Keinen geringeren Ort als das Innenministerium in Wien wählt Skifahrerin Ramona Siebenhofer für die Verkündung ihres Rücktritts am Freitagmorgen aus. Mit Tränen in den Augen spricht die 31-Jährige über ihre Beweggründe für das Karriereende. «Mein Körper ist nicht mehr bereit, das letzte Risiko einzugehen. Ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl und mein Herz.»
Sie habe nicht mehr die volle Motivation und Überzeugung für den Profisport, die nötig wäre. Das habe sie bereits beim Weltcup-Final in Soldeu gespürt – und auch nach zwei Monaten Bedenkzeit habe sich das nicht geändert: «Auch mit etwas Abstand muss ich sagen, dass ich nicht mehr bereit bin, mein ganzes Leben dem Skisport unterzuordnen.»
Siebenhofer tauscht den Skianzug jetzt gegen eine Uniform ein, denn sie wird ab Mitte des Jahres den Dienst als Polizistin in der österreichischen Stadt Murau antreten. «Ich freue mich jetzt auf einen neuen Lebensabschnitt», sagt die Speed-Spezialistin, die die Polizeischule bereits absolviert hat. «Sie wird für uns in der Polizei eine wichtige Ergänzung sein», sagt der österreichische Innenminister Gerhard Karner.
Historisch in Cortina und glücklos an der WM
Ramona Siebenhofer gab ihr Weltcup-Debüt am 28. Dezember 2009 in Lienz. Seither stand sie bei 205 Rennen am Start und fuhr siebenmal aufs Podest. Ihre beiden einzigen Weltcup-Siege feierte sie 2019 innerhalb von 24 Stunden. In Cortina d'Ampezzo gewann die Österreicherin in zwei Tagen zwei Abfahrten.
An Grossanlässen fehlte Siebenhofer das letzte Quäntchen Glück. Obwohl sie an zwei Olympischen Spielen und an vier Weltmeisterschaften teilnahm, konnte sie nie eine Medaille gewinnen. An der WM 2019 in Are verpasste sie die Bronzemedaille in der alpinen Kombination nur um vier Hundertstelsekunden und auch bei der Ausgabe 2023 in Courchevel und Méribel fuhr sie in der Kombi auf den undankbaren vierten Rang. (bjl)