Vor rund einem Monat hat er seinem Ruf wieder mal alle Ehre gemacht: Holger Rune (20) hatte sich an den US Open darüber aufgeregt, seine Erstrundenpartie nur auf einem Aussenplatz spielen zu müssen. Auf X (vormals Twitter) postete er den Lageplan von Flushing Meadows und schrieb dazu: «Falls ihr Court 5 finden könnt, hier spiele ich mein erstes Match am Montag ab 11.00 Uhr.» Die überhebliche Aktion ging nach hinten los: Der Mitfavorit flog gegen Roberto Carballes Baena (30) in vier Sätzen raus. Und bekam aus dem Spielerlager zu hören, dass sein Verhalten nicht gerade das Reifeste war. Weltnummer drei Daniil Medwedew (27) verstand Runes Frust, empfahl aber: «Die Sache ist die, dass man immer lieber erst nach dem Spiel darüber reden sollte.»
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Für den temperamentvollen Dänen, den die «Gazzetta dello Sport» im Frühjahr in der Liste der grössten Tennis-Rüpel auf Platz eins setzte, war das US-Open-Out ein weiterer Rückschlag. Und mittlerweile hat sich seine Krise noch verschärft. Seit Wimbledon Mitte Juli hat er – nicht immer ganz fit – bloss eine einzige Partie auf der Tour gewonnen. Hinzu kommt die erneute Trennung von Star-Coach Patrick Mouratoglou (53).
«20 Prozent» des Leistungsvermögens
Zuletzt verlor er in Peking gegen Grigor Dimitrov (32) und gab danach zu Protokoll: «Ich zeige momentan wohl 20 Prozent von dem, was ich könnte.» Wozu er tatsächlich fähig ist, hat er im Frühjahr mit den Finaleinzügen in Rom und Monte Carlo sowie dem 250er-Titel in München gezeigt. Und vor allem: Mit dem fantastischen Schlussspurt des letzten Jahres. Damals stand er in Sofia sowie Basel jeweils im Final und gewann das Turnier in Stockholm. Daraufhin schlug er beim Masters in Paris Novak Djokovic im Endspiel und stiess erstmals in die Top 10 der Welt vor.
Doch genau dieser Punkteberg – ab jetzt sind es noch 1550 Zähler – muss er nun verteidigen. Hält seine sportliche Krise an, droht der aktuellen Weltnummer vier der Absturz im Ranking. Und: Womöglich gar das Verpassen der ATP-Finals in Turin.
Rune braucht einen raschen Turnaround. Die nächste Chance dazu bekommt er beim Masters in Schanghai, ehe Stockholm und Basel folgen. An den Swiss Indoors ist er neben Carlos Alcaraz (20/ATP 2), Taylor Fritz (25/ATP 8) und Casper Ruud (24/ATP 9) einer von vier Top-10-Cracks, die einen Start planen. (mpe)