Marc Gisin hatte bei den Übertragungen der letzten Speed-Rennen kein gutes Gefühl. «Vor allem bei den Rennen in Beaver Creek habe ich heftige Entzugserscheinungen gespürt. Es hat mich vor dem Fernseher brutal gereizt, über diese Piste zu heizen.»
Dass der Bruder von Dominique und Michelle in diesem Leben nie mehr mit Vollgas über eine Rennstrecke donnern wird, ist auf die Grödener Kamelbuckel zurückzuführen. Exakt heute vor drei Jahren hat der 1,98 Meter-Mann bei seinem fürchterlichen Sturz über den ersten Kamelbuckel ein Schädel-Hirn-Trauma sowie Becken- und Rippenbrüche sowie eine lebensgefährliche Lungenquetschung erlitten. Er fällt ins Koma und muss künstlich beatmet werden. Nach einer sehr kritischen Nacht verkünden die Ärzte zwar, dass Gisin über den Berg sei und keine bleibenden Schäden davontragen werde.
Der missglückte Comeback-Versuch
Der Versuch, in die Champions League des Skisports zurückzukehren, scheitert allerdings. Im letzten Jahr erklärt Marc seinen endgültigen Rücktritt.
«Eigentlich ist mir diese Entscheidung leicht gefallen, weil ich bei meinem Comeback-Versuch deutlich gespürt habe, dass das Rennfahren bei mir nie mehr funktionieren wird.»
Deshalb weiss Gisin trotz den gelegentlichen Entzugserscheinungen auch in diesen Tagen, dass er vor knapp elf Monaten die richtige Entscheidung getroffen hat. Vor ein paar Wochen hat er ein 60 Prozent-Pensum im betrieblichen Gesundheits-Management vom Nahrungsmittelunternehmen Delica angetreten.
Der 33-Jährige studiert zudem Wirtschaftspsychologie und betreut im Sommer für seinen Ausrüster Ski-Talente. «Marc macht einen super Job mit den Kindern», schwärmt der langjährige Rossignol-Rennchef Angelo Maina. Gisin hat im Mai seine langjährige Freundin vor den Traualtar geführt. Deshalb dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er sein eigenes Kind betreuen darf.