«Mehr Hunger als ich»
Odermatts süsssaures Riesen-Podest – Fussball-Weltmeister überrascht Tumler

Obwohl Marco Odermatt beim Riesenslalom in Kranjska Gora seinen 84. Podestplatz im Weltcup erkämpft, reist der dreifache Gesamtweltcupsieger nicht wunschlos glücklich aus Slowenien ab – mit Henrik Kristoffersen hat der «Falsche» gewonnen.
Publiziert: 01.03.2025 um 17:48 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2025 um 19:12 Uhr
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Marco Odermatt erkämpft sich beim Riesen in Kranjska Gora den 84. Podestplatz bei einem Weltcuprennen.
Foto: Getty Images
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Wenn die Skirennfahrer eine Wahl vom unbeliebtesten Konkurrenten durchführen würden, Henrik Kristoffersen würde mit grosser Sicherheit die meisten Stimmen erhalten. Der cholerische Ehrgeizling aus der Region Oslo hat selbst im norwegischen Team kaum Freunde.

Auch Marco Odermatt hat noch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er mit dem 30-jährigen Wikinger nicht warm wird. Vor der WM in Courchevel wurde der Nidwaldner im grossen SonntagsBlick-Interview gefragt, ob er mit einem zweiten Rang hinter dem eloquenten Aleksander Aamodt Kilde besser leben könnte als mit dem zweiten Platz hinter dessen verbissenen Landsmann Kristoffersen. Odermatts Antwort: «Das stimmt. Zweiteres ist ein No-Go. Privat habe ich Henrik bis jetzt nicht wirklich kennengelernt. Aber so wie er sich als Rennfahrer verhält, bekommt er von mir sicher nicht die Note 10.»

Das war Kristoffersens grosser Vorteil

Kristoffersen hat sich in der Vergangenheit regelmässig darüber beschwert, dass die Kurssetzung bei den Riesenslaloms zu oft den Qualitäten von Odermatt entgegenkommen würde. Nach dem Riesen in Kranjska Gora beschwert sich der Slalom-Weltmeister von 2023 in keiner Silbe über die Kurssetzung, obwohl der zweite Lauf vom Schweizer Co-Trainer Renzo Valsecchi ausgeflaggt wurde.

Kristoffersen ist gestern bester Laune, weil er vor dem gebürtigen Norweger und Neo-Brasilianer Lucas Braathen seinen 31. Weltcupsieg verbucht, Odermatt muss sich mit dem dritten Rang begnügen. «Auf der einen Seite freue ich mich über einen weiteren Podestplatz. Andererseits fuchst es mich, dass ich aus dieser Salzschneepiste, die mir normalerweise genauso gut liegt wie die etwas schnellere Kurssetzung im zweiten Lauf, nicht noch ein bisschen mehr herausholen konnte. Und wenn Kristoffersen gewinnt, hält sich die Freude aus mehreren Gründen in Grenzen. Mit diesem Sieg kommt er mir im Kampf um die kleine Riesenslalom-Kugel wieder wesentlich näher.»

41 Punkte liegt Odermatt in der Riesenslalom-Gesamtwertung vor den beiden letzten Entscheidungen in dieser Sparte vor Kristoffersen. «Wahrscheinlich ist Henrik hier mit etwas mehr Hunger an den Start gegangen als ich», mutmasst der 27-Jährige. Odermatts Trainer Helmut Krug sieht das ähnlich: «Während Marco letzte Woche in Crans-Montana eine erfolgreiche, aber sehr harte Speed-Woche absolvierte, konnte sich Kristoffersen genau wie Lucas Braathen voll auf dieses Technik-Wochenende fokussieren. Logisch, dass er deshalb frischer in dieses Rennen gegangen ist. Zudem hatte Kristoffersens Ausrüster auch mehr Zeit, um das optimale Setup für diese Bedingungen zu testen.»

Deutscher Fussball-Weltmeister macht Tumler glücklich

Bei Riesenslalom-Vize-Weltmeister Thomas Tumler hat die Abstimmung des Materials im ersten Lauf überhaupt nicht gepasst. «Deshalb habe ich bei Halbzeit nicht nur die Ski, sondern auch die Schuhe gewechselt», verrät der Bündner. In der Endabrechnung verbessert sich der 35-Jährige vom zwölften auf den achten Rang. «Damit kann ich gut leben, zumal ich zuvor auf diesem Hang nie besser als 16. war.»

Am Tag vor der Anreise nach Kranjska Gora hat Tumler ein Geschenk erhalten, das dem leidenschaftlichen Bayern-München-Fan ähnlich viel bedeutet wie ein Weltcuppokal. «Thomas Müller hat mir ein Trikot mit persönlicher Widmung ins Trainingscamp geschickt. Ich freue mich wie ein kleiner Bub darüber, Müller ist seit einigen Jahren mein Lieblingsfussballer. Auch deshalb, weil er im Gegensatz zu anderen Kickern nicht mit einem Körper voller Tätowierungen, sondern mit seiner bodenständigen Art auffällt.»

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