Ex-Coach, die Tennis-Legende Boris Becker (53).
Publiziert: 17.09.2021 um 13:24 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2021 um 13:30 Uhr
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Nach dem Final der US Open überkommen Novak Djokovic die Gefühle.
Foto: AFP

Den Final verloren und doch gewonnen – dieses Fazit zieht Boris Becker nach dem US-Open-Auftritt von Novak Djokovic.

Denn der Serbe, bislang so etwas wie der Staatsfeind Nummer 1 in New York, erobert mit einer tränenreichen Rede die Herzen der US-Fans. «Ich habe Novak noch nie auf dem Tennisplatz weinen gesehen. Er muss emotional über seine Grenzen gegangen sein mit der Erwartungshaltung an sich selbst. Da überkam es ihn einfach», sagt Becker im Podcast «Das Gelbe vom Ball» über Djokovic, den er einst drei Jahre lang als Coach begleitet hat.

«Mein Herz ist voller Freude und ich bin der glücklichste Mensch auf Erden, weil ihr mir auf dem Platz das Gefühl gegeben habt, etwas ganz Besonderes zu sein», bedankt sich die Weltnummer 1 am Sonntag bei den Zuschauern im Arthur Ashe Stadium. Bemerkenswerte Sätze, wie Becker findet: «Er hat endlich gespürt, dass er geliebt und respektiert wird. Das waren einfach offene, ehrliche und tolle Worte in einem schwierigen Moment.»

«Novak benimmt sich halt mal daneben»

Becker glaubt, die Rede könnte so etwas wie ein Wendepunkt für Djokovic sein. Er werde zeit seiner Karriere missverstanden. «Novak ist ein Wettkämpfer, der sich auf dem Platz halt mal daneben benimmt, aber wer tut das nicht? Die Öffentlichkeit und auch die Medien müssen sich daran gewöhnen, dass es nicht nur zwei gibt, die tolle Qualitäten als Spieler und Menschen haben, sondern drei.»

Mit den «zwei» sind natürlich Federer und Nadal gemeint. Becker: «Es kann nicht sein, dass Roger und Rafa immer die Guten sind und Novak immer der Böse. Das ist unfair. Ich hoffe, dass diese zwei Wochen New York, die Ansprache und die Reaktion des Publikums endlich dafür sorgen, dass er in einem anderen Licht gesehen wird.»

So habe sich Djokovic unter anderem nach dem WC-Eklat für Stefanos Tsitsipas (ATP 3) stark gemacht und trete oft für andere Spieler ein, so Becker. «Das wird immer unter den Teppich gekehrt, das will keiner wahrhaben. Es gibt eine sympathische Seite bei ihm, ich hoffe für ihn und seine Familie, dass er endlich fairer behandelt wird als bisher.»

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