Corona macht krank. Physisch, aber auch seelisch. Sogar dann, wenn man den Virus nicht hat. Genau das erlebte Schwedens Slalom-Crack Anna Swenn-Larsson (29) beim Weltcup in Levi (Fi). «Ich wurde vier Mal in sechs Tagen getestet. Immer negativ. Und trotzdem darf ich nicht fahren. Ich bin traurig und fühle mich leer», schrieb sie auf Instagram. Einer ihrer Trainer war vor den Rennen positiv getestet worden. Die finnischen Gesundheitsbehörden kannten keine Gnade. Alle wurden die Quarantäne geschickt – auch die Fahrerinnen.
«Das ist nicht fair», meinte Swenn-Larsson. Italiens Ski-Ass Federica Brignone (30) hielt zu ihr und polterte: «Bitte gebt uns klare und gleiche Regeln.» Dieser Wunsch wird kaum erhört werden. Denn: Jedes Land und teilweise jede Region hat eigene Bestimmungen. Und die Behörden geben das Strafmass bei positiven Fällen durch.
Zum Essen brauchts ein Tischkärtchen
Gefragt sind deshalb die üblichen Sicherheitsvorkehrungen. Sprich: Desinfektionsmittel benutzen, Abstand halten, Maske tragen. Swiss-Ski ist das nicht genug. Bei weitem nicht. Man verstärkte die bestehenden, internen Regeln im September nochmals. Alpin-Direktor Walter Reusser: «Wir tragen immer Maske. Sobald wir aus dem Hotelzimmer gehen, bis wir wieder im Zimmer sind – auch auf der Skipiste bei Trainings und Besichtigungen. Wir versuchen zudem, die engen Kontakte innerhalb des Teams zu minimieren.»
Auch im Auto und beim Essen dürfen nur Zimmerkollegen zusammen sein, so Reusser. «Wir haben sogar Tischkärtchen. Die Maske darf dort erst nach dem Sitzen ausgezogen werden.» Damit müssten im Fall einer Ansteckung nicht gleich alle Ski-Cracks in Quarantäne. Der Verband hat zudem ein eigenes Contact-Tracing.
Wann wird getestet? Es gibt 3 Szenarien
Getestet wird ebenfalls – und zwar nicht nur wie vorgeschrieben ein PCR-Test mindestens 72 Stunden vor der Ankunft an einem Weltcup-Ort. Wie BLICK erfuhr, bestellte der Verband Unmengen an Corona-Schnelltests. «Wir haben zwischen 1500 und 2000 erhalten», bestätigt Reusser. Kostenpunkt: Etwa 150’000 Franken. «Damit könnten die Athleten jede Woche bis zum Saisonende testen.» Auch die Schweizer Weltcup-Veranstalter sind bereits ausgerüstet: St. Moritz, Crans-Montana, Adelboden, Wengen und Lenzerheide.
Aber: Wann werden die Schnelltestes bei den Athleten eigentlich angewendet? Reusser nennt drei Szenarien. Erstens: Wenn sich jemand nicht wohl fühlt. Auch ein Kratzen im Hals reicht dafür. Zweitens: Nach längeren Aufenthalten zuhause, zum Beispiel nach Weihnachten. Drittens: Vorbeugend. Also zum Beispiel, wenn ein Athlet zwischen den Weltcup-Gruppen hin und her wechselt. Heisst: Eine Allrounderin wie Michelle Gisin kann sich auf unzählige Tests vorbereiten.
Meillard, Odermatt und Murisier trotzdem infiziert
Ausgeschlossen können Corona-Fälle und Quarantänen trotzdem nicht. Zuletzt erwischte es gleich drei Schweizer: Loic Meillard (24), Marco Odermatt (23) und Justin Murisier (28). «Sie steckten sich im privaten Rahmen an. Das kann immer passieren – kein Vorwurf», nimmt sie Reusser in Schutz. Klar ist aber auch: Ein Fall wie bei den Schwedinnen, wo gleich alle Teammitglieder isoliert werden mussten, will der Verband mit allen Mitteln vermeiden.