«Ich hatte Angst»
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Holdener beim Skispringen:«Ich hatte Angst»

Wendy hebt ab
Mutprobe! Ski-Ass Holdener fliegt über Einsiedler Schanze

«Ich hatte Angst», gibt Wendy Holdener (29) offen zu. Sie ist aber auch erleichtert: Soeben hat sie die 70-Meter-Schanze in Einsiedeln bezwungen. Doch wie kam es dazu?
Publiziert: 25.09.2022 um 16:45 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2022 um 17:54 Uhr
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Gut gelaunt erscheint Wendy Holdener bei den Schanzen in Einsiedeln. Schon bald wird sie ernster in die Welt blicken.
Foto: Sven Thomann
Mathias Germann (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Wir schreiben den 13. Mai 2009. In Einsiedeln wird die Simon-Ammann-Schanze eingeweiht. Zur gleichen Stunde feiert Wendy Holdener aus Unteriberg SZ ihren 16. Geburtstag. «Von meiner Party weiss ich nichts mehr, aber die Bilder der Einweihung mit Simon sind mir noch im Kopf», so Holdener.

13 Jahre sind seit jenem Tag vergangen. Ammann ist mittlerweile vierfacher Olympiasieger und Holdener eine der erfolgreichsten Rennfahrerinnen der Schweizer Ski-Geschichte. Doch jetzt betritt Holdener Neuland. Die Skitechnikerin will erstmals überhaupt eine Sprungschanze bezwingen – nicht irgendeine, sondern die nach Ammann benannte 70-Meter-Schanze. «Ich habe sie schon so oft aus der Ferne gesehen. Und wusste: Irgendwann will ich auch da runter. Heute versuche ich es!»

Keine Kurven, kein Bremsen

Nun könnte man meinen: Für eine, die in ihrer Karriere mehrere Hundert Mal am Start eines Skirennens stand, sollte dies eine überwindbare Hürde sein. Zumal Holdener nicht Skisprung-Latten, sondern mit normalen Ski an den Füssen zur Herausforderung antritt.

«Ich fuhr auch schon einige Abfahrten im Weltcup und springe gerne. Das ist trotzdem etwas ganz anderes. Hier sind die Ski beim Anlauf in einer Spur, ich kann sie nicht bewegen. Und auch beim Auslauf muss ich immer geradeaus, kann weder Kurven machen noch bremsen», so Holdener.

Holdener saust über den Kiesweg

Entsprechend angespannt sitzt Holdener kurz darauf oben am Balken. Sie konzentriert sich, fasst sich ein Herz und stürzt in die Tiefe. Nach wenigen Sekunden ist sie nur noch als kleiner Punkt weit unten auf dem Gras zu sehen. «Ich hatte Angst, beim Absprung am Tisch rutschte mir das Herz kurzzeitig in die Hose. Und auch der Übergang von der Matte ins Gras war nicht ohne», erzählt sie.

Tatsächlich: Die Bremswirkung bei ihrem ersten Auslauf im Gras ist so stark, dass Ruedi Holdener (ein Freund der Familie und mit Bruder Kevin ihr Manager) bei Wendys zweitem Versuch kurzerhand selbst zum Schlauch greift und den Auslauf bespritzt. Es nützt. Sogar mehr als erwartet: Holdener saust kurz darauf mit vollem Karacho an allen vorbei, rasselt über einen Kiesweg und kommt erst auf der angrenzenden Wiese zum Stillstand. «Aber so ist es besser», ruft sie gut gelaunt zurück.

«Simon gab mir wertvolle Tipps»

Holdener lernte Skisprung-Legende Ammann nach ihrem 16. Geburtstag rasch kennen und schätzen. «Ich durfte oft mit den Skispringern in Einsiedeln im Kraftraum trainieren. Und dabei habe ich viel von Simon gelernt, er gab mir einige wertvolle Tipps und ist nicht nur wegen seiner vier Olympiasiege für mich ein grosses Vorbild.» Und heute? «Jetzt bin ich stolz, dass ich es über seine Schanze geschafft habe!»

Übrigens: Nach dem Trainingslager in Ushuaia im argentinischen Feuerland geht es Holdener bestens, sie hat keine Beschwerden. «Ich freue mich schon jetzt auf den Saisonauftakt», sagt sie. Dieser erfolgt am 22. Oktober traditionell in Sölden (Ö) auf dem Rettenbachgletscher mit einem Riesenslalom.

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