Peter Müller verfolgt auch im Alter von 64 immer noch grosse sportliche Ziele. «Ich trainiere derzeit für die Patrouille de Glacier!», sagt der Abfahrts-Weltmeister von 1987.
Dass er im Jahr vor seiner Pensionierung beim weltweit grössten Wettkampf im Skibergsteigen antreten kann, hat vor 32 Jahren niemand geglaubt. «Mein Arzt hat mir damals prophezeit, dass ich nie mehr Sport treiben könne. Er hat mich damals für invalide erklärt.»
Ausschlaggebend für diese düstere Prognose ist damals ein Crash bei den Grödener Kamelbuckeln. «Es hat nass geschneit und mein Servicemann wollte, dass ich im zweiten Trainingslauf einen neuen Ski ausprobiere», erinnert sich Müller. «Dummerweise war dieser Ski nicht wirklich schnell, ich bin mit zu wenig Tempo auf die Kamelbuckel zugekommen. Weil ich ungefähr eineinhalb Meter zu kurz gesprungen bin, habe ich mit dem linken Knie aufgeschlagen – es war komplett zertrümmert!»
«Kann nur noch zu 90 Prozent beugen»
Entgegen der ursprünglichen Ankündigung seines Docs kehrt der heroische Kämpfer aus Adliswi ZH zwar doch noch einmal in den Weltcup-Zirkus zurück. «Aber weil ich mein Knie seit der Bruchlandung in den Kamelbuckeln nur noch zu 90 Prozent beugen kann, konnte ich nicht mehr um einen Weltcupsieg mitfahren.»
Deshalb beendet «Pitsch» seine glorreiche Karriere (24 Weltcupsiege) im März 1992. Heute betreibt er in Einsiedeln ein Sportgeschäft. Wenn er auf SFR ein Abfahrtsrennen anschaut, runzelt Peter wegen dem Co-Kommentator die Stirn: «Ich habe nichts dagegen, wenn Marc Berthod als zweifacher Adelboden-Sieger Riesenslaloms und Slaloms kommentiert. Aber bei einer Weltcup-Abfahrt war er nie in den Top-20. Deshalb tue ich mich schwer damit, wenn so einer im TV als Abfahrts-Experte eingesetzt wird. Ich hätte für diese Aufgabe Marco Büchel verpflichtet.»
Heute vor drei Jahren stürzte Gisin übel ab!
Aber zurück ins Val Gardena: Weil sich 1989 neben Müller an dieser Stelle auch der Italiener Giorgio Piantanida, der Ösi Gerhard Pfaffenbichler und der Urner Philipp Schuler schwer verletzten, wurden die Kamelbuckel entschärft. «Die Buckel wurden von 47 Meter auf 35 Meter zusammengeschoben. Deshalb können die Athleten heute in der Hocke drüber fahren», meint Müller.
Trotzdem haben die Kamelbuckel auch in der Neuzeit einige namhafte Athleten auf dem Gewissen. Silvan Zurbriggen hat hier 2007 sein linkes Kreuzband gerissen. Und heute vor drei Jahren erlitt Marc Gisin bei seinem schrecklichen Flug über den ersten Buckel ein Schädel-Hirn-Trauma sowie Becken- und Rippenbrüche. Der Bruder von Michelle und Dominique hat danach nie mehr ein Rennen bestritten.