Es ist gerade einmal drei Jahre her, da verzweifelte Lara Gut-Behrami (30) beinahe. Sie verlor in Sölden als 14. ganze dreieinhalb Sekunden auf Siegerin Tessa Worley (32, Fr). Für viele war klar: Wegen ihrer Drifts. Die Tessinerin stellte den Ski im Ansatz der Kurven quer, der Schnee staubte auf, von Carving war wenig zu sehen.
Heute sieht den ersten Blick nicht viel anders aus. Aber: Gut-Behrami ist pfeilschnell, im Steilhang sogar schneller als Siegerin Mikaela Shiffrin (26, USA). Wie ist das möglich?
Zur Perfektion getrimmt
«Driften kann auch bremsen heissen – aber nur, wenn man es ohne Gefühl und zu oft macht. Lara hat lange damit gekämpft, gelitten, gefeilt, angepasst und es schliesslich bis zur Perfektion getrimmt», analysierte Ski-Legende Bernhard Russi schon nach dem letzten Winter.
Tatsächlich hat Gut-Behrami ihre Technik im Sommer weiter perfektioniert. Und zwar so, dass sie am Samstag trotz bärenstarker Leistung sehr selbstkritisch war. «Im zweiten Lauf habe ich im Steilhang die Kurven zu früh angefangen, stand nicht gut auf dem Aussenski, darum verlor ich an Tempo.»
«Shiffrin fährt mehr auf der Taillierung»
Das ist Klagen auf hohem Niveau. Doch genau so tickt Gut-Behrami – das perfekte Rennen gibt es für sie nicht. Über ihre Drifts spricht sie nicht, viel zu lange und oft wurde sie dafür kritisiert.
Slalom-Altmeister Didier Plaschy macht es für Blick. Er meint: «Lara hat nur im Steilhang gedriftet, das ist nicht so schlimm. Sie sucht den kürzesten Weg, während Shiffrin runder fährt und mehr auf der Taillierung. Es sind also zwei verschiedene Fahrstile, die in diesem Fall beide schnell waren.»