Meillard hat zu kämpfen
«Jeder weiss es besser – das nervt!»

Im Schatten von Ski-Überflieger Marco Odermatt kämpft Loïc Meillard mit sich und seinem Material. Es hagelt Kritik. Das alles raubt ihm den Schlaf. Aber trotzdem gibts für ihn nur eines: Skifahren.
Publiziert: 21.01.2024 um 08:45 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2024 um 09:08 Uhr
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Loïc Meillard (r.) im Zielraum nach dem Slalom in Adelboden mit Swiss-Ski Trainer Tierry Meynet.
Foto: Sven Thomann
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Nicola Abt
Schweizer Illustrierte

Loïc Meillard (27) als Fotograf bei der Schweizer Illustrierten? «Da müssen wir zuerst über den Lohn sprechen», entgegnet er und lacht laut. Seit Jahren ist die Fotografie eines seiner liebsten Hobbys. Dort kann der Neuenburger abschalten und Kraft tanken. Eine willkommene Abwechslung zum schwierigen Ski-Alltag. Vor einem Jahr gewann der Romand WM-Silber im Riesenslalom. In dieser Saison fehlt ihm noch immer ein Podestplatz. Wie erklärt sich die Durststrecke? «Die Hundertstel waren nicht immer auf meiner Seite», hadert Meillard. «Es gab Dinge, die habe ich verbockt, und andere, da war ich machtlos.»

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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So geschehen beim Heimrennen in Adelboden BE, als dem Edeltechniker im ersten Lauf die Bindung aufspringt und er den Ski verliert. Gleiches geschieht in Sölden. Sofort wird Kritik laut am neuen Bindungssystem seines Ausrüsters Look-Rossignol, das ihm exklusiv zur Verfügung gestellt wird. Darüber kann Meillard nur den Kopf schütteln. «Jeder weiss es besser – das nervt!» Beeinflussen lässt er sich davon nicht. Neben ein paar kleinen Änderungen bleibt alles beim Alten – auch die Bindung. «Ich bin überzeugt von meinem Weg.»

Trotzdem gehen solch schwere Zeiten nicht spurlos an ihm vorbei. «Manchmal habe ich Mühe einzuschlafen.» Viele Gedanken schwirren in seinem Kopf herum. «Zum Glück sind die Renntage derart streng, dass ich irgendwann vor lauter Müdigkeit einschlafe.» In solchen Phasen helfen Loïc Meillard seine Liebsten. «Es gibt Menschen, die immer hinter mir stehen. Das ist ein tolles Gefühl.» Unter anderem seine Freundin Zoé Chastan (31). Sie ist die Medienverantwortliche des Männerteams bei Swiss-Ski.

Rekord-Preisgeld winkt

Ein erster Schritt nach vorne gelingt Meillard in Wengen BE. Als Fünfter im Slalom realisiert er sein bestes Saisonergebnis. Eine Erlösung, die Meillard im Gespräch anzumerken ist. Er wirkt lockerer, lacht, erzählt begeistert von seinem Training in Hinterreit (Ö) und dem bevorstehenden Slalom in Kitzbühel.

Auf einem der schwierigsten Hänge winkt dem Sieger ein Rekord-Preisgeld von 100'000 Euro. Was würde Meillard damit anfangen? Er atmet tief durch und meint dann lachend: «Lass mich zuerst schnell Ski fahren, und dann können wir darüber sprechen.» Was bereits jetzt klar ist: Meillard wird schnittfeste Unterwäsche tragen! Das hat nichts mit dem Sturz von Aleksander Aamodt Kilde (31) in Wengen zu tun. Der Norweger verzichtete auf sie und zog sich eine üble Schnittwunde zu.

Sturz öffnet ihm die Augen

Eine ähnliche Erfahrung wie Kilde macht Loïc Meillard vor einigen Jahren. Er stürzt beim freien Skifahren in Japan. Dabei schlitzt die Skikante seine Wade auf und zerstört einige Muskeln. «Ich lag über zwei Stunden im Operationssaal.» Die Kanten der Profis sind derart scharf, dass sie zu lebensgefährlichen Verletzungen führen können. «Dieses schreckliche Erlebnis öffnete mir die Augen.» Seither trägt er in jeder Disziplin die schnittfeste Unterwäsche. Seinem Beispiel sind viele gefolgt. «Sie ist elastisch, sehr bequem, wie Leggings.» Glücklicherweise war Meillard bisher nicht auf den Schutz der Unterwäsche angewiesen.

Ein Sturz kann für jeden Skirennfahrer das Karriereende bedeuten – trotz allen Sicherheitsvorkehrungen. Was wäre dann? Macht er sich darüber Gedanken? Es folgt die kürzeste Antwort des ganzen Gesprächs: «Nein.» Stille. Dann muss Meillard lachen. «Was in Zukunft ist, interessiert mich nicht. Mein Fokus liegt auf dem Skifahren», sagt er. Das dürfte noch einige Jahre so bleiben. Und dann, wer weiss, könnte das Lohngespräch mit der Schweizer Illustrierten tatsächlich stattfinden.

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