«Wie vom siebten Stock auf Beton zu springen»
Schweizer Abfahrts-Talente fliegen erstmals über Kamelbuckel

Drei junge Schweizer Abfahrer schauen in Gröden ziemlich blass aus der Wäsche. Sie stehen vor ihrem ersten Sprung über die berüchtigten Kamel-Buckel.
Publiziert: 16.12.2021 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2021 um 16:32 Uhr
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Der Toggenburger Josua Mettler (l., mit Cheftrainer Thomas Stauffer) ist bei der Besichtigung der Kamelbuckel besonders angespannt.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Gröden

Auf einmal kommen sich die grossen Schweizer Abfahrts-Talente ziemlich klein vor. Der Grund: Der Innerschweizer Yannick Chabloz (22), der Freiburger Alexis Monney und der Toggenburger Josua Mettler besichtigen erstmals die legendäre Saslong. Monney, seines Zeichens Junioren-Weltmeister in der Abfahrt, stechen sofort die vielen Wellen ins Auge. «Richtig heftig, solche Dinger gibt es im Europacup nicht!»

Und Mettler, der am letzten Wochenende in Santa Caterina eine Europacup-Abfahrt gewinnen konnte, ergänzt: «Im Europacup gibt es auch keine Strecke, die nur annähernd so lang ist wie diese hier.»

Marc alle Ehre machen

Chabloz, der vor drei Wochen in Lake Louise erstmals im Weltcup eingesetzt wurde, hat als Nidwaldner einen starken Bezug zum Obwaldner Marc Gisin. «In meinem Kinderzimmer habe ich immer noch eine Autogrammkarte von Marc», erzählt er.

Logisch, dass Chabloz auch beim erstmaligen Blick über die Kamelbuckel an Gisin denkt, schliesslich ging die Karriere des Bruders von Michelle und Dominique hier vor drei Jahren mit einem fürchterlichen Sturz zu Ende. «Ich denke hier wirklich oft an Marc, aber trotz allem positiv. Ich will bei meinem Debüt auf dieser Strecke Marc alle Ehre machen.»

«Ja keine Risiken eingehen!»

Rund um die Kamelbuckel gibt es viele furchteinflössende Geschichten. Der Österreicher Gerhard Pfaffenbichler sagte nach seinem Sturz 1989: «Der Flug über diese Buckel fühlt sich an, wie wenn du vom siebten Stock eines Hochhauses auf den Betonboden springst.»
Der grosse Meister Beat Feuz (35) gibt den Debütanten vor ihrem Jungfernflug im ersten Training folgenden Tipp: «Die sollen ja keine Risiken eingehen! Sauber drüberfahren, die Erfahrungen vom hohen Luftstand und der beträchtlichen Weite sammeln und dann gut setzen lassen. Dann fühlt sich das Ganze im zweiten Training schon ganz anders an.»

Chabloz, Monney und Mettler meistern diese Herausforderung ohne grössere Probleme. Nach einem Luftstand von rund sechs Metern landen sie in souveräner Manier bei der 60-Meter-Marke. Obwohl Chabloz als 57. des Trainings 4,15 Sekunden auf die Bestzeit von Ryan Cochran-Siegle einbüsst, ist er im Ziel überglücklich: «Wow, das ist eine richtig geile Abfahrt! Entsprechend gross ist meine Vorfreude aufs zweite Training, in dem ich wesentlich mehr riskieren werde.»

Alexis Monney verliert als 28. nur 2,82 Sekunden. «Es war wirklich cool, die Wellen in der Ciaslat haben mich aber ziemlich überfordert.» Und Josua Mettler? Der Ostschweizer büsst bei seiner Premiere über die WM-Strecke von 1970 über 5 Sekunden ein. Aber auch er kann es kaum erwarten, bis er heute zum zweiten Mal über die Kamelbuckel springen darf.

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