Normalerweise sagt Marco Odermatt grosse Sponsorentermine während der Saison konsequent ab. «Ich will mich auf die Rennen konzentrieren», erklärt der 26-Jährige, der derzeit auf der Piste im Akkord siegt.
Doch diese Anfrage ist besonders: «Odi» soll mit Roger Federer (42) einen Werbespot drehen. Die beiden grossen Schweizer Sportstars vereint vor der Kamera – eine Premiere! «Ich bin ein Riesenfan!», sagt Odermatt. «Schon immer gewesen.»
Der Ski- und der Tennisstar sind sich in den letzten Jahren immer wieder flüchtig begegnet, an Anlässen, an denen beide ganz oben auf der Gästeliste standen. «Wir haben uns an der Gala zum Sportler des Jahres gekreuzt», erzählt Marco Odermatt. «Im September 2022 reiste ich zum Laver Cup nach London, um ihn bei seinem Abschiedsspiel zu erleben.» Vergangenen November besucht die Tennislegende Odermatt in Zermatt backstage, um ihm viel Glück für das Rennen zu wünschen, das dann wegen schlechten Verhältnissen nicht stattfindet. Als wenig später die Anfrage von Sponsor Sunrise kommt, mit Roger Federer vor der Kamera zu stehen, überlegt Odermatt nicht lange: «Für so eine Anfrage findet man einen freien Tag.»
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Roger Federer, der sich mit 16 für das Profitennis entschieden hat, international zu «King Roger» und «Fed-Ex» (Federer-Express) geworden ist, ergänzt später: «Was uns verbindet – wir sind beide sehr entspannt und geben uns gleichzeitig nur mit der besten Leistung zufrieden.»
Das Treffen der Sportgiganten findet vor Weihnachten im «The Chedi» in Andermatt UR statt. Eine Filmcrew von 30 Spezialisten hat sich im Luxushotel eingefunden. Smoking und Fliege liegen für den Auftritt der Spitzensportler bereit. Im Hotel herrscht vor Weihnachten Hochsaison. Aber für die zwei Stars wird der fertig geschmückte Weihnachtsbaum zur Seite geräumt. Als Erstes fährt vor dem Mittag Federer im Auto heran – ohne Mirka und die Kinder. Kurz darauf folgt Odermatt, in Begleitung von Freundin Stella Parpan (26). Er kommt direkt von einem Rennen in Frankreich.
Bossa nova zur Auflockerung
Sicherheitsleute stehen bereit. Doch im gediegenen Hotel fragt keiner der Gäste nach einem Autogramm. Marco Odermatt und Roger Federer wissen mit Kameras umzugehen. Aber sie sind keine professionellen Schauspieler. Zur Auflockerung legt Regisseur Martin Werner Bossa Nova auf. Am Ende wird das Lied, das für die beste Stimmung sorgt – «Spooky» von Dusty Springfield –, auch gleich zum Sound für den Spot.
Die Handlung: Roger und Marco sind im Hotel zu Gast für einen Anlass. Im Lift treffen sie auf eine junge Frau, die so versunken auf ihr Handy starrt, dass sie nicht mitbekommt, mit wem sie unterwegs ist. Das Fazit: Eine gute Funkverbindung ist essenziell. Aber manchmal muss man das Handy auch zur Seite legen können, um die wichtigen Momente im Leben nicht zu verpassen.
Andreas Caluori, Senior Director Marketing bei Sunrise, hat zur Feier des Tages selber eine Fliege angezogen und ist nach acht Stunden Dreh happy. «Dass wir die beiden Topshots zusammenbringen konnten, ist für uns ein absolutes Highlight!» Zugelassen sind bei der Mission Federer und Odermatt weder Journalisten noch Fotografen. «Wir wollten, dass sich
in Andermatt beide wohlfühlen und es zügig vorangeht», so Andreas Caluori.
Marco Odermatt erzählt ein paar Wochen nach dem Dreh des Spots am
Telefon, wie er den Tag erlebt hat. «Ein wenig nervös war ich schon. Aber es
war ein Riesenerlebnis.» Dass er je länger, je öfter im gleichen Zug mit dem
Ausnahmesportler Federer genannt wird, nimmt er gelassen. «Ja, in der Schweiz ist mein Erfolg fast ein wenig vergleichbar. Jenseits der Landesgrenze endet das aber sofort.»
Mit dem Rummel um ihn kann er umgehen. «Aussenstehende denken oft, der Erfolg sei über Nacht gekommen. Aber ich bin seit acht Jahren im Weltcup, seit vier Jahren erfolgreich. Als Athlet lernst du, mit der Aufmerksamkeit umzugehen.»
Siegeswille, der verbindet
Odermatt, der seinen Instagram-Account mit 374'000 Followern selber betreut, benutzt sein Handy unterwegs am meisten, um mit seinen Liebsten daheim in Kontakt zu bleiben. Zudem immer präsent: die Doping-App, in der er Tag und Nacht seinen Standort eintragen muss. «Es kann passieren, dass morgens um sechs jemand unangekündigt für einen Test vorbeikommt. Das ist bei allen Spitzensportlern so.»
Roger Federer, der längst wieder in der Welt unterwegs ist, kommentiert den gemeinsamen Auftritt kurz danach via Sprachnachricht. «Sich mit Marco zu unterhalten, ist einfach: Er ist genauso flott, wie er auch in den Medien rüberkommt.» Er schätze am Nidwaldner den unbändigen Siegeswillen. «Gleichzeitig freut sich Marco über die Erfolge anderer und leidet mit ihnen mit, wenn es für sie nicht gut läuft.»
King Roger hat dank «Odi national» eine Leidenschaft aus der Kindheit wiederentdeckt. «Nun, da ich mehr Zeit habe, schaue ich am Wochenende Skirennen und fiebere mit.» Was er dem jüngeren Kollegen aus eigener Erfahrung mit auf den Weg gibt? «Wissen, auf wen man hören muss: sein nächstes Umfeld. Wichtig ist letztlich nur, was diese Menschen denken.» Das Allerwichtigste aber: «Dass Marco die Freude am Skifahren nicht verliert durch all das, was daneben sonst noch von ihm gefordert wird.»
Der gemeinsame Spot läuft kommenden Montag schweizweit an. Sind die beiden nach dem Dreh in Kontakt geblieben? Federer: «Ich habe Marcos Namen zwar in meinen Kontakten gespeichert, aber nicht seine Nummer. Ich weiss nicht, wie das passieren konnte.» Vielleicht, weil «Odi» aus Respekt nicht nachgefragt hat. «Ich weiss ja, wie es ist, wenn alle etwas von einem wollen. Obwohl der Drang da war, ich habe mich zurückgehalten», erklärt der Nidwaldner in seiner bodenständigen Art. Und ergänzt: «Aber wir treffen uns bestimmt wieder. Dann bleibt vielleicht auch Zeit, um Nummern auszutauschen und in Kontakt zu bleiben.»