Österreichs Ski-Legende Hans Knauss (51) hat sich in den vergangenen Tagen wie auf einer Reise in die eigene Vergangenheit gefühlt. «Was in Zermatt passiert, erinnert mich stark an die 90er-Jahre, als die FIS Whistler Mountain zum Austragungsort des Speed-Weltcupauftakts erkoren hat», stöhnt der 52-Jährige und schiebt die unschöne Pointe dieser Geschichte hinterher: «Wir sind vier Jahre hintereinander nach Kanada geflogen. Weil die Wetterlage in Whistler Mountain um diese Jahreszeit derart instabil ist, haben wir in diesen vier Jahren lediglich zwei Trainingsläufe ins Ziel gebracht. Und ich fürchte, dass der heftige November-Wind in der Matterhorn-Region in Zukunft auch nicht mehr zulassen wird.»
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Ein Training hat es auf der «Gran Becca» gegeben. Aber die beiden Rennen sind, wie die zweite und dritte Probe, der Killer-Kombination Wind/Neuschnee zum Opfer gefallen. Hans Knauss macht keinen Hehl daraus, dass ein Training auf dieser Piste vollkommen gereicht hat. «Die Piste ist bei diesen Bedingungen ganz einfach zu leicht. Der Neuschnee hat die Strecke derart langsam gemacht, dass die Fahrer in den Gleitabschnitten kaum vom Fleck gekommen sind. Auch die Sprünge sind zu kurzen Hüpfern verkommen, weil das Tempo gefehlt hat.»
Knauss plädiert für März-Rennen
Deshalb kommt der Ski-Experte von ORF zum Schluss, dass es nicht schlimm sei, dass es von dieser Abfahrt keine Rennbilder im TV gegeben hat. «Eine Übertragung dieses Rennens wäre keine gute Werbung für unseren Sport gewesen.»
Knauss würde sich dennoch wünschen, dass Zermatt-Cervinia im Weltcup-Kalender bleibt. Aber der Steirer plädiert, wie Marc Berthod, dafür, dass der Termin für die Zweiländerabfahrt (Start in der Schweiz, Ziel in Italien) vom November in den März verschoben wird. «Im März liegt in Zermatt und Cervinia so viel Schnee, dass man die Piste auch sehr viel attraktiver modellieren könnte. Und weil das Wetter in dieser Höhe im Frühling ebenfalls viel stabiler ist, stellt Zermatt-Cervinia für mich den perfekten Standort dar, um das Weltcup-Finale durchführen zu können.»
Frauen-Rennen als letzte Chance?
OK-Präsident Franz Julen behauptet aber immer wieder, dass eine Matterhorn-Abfahrt im Frühling an der Finanzierung scheitere. «Keiner unserer Sponsoren hatte Interesse an einer Weltcup-Veranstaltung im Frühling. Um diese Jahreszeit wollen diese Firmen ihr Geld logischerweise in die Sommersportarten investieren.»
Aber: FIS-Präsident Johan Eliasch will die Weltcuprennen am Matterhorn unbedingt. Und wenn ein Milliardär wie Eliasch eine Veranstaltung wirklich haben will, wird es wohl kaum an der Finanzierung scheitern.
Und eine Möglichkeit, um zu beweisen, dass man in dieser Gegend auch im November faire Weltcuprennen durchführen kann, hat die Crew aus Zermatt-Cervinia noch: Am kommenden Wochenende stehen die beiden Abfahrten der Frauen auf dem Programm. Die Wettervorhersagen beinhalten aber erneut sehr viel Wind ...