Wie heisst der letzte Schweizer Gröden-Triumphator? Selbst Beat Feuz muss für einen Moment scharf nachdenken. Nach ungefähr zehn Sekunden Bedenkzeit ist sich der Emmentaler aber ziemlich sicher: «Wahrscheinlich war mein Super-G-Sieg 2011 der letzte Schweizer Triumph auf dieser Piste.»
Das stimmt tatsächlich. Und der letzte helvetische Abfahrts-Sieg beim Klassiker im Südtirol ist sogar noch länger her – Silvan Zurbriggen jubelte 2010.
Vorteil für die gross gewachsenen Athleten
Wie erklärt der mehrfache Lauberhorn-, Kitzbühel-, und Beaver-Creek-Champion Feuz die lange Schweizer Durststrecke auf der Saslong? «Ich kann nur für mich reden. Es gibt auf dieser Abfahrt viele Wellen, die einem 1,73 Meter kleinen Athleten viel grössere Probleme bereiten als den gross gewachsenen Athleten. Der zwei Meter lange Amerikaner Bryce Bennett meistert mit seinen Gummibeinen solche Hindernisse deutlich leichter.»
Noch stärker geprägt wurden die Val-Gardena-Rennen in der Vergangenheit von Bennetts 1,93 Meter langem Landsmann Steven Nyman (drei Siege) und dem 1,89 Meter grossen Super-Elch Aksel Lund Svindal (No, fünf Siege).
Vieles spricht für Odermatt
Beat Feuz ist aber zuversichtlich, dass der Schweizer Gröden-Fluch heute im Super-G zu Ende gehen wird. «Marco Odermatt hat in diesem Jahr mit seinen Siegen in Saalbach und in Beaver Creek bewiesen, dass er auf komplett unterschiedlichen Strecken erfolgreich sein kann. Ich sehe deshalb keinen Grund, warum Marco nicht auch in Gröden intakte Siegeschancen hat.»
Zumal der Nidwaldner sowieso die ideale Grösse für die wellige Saslong zu haben scheint. «Odi» misst wie Bernhard Russi (73) und Pirmin Zurbriggen (58) 183 Zentimeter. Zur Erinnerung: Russi gewann 1970 die WM-Abfahrt in Val Gardena, und Zurbriggen fuhr auf dieser Piste 1989 den letzten Sieg in seiner beeindruckenden Karriere ein.
Gefährlichster Gegner kommt aus Norwegen
Aber warum bestreitet der dreifache Saisonsieger Odermatt trotz seiner Überform hier nur den Super-G? «Weil am Sonntag und Montag in Alta Badia zwei enorm anspruchsvolle Riesenslaloms auf dem Programm stehen, macht ein Abfahrtsstart am Samstag für Marco keinen Sinn. Mir ist wichtig, dass er sich stattdessen optimal auf die beiden Rennen in seiner Paradedisziplin vorbereitet», erklärt Cheftrainer Tom Stauffer.
Selbstverständlich hat sich der Weltcup-Leader auch optimal auf den heutigen Super-G vorbereitet. Sein gefährlichster Gegner? Aleksander Aamodt Kilde, der im Vorjahr das Saslong-Double (Sieg im Super-G und in der Abfahrt) geschafft hat. Der Norweger ist übrigens einen Zentimeter kleiner als Odermatt.