Auf einen Blick
- Lara Gut-Behrami und Federica Brignone duellieren sich im Super-G von Kvitfjell
- Beide Skifahrerinnen zeigen trotz fortgeschrittenem Alter weiterhin Spitzenleistungen
- Brignone gewinnt, Gut-Behrami führt Disziplinenwertung mit 55 Punkten Vorsprung an
Als am 28. Dezember 2007 beim Riesenslalom von Lienz (It) die Namen von Lara Gut-Behrami (33) und Federica Brignone (34) erstmals auf der Startliste eines Weltcuprennens auftauchten, hätte wohl kaum jemand daran geglaubt, dass die Schweizerin und die Italienerin knapp 18 Jahre später immer noch aktiv sein würden. Genau das ist aber der Fall – und zwar auf höchstem Niveau!
Beim Super-G von Kvitfjell (No) liefern sie sich nicht nur ein Duell auf dem berühmten Olympiabakken, sondern auch in der Super-G-Disziplinenwertung. Brignone siegt zwar vor Gut-Behrami, hat drei Rennen vor Schluss aber nach wie vor einen Rückstand von 55 Punkten auf die Tessinerin.
Es zeichnet sich ein Krimi um die Kristallkugel ab. Auch, weil den beiden die Power kaum ausgehen wird – fortgeschrittenes Skifahrer-Alter hin oder her. «Ich habe noch viel Energie, bin vielleicht bei 98 Prozent. Es war schon immer so, dass ich im letzten Teil der Saison am stärksten fahre», sagt Brignone im SRF. Von Müdigkeit ist bei der Frau, die nicht nur einen Tiger auf dem Helm hat, sondern sich selbst als solchen sieht («Der Tiger, das bin ich»), nichts zu spüren.
«Bin halt nicht schnell zufrieden»
Aber auch Gut-Behrami hat trotz des angekündigten Rücktritts auf Ende des nächsten Winters keine Lust, es ruhig angehen zu lassen. Wie sonst kann man ihre harte Selbstkritik, die sie nach Platz 2 in Kvitfjell äussert, deuten? «Ich bin überhaupt nicht zufrieden», ärgert sie sich. «Ich mache immer wieder Fehler – die ganze Saison bereits. Ich bin selbst schuld, das regt mich auf.» Sie sei zwar sauber auf dem Ski gestanden und alles auf Zug gefahren, aber ihr Patzer im Mittelteil der Strecke sei schlicht unnötig. «Ich bin halt nicht eine, die schnell zufrieden ist», so Gut-Behrami.
Tatsächlich kommt auch Brignone nicht ohne Patzer durch. «Aber sie hat ihren Fehler weiter unten gemacht. An einer Stelle, die nicht so zeitraubend ist», so SRF-Experte Stefan Abplanalp. Heisst: Gut-Behrami hätte das Rennen locker gewonnen, hat sie doch letztlich einen Rückstand von nur sechs Hundertstel. Oder? «Das ist möglich. Für mich ist es jedenfalls faszinierend, wie sich die beiden auch nach so vielen Jahren noch um Siege duellieren. Und ich bin überzeugt, dass es im Super-G bis zum letzten Rennen spannend bleiben wird», so Abplanalp.
Grosse Kristallkugel? Brignone liegt 251 Punkte vorn
Im Kampf um den Gesamtweltcup gehen Gut-Behrami dagegen langsam, aber sicher die Rennen aus. Acht Rennen vor Schluss (keine der beiden fährt Slaloms) hat Brignone ein Polster von 251 Punkten. «Darum wird es für Lara besonders wichtig sein, beim kommenden Riesenslalom in Are Boden auf Fede gutzumachen», findet Abplanalp.
So oder so: Die einst eher kühle Beziehung der beiden Ski-Routiniers hat sich in den letzten Jahren gebessert. «Ich bewundere Fede. Denn ich weiss aus eigener Erfahrung, wie es ist, sich nach so vielen Jahren im Sommer noch zu schinden und Spitzensport zu treiben», sagte Gut-Behrami unlängst. Und Brignone meinte vor zwei Jahren zu Blick: «Ich respektiere Lara sehr, sie war schon immer ein Vorbild und ist ein Champion. »
Sicher ist: Die Fortsetzung des Duells folgt schon bald.