Der Schweiss tropft, die Muskeln brennen, das Herz pumpt. «Aber es macht Spass», sagt Joana Hählen (30). Wir blicken auf den August zurück. Da schindet sich die Speed-Spezialistin beim Kondi-Training in Gerzensee BE, um für den kommenden Winter physisch bereit zu sein. Mit Erfolg. Ihr Kondi-Trainer Alex Brooker, ein ehemaliger Rugby-Spieler aus London, ist happy: «Joana hatte einen super Sommer, sie ist so stark wie noch nie. Nun ist sie physisch bereit, um alles auf dem Schnee umzusetzen.»
Genau das tut die 30-Jährige derzeit mit dem Team in der Kälte des argentinischen Feuerlands. «Ich war seit vier Jahren nicht mehr in Südamerika. Es war cool, wieder einmal einen grösseren Trainingsblock auf Schnee zu haben.» An Kondition, um auch die nächste, intensive Zeit zu überstehen, mangelt es der Bernerin nicht. Davon konnten sich auch die Schweizer NHL-Spieler Nico Hischier (23) und Janis Moser (22) überzeugen. Sie und weitere Hockey-Cracks holten sich bei Brooker die Grundlage für den Winter – so wie auch Hählen.
Arizona-Verteidiger Moser meint: «Vor allem Joanas Beinkraft ist beeindruckend, diese Kraft hilft ihr auf den Ski sehr. Sie ist aber auch immer gut drauf und pusht uns, wenn es richtig hart wird – das ist sehr motivierend.» Hählen gibt das Lob zurück: «Es ist cool, mit Hockeyspielern zu arbeiten. Sie haben eine gute Einstellung und geben alles. Man merkt sofort, dass sie Teamplayer sind – das gemeinsame Training tut mir auch im Kopf gut.»
Podestplatz im letzten Rennen
Nach einem Innenbandanriss im Knie im letzten Dezember schaffte Hählen das, was ihr kaum jemand zugetraut hatte: Sie fuhr die beste Saison ihres Lebens. Sie raste sechsmal in die Top 10 und hatte am Ende so viele Punkte wie nie zuvor in der Abfahrts- und Super-G-Wertung. Bei den Olympischen Spielen in Peking landete sie nach der Trainingsbestzeit in der Abfahrt auf Rang 6, kurz darauf verpasste sie in Courchevel ihren ersten Weltcupsieg nur um einen Zehntel – Rang 2.
«Das hätte ich selbst nicht erwartet, als ich mich verletzt hatte. Umso schöner, dass es gut gekommen ist. In der nächsten Saison will ich nun anknüpfen, wo ich aufgehört habe», sagt sie. Die Grundlage dafür hat Hählen in der Kondi-Folterkammer an der Seite der besten Schweizer Hockeyspieler bereits gelegt.