Zwölfte. Nur Zwölfte. Wendy Holdener fährt in Levi (Fi) ihr schlechtestes Slalom-Resultat seit acht Jahren oder 69 Weltcuprennen ein. Damals, 2015, war sie in Aspen (USA) 20. geworden. Seither war sie immer, wenn sie das Ziel erreichte, in den Top 10. In Levi dreht sich das Blatt für einmal und schon stellen sich Fragen. Erstens: Wie war das möglich? Aber auch: Darf sich Holdener nicht auch mal ein Ausreisser nach unten erlauben?
Zweiteres ist schnell zu beantworten. Natürlich darf sie das. Viel zu viel hat sie seit Jahren geleistet. Elf Medaillen an Grossanlässen, 44 Podestplätze im Weltcup, davon zwei Slalomsiege im letzten Winter. Womit man schon wieder bei der ersten Frage ist. Denn: Holdener fährt im eisgekühlten Lappland bei minus 8 Grad scheinbar gut – wäre da nicht die tickende Uhr und der wachsende Rückstand, würde man nicht darauf kommen, dass sie so weit hinten klassiert ist.
Holdener wirkt nicht verzweifelt
Ihr Rückstand auf Petra Vlhova (28, Slk), die zum sechsten Mal auf ihrem Lieblingshang triumphiert, ist riesig – 3,49 Sekunden. Das kommt völlig überraschend, hatte sich Holdener doch im Vorfeld optimistisch gezeigt. Der Sommer? Verlief ohne Probleme. Die Motivation? Ist gleich gross wie immer. Die Form? Gut, sehr gut sogar.
Gemäss Blick-Informationen waren weder die Erkältung noch die Verspannungen im Rücken, welche sie vor einigen Tagen plagten, ein Problem. Sie selbst sagt im SRF: «Ich hatte einige Rutscher, weil ich mich nicht überall getraut habe, durchzuziehen.» Verzweifelt wirkt die Schwyzerin nicht, eher aufgeräumt. Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor meint, die Startnummer 1 sei beim ersten Slalom der Saison wohl kein Vorteil gewesen.
Tschuor: «Habe keine Panik»
War also das Material schuld? Nicht grundsätzlich, schliesslich fahren ihre Head-Markenkolleginnen Lena Dürr (32, De) und Sara Hector (31, Swe) auf die Plätze 2 und 5.
Vielleicht stimmte die Abstimmung bei Holdener für einmal nicht ganz – immerhin wurde der Hang über Nacht noch einmal gewässert. Tschuor: «Ich habe keine Panik. Schon am Sonntag kann alles ganz anders aussehen.»
Meillard erleichtert: «Kopf ist frei»
Holdeners Teamkollegin Mélanie Meillard (25) würde sich eine ähnliche Klassierung wie am Samstag wünschen – sie wird Siebte und macht im Slalom genau da weiter, wo sie in der letzten Saison aufgehört hat.
Die Walliserin scheint die schwierigen Jahre nach ihren zwei Knieoperationen endlich hinter sich zu lassen. «Jetzt habe ich gezeigt: Ich bin da. Jetzt ist mein Kopf frei für Sonntag, das hilft.» Mit Camille Rast (18.) und Michelle Gisin (21.) holen zwei weitere Schweizerinnen beim ersten Rennen Punkte.