Lara Gut-Behrami verlässt nach dem zweiten Training in Cortina (It) den Zielraum nicht. Zumindest nicht sofort. Sie schaut sich auf der Video-Leinwand die Fahrt von Sofia Goggia an. Und sieht, wie die wilde Italienerin eine überragende Bestzeit in den Schnee zaubert. Gut-Behrami ist mit 89 Hundertstel Rückstand Drittschnellste.
«Ich muss etwas besser mit den Bodenwellen arbeiten, denn ich springe immer ein bisschen zu weit – das kostet Zeit. Aber ich bin zufrieden, weil ich die Linie besser getroffen habe als gestern», sagt die Tessinerin. Auf die Frage eines italienischen Journalisten-Kollegen, welchen Pistenabschnitt der Olimpia della Tofane sie am liebsten mag, sagt sie schmunzelnd: «Die Ziellinie mit dem grünen Licht.»
Ob Gut-Behrami am Samstag die Ziellinie tatsächlich als Erste überqueren wird? Vier Weltcupsiege hat sie in Cortina geholt, allerdings nur einen in der Abfahrt. In der Königsdisziplin des Skisports ist sie wohl, wie alle anderen Fahrerinnen auch, auf einen (oder mehrere) Fehler Goggias angewiesen, um das oberste Treppchen zu erklimmen.
Es scheint, als habe die Frau aus Bergamo den Doppel-Nuller aus St. Anton (Ö) locker weggesteckt. «Ich war sehr traurig. Aber wenn ich wegen eines schlechten Wochenendes mental untergehen würde, entspräche dies nicht meiner Person», sagt Goggia zu Blick.
Vonn hebt Mahnfinger: «Erst mein viertes Rennen»
Goggias gute Freundin Lindsey Vonn (40, USA) kommt nach ihrem Sturz im ersten Training erneut nicht auf Touren. Die Frau mit dem Titanknie verliert überall viel Zeit, am Ende hat sie mehr als drei Sekunden Rückstand.
Im Zielraum schaut sie minutenlang ihre Ski an, verwirft ab und an die Hände. «Ich bin noch etwas angeschlagen, fühle mich aber gut. Problematischer ist die Materialabstimmung, die wir noch nicht perfekt getroffen haben», so Vonn.
Ihr möglicher 13. Weltcupsieg in Cortina steht auf wackeligen Füssen. «Man darf nicht vergessen, dass es erst mein viertes Rennen nach dem Comeback ist. Ich erwarte nichts von mir – ausser gut Ski zu fahren und alles zu geniessen.»