Skurriler Nachbarschaftsstreit
Jens Lehmann steht nach Kettensägen-Attacke vor Gericht

Jens Lehmann steht ab Freitag im deutschen Starnberg vor Gericht. Dem ehemaligen Goalie der deutschen Nationalmannschaft wird vorgeworfen, den Dachbalken seines Nachbarn mit einer Kettensäge zersägt zu haben. Für den Prozess sind zwei Verhandlungstage angesetzt.
Publiziert: 08.12.2023 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2023 um 14:27 Uhr
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Jens Lehmann soll sich mit einem Nachbarn jahrelang einen Streit geliefert haben. Irgendwann soll es dem Ex-Goalie gereicht haben und er soll den Dachbalken des Nachbarn mit einer Kettensäge zersägt haben.
Foto: imago images/Passion2Press

Vor dem Amtsgericht in Starnberg (D) hat am Freitag ein Prozess gegen den früheren deutschen Fussball-Nationaltorwart Jens Lehmann (54) um einen skurrilen Nachbarschaftsstreit begonnen. Der Ex-Goalie erschien im dunklen Anzug mit blauer Krawatte und schloss die Augen, als der Staatsanwalt begann, die Anklage gegen ihn zu verlesen.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, im Sommer vergangenen Jahres einen Dachbalken in der Garage seines Nachbarn mit einer Kettensäge zersägt zu haben. Laut Anklagebehörde war der mutmasslichen Tat ein jahrelanger Nachbarschaftsstreit vorausgegangen.

Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung

Als Grund dafür sieht die Staatsanwaltschaft, dass die Garage Lehmann den Blick auf den Starnberger See in Oberbayern versperrte. Zudem soll er laut Staatsanwaltschaft das Kabel einer Überwachungskamera abgetrennt haben.

Für den Prozess gegen ihn unter anderem wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung sind zwei Verhandlungstage angesetzt. Lehmanns Anwalt Christoph Rückel wollte sich vor Beginn des Prozesses auf Anfrage nicht äussern, kündigte aber eine Stellungnahme im Gerichtssaal zu Beginn der Verhandlung an.

Lehmann sieht sich als Opfer von falschen Verdächtigungen und spricht von Rufmord. «Ich bin einfach mal hereingegangen, um zu schauen, was er da eigentlich macht», sagte der frühere deutsche Nationalkeeper am Freitag über die damals im Bau befindliche Garage. «Was ist schlimmer? Mord oder Rufmord?», fragte er in seinen langen Ausführungen.

«Frustration auf beiden Seiten»


Eine Kettensäge habe er nur dabei gehabt, weil er zuvor die Hecke seines Nachbarn geschnitten habe – auf dessen Wunsch. Der Vorwurf des Hausfriedensbruchs, den die Staatsanwaltschaft ihm macht, treffe darum nicht zu, sagte der WM-Held von 2006, der als aktuellen Beruf «arbeitsloser Fussballtrainer» angab.

Lehmanns Anwalt verlas vor der Aussage seines Mandanten eine Verteidigererklärung, in der er vor allem betonte, dass der Nachbarschaftsstreit und auch zivilrechtliche Auseinandersetzungen beigelegt seien: «Es war eine Aktion, bei der Frustration auf beiden Seiten eine grosse Rolle spielte, aber die Eskalation ist beendet.»

Ex-Schalke-Goalie vor Gericht

«Die gegen mich erhobenen Vorwürfe treffen so nicht zu», schrieb Lehmann im Sommer auf Instagram, nachdem Anklage gegen ihn erhoben worden war. «Der Schaden ist wie immer die enorme Rufschädigung und die Missachtung der Privatsphäre.» Bis zum Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung.

Lehmann ist in dem Verfahren ausserdem wegen Beleidigung von Polizisten angeklagt und wegen versuchten Betrugs, weil er die Gebühren in einem Parkhaus nicht habe zahlen wollen. Er berief sich auf Missverständnisse. Er habe auf eine Rechnung gewartet, die nicht gekommen sei. Und er habe die Polizistin, die ihm seinen Führerschein abnehmen wollte, nicht als Lügnerin bezeichnet – sondern gesagt, sie habe gelogen.

Lehmann war 2006 zum gefeierten Torwart der Heim-WM, des «Sommermärchens», geworden – vor allem durch seine Glanzleistung beim Elfmeterschiessen gegen Argentinien im Viertelfinale. In seiner aktiven Zeit spielte er unter anderem beim FC Schalke 04, bei Borussia Dortmund und beim FC Arsenal in London. Im Finale um den Uefa-Pokal 1997 trug er mit einem gehaltenen Strafstoss im Penalty-Schiessen zum Sieg der Schalker gegen Inter Mailand bei. (SDA)

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