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Tennis-Märchen geht weiter
Stricker (18) nach Regen-Chaos im Genf-Viertelfinal

Teufelskerl Dominic Stricker übertrifft in Genf weiter alle Erwartungen. Nach Marin Cilic schlägt der Schweizer Junior (ATP 419) mit Marton Fucsovics auch den zweiten Top-50-Tennisstar und steht im Viertelfinal.
Publiziert: 19.05.2021 um 19:11 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2021 um 20:57 Uhr
Stricker tütet Sieg mit Doppelfehler von Fucsovics ein
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Der Matchball im Video:Stricker tütet Sieg mit Doppelfehler von Fucsovics ein
Cécile Klotzbach

Seine Wildcard beim ATP-Turnier in Genf hat sich der 18-jährige Junior Dominic Stricker im März mit seinem ersten Challenger-Sieg in Lugano verdient. Mit der mehr als gelungenen ATP-Premiere gegen den kroatischen US-Open-Sieger von 2014, Marin Cilic (ATP 43), verdient sich der Debütant sogleich noch viel mehr: grosse Anerkennung, die er unter vielen anderen auch von Grossmeister Roger Federer erhält. Nach dessen Blitz-Out am Heimturnier bleibt Stricker die einzige Schweizer Attraktion – und der French-Open-Juniorensieger erfüllt seine neue Rolle im Zentrum der Aufmerksamkeit auch beim zweiten Auftritt bravourös.

Sein Gegner: Laaksonen-Bezwinger Marton Fucsovics (ATP 44). Auch der 29-jährige Ungar verbindet mit dem Genfer «Parc des Eaux-Vives» nur Gutes: seinen bislang einzigen ATP-Titel konnte er 2018 just hier holen.

Zwar startet Stricker nervös, muss gleich im ersten Game zwei Breakbälle abwehren. Dann aber läufts wie geschmiert, Stricker macht 12 Punkte in Folge, breakt und serviert zu Null bis zum 3:0. In Folge ist nicht alles, was die Weltnummer 419 heute zeigt, brillant. Strickers Service ist nicht so effizient wie am Vortag, er verliert den Vorsprung wieder, sieht sich im ersten Durchgang mit 7 Breakbällen konfrontiert. Erstaunlich aber ist die Abgeklärtheit, mit der er 6 davon abwehrt. Der Berner scheint in sich selbst zu ruhen, auch wenn er nach seinem ersten Auftritt erklärte «von aussen mag das so wirken, aber innerlich sieht es oft anders aus».

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Vater Stephan Stricker verfolgt die Matches seines Sohns Dominic in Genf auf dem Handy.
Foto: Sven Thomann

Regen-Chaos in Genf

Nach dem ersten Durchgang dürfte der Teenager aufgewühlt sein, er gewinnt ihn 7:5! Aber noch ist das Match nicht im Trockenen. Im Gegenteil, bei 1:2 im Zweiten unterbricht Regen die bislang 70-minütige Partie für eineinhalb Stunden. Sechs Spiele später bei 5:4 erneut! Aber auch dadurch lässt sich der Linkshänder aus Grosshochstetten nicht aus dem Konzept bringen. Er behält sensationell die Nerven, macht die ihm noch fehlenden drei Punkte – und schafft es mit 6:4 unter widrigsten Bedingungen in den Viertelfinal! Bis zu dieser Woche hat Stricker noch keinen Spieler innerhalb der Top-100 geschlagen – in Genf gibt er gegen zwei Top-50-Stars noch keinen Satz ab.

Vor den Geneva Open hatte Dominic keine Ahnung, was ihn erwarten würde und ob er im grossen Profizirkus mithalten könne. Wichtige Anhaltspunkte hatte er allenfalls durch Trainings mit Federer oder anderen Elitespielern, denen er an den letzten ATP Finals in London als Sparringspartner dienen durfte. Aber der Ernstkampf sei doch immer was anderes, hatte er vorsichtig gesagt. Nach zwei Turniertagen in Genf dürften sein Selbstvertrauen gestählt und die Berührungsängste beseitigt sein. Dominic kann mithalten – und schon jetzt ist klar, dass er sich wertvolle 45 ATP-Punkte sichert und im Ranking rund 90 Plätze gut macht. Und gut möglich, dass der Teufelsritt von Teufelskerl Stricker ja noch weiter geht. Seine nächste Hürde: Federer-Bezwinger Pablo Andujar (ATP 75).

Stricker im Sieger-Interview

Zu seinem Einzug in den Viertelfinal:
Ich bin sehr happy mit meiner Leistung heute. Alles funktioniert sehr gut, mein Service half mir sehr und wurde während des Matches immer besser. Es war nicht leicht mit den Regen-Unterbrechungen.

Was ging in den Pausen in Ihnen vor?
Das ist natürlich immer schwierig, da gehen einem schon viel Dinge durch den Kopf. Aber ich konnte gut mit meinem Trainer reden, was der Plan ist, wenn ich wieder rausgehe. Nach der zweiten Pause bei 5:4, 0:15 war es eine Lotterie, wie wir rauskommen. Es lief zum Glück sehr gut. Ich ging aggressiv in den Ball, aber das Ziel war, keine blöde Fehler zu machen.

Coach Sven Swinnen ist wegen seiner Corona-Infektion nicht da, mit wem besprechen Sie sich?
Hier mit Kai Stentenbach, und wir besprechen uns beide natürlich auch mit Sven. Zu meinem nächsten Match gegen Andujar werde ich sicher auch noch Rogers Coach Severin Lüthi fragen, was er mir darüber sagen kann.

Wie schaffen Sie es, unter den neuen, dazu widrigen Bedingungen zumindest äusserlich so cool zu bleiben?
Innerlich ist eine grosse Aufregung in mir, aber ich probiere halt auch, dass man es von aussen nicht so sieht. Ich freue mich einfach sehr, hier zu sein und geniesse es ungemein. Es ist cool zu sehen, dass ich mithalten kann.

Hat dieser Sieg den gleichen oder gar mehr Wert als der Sieg gegen Cilic?
Man hat Cilics Grand-Slam-Sieg natürlich im Kopf. Aber Fucsovics ist auch ein super Spieler und hat hier schon gewonnen – deshalb haben beide so ziemlich genau den gleichen Wert für mich. Es ist cool, dass ich den ersten Sieg bestätigen konnte und hoffe, morgen daran anzuschliessen. Ich habe nun Vertrauen gewonnen. Aber es hat noch sehr, sehr viele gute Spieler im Turnier und ich werde mein Bestmögliches versuchen.

Haben Sie schon viele Reaktionen erhalten?
Ja es gab viele nach dem gestrigen Match und heute auch schon wieder. Ich merke schon, dass ziemlich viele Leute nun auf mich schauen, aber ich denke darüber nicht allzu viel nach und muss das auch weiter ausblenden.»

Zu seinem Einzug in den Viertelfinal:
Ich bin sehr happy mit meiner Leistung heute. Alles funktioniert sehr gut, mein Service half mir sehr und wurde während des Matches immer besser. Es war nicht leicht mit den Regen-Unterbrechungen.

Was ging in den Pausen in Ihnen vor?
Das ist natürlich immer schwierig, da gehen einem schon viel Dinge durch den Kopf. Aber ich konnte gut mit meinem Trainer reden, was der Plan ist, wenn ich wieder rausgehe. Nach der zweiten Pause bei 5:4, 0:15 war es eine Lotterie, wie wir rauskommen. Es lief zum Glück sehr gut. Ich ging aggressiv in den Ball, aber das Ziel war, keine blöde Fehler zu machen.

Coach Sven Swinnen ist wegen seiner Corona-Infektion nicht da, mit wem besprechen Sie sich?
Hier mit Kai Stentenbach, und wir besprechen uns beide natürlich auch mit Sven. Zu meinem nächsten Match gegen Andujar werde ich sicher auch noch Rogers Coach Severin Lüthi fragen, was er mir darüber sagen kann.

Wie schaffen Sie es, unter den neuen, dazu widrigen Bedingungen zumindest äusserlich so cool zu bleiben?
Innerlich ist eine grosse Aufregung in mir, aber ich probiere halt auch, dass man es von aussen nicht so sieht. Ich freue mich einfach sehr, hier zu sein und geniesse es ungemein. Es ist cool zu sehen, dass ich mithalten kann.

Hat dieser Sieg den gleichen oder gar mehr Wert als der Sieg gegen Cilic?
Man hat Cilics Grand-Slam-Sieg natürlich im Kopf. Aber Fucsovics ist auch ein super Spieler und hat hier schon gewonnen – deshalb haben beide so ziemlich genau den gleichen Wert für mich. Es ist cool, dass ich den ersten Sieg bestätigen konnte und hoffe, morgen daran anzuschliessen. Ich habe nun Vertrauen gewonnen. Aber es hat noch sehr, sehr viele gute Spieler im Turnier und ich werde mein Bestmögliches versuchen.

Haben Sie schon viele Reaktionen erhalten?
Ja es gab viele nach dem gestrigen Match und heute auch schon wieder. Ich merke schon, dass ziemlich viele Leute nun auf mich schauen, aber ich denke darüber nicht allzu viel nach und muss das auch weiter ausblenden.»

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