Slalom-Asse Yule und Meillard
«Menschlich sind wir komplett unterschiedlich»

Die Schweizer Hoffnungen beim Chuenisbärgli-Slalom ruhen auf zwei Romands, die charakterlich kaum Gemeinsamkeiten aufweisen: Loïc Meillard und Daniel Yule.
Publiziert: 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 20:47 Uhr
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Verstehen sich super: Loïc Meillard (links) und Daniel Yule.
Foto: freshfocus

Auf einen Blick

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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Die besten Schweizer Slalomfahrer der Gegenwart sind im Unterwallis gerade mal dreissig Kilometer Luftlinie voneinander gross geworden. Loïc Meillard (28) lebt seit seinem neunten Lebensjahr in Hermance, am Fusse der Staumauer Grande Dixence. Daniel Yule (31) ist in La Fouly im Dreiländereck (Schweiz, Italien, Frankreich) aufgewachsen.

Es dauerte aber ziemlich lange, bis sich die beiden erstmals begegneten. «Weil ich drei Jahre älter bin, hatten wir in der Jugend überhaupt keine Berührungspunkte. Erstmals so richtig registriert habe ich den Namen Loïc Meillard vor ungefähr neun Jahren, als er im Blick als zukünftiger Gesamtweltcupsieger gehandelt wurde», erzählt Yule grinsend.

Menschlich komplett verschieden

Richtig viel Zeit zusammen verbringen die beiden begnadeten Slalomfahrer erst seit dem Sommer 2022, nachdem Meillard von der Riesen- in die Slalom-Gruppe gewechselt war. Kurz vor Weihnachten teilten sich die beiden im Trainingscamp in Pozza di Fassa (It) ein Hotelzimmer. «Wir verstehen uns super, obwohl wir menschlich komplett unterschiedlich sind», sagt Yule, der mit sieben Weltcupsiegen der erfolgreichste Slalomfahrer der Swiss-Ski-Geschichte ist.

«Loïc ist ein absoluter Perfektionist. Er fühlt sich nur dann wohl, wenn er sein Programm ganz genau durchziehen kann, während ich darunter leide, wenn die hundertprozentige Disziplin verlangt wird. Im Gegensatz zu ihm kann ich mich in ein echtes Party-Tier verwandeln», sagt Yule. Als Botschafter einer Walliser Weinkellerei trinkt zwar auch Meillard gerne ein Glas vom roten oder weissen Rebensaft. «Aber ich bin definitiv nicht der Typ, der bis in die frühen Morgenstunden tanzt und Alkohol trinkt. Dafür gehe ich mit meinen Liebsten fein Abendessen. Und zum Essen gehört für mich auch ein gutes Glas Wein.»

Dass Yule und Meillard nicht immer gleich ticken, untermalt Yule mit einer Anekdote aus dem Schneecamp im argentinischen Ushuaia: «Luca Aerni und ich machen uns immer wieder ein Spass daraus, dass wir uns in diesem Trainingscamp am Ende der Welt richtig hässlich machen. Wir lassen uns für Ushuaia einen schrecklichen Haarschnitt schneiden, im letzten Sommer habe ich mir auch eine Augenbraue verunstaltet. Und selbstverständlich haben wir schon mehrmals versucht, Loïc zu animieren, dass er bei unserer Aktion ‹Mut zur Hässlichkeit› auch mitmacht. Aber diesbezüglich beissen wir bei ihm auf Granit, für solche Dinge ist Loïc eben zu diszipliniert. Und manchmal würde ich mir wünschen, dass ich so wäre wie er.»

Meillard ist gut drauf

Im ersten Drittel dieses Winters hat Meillard demonstriert, dass er in der Saisonvorbereitung vieles richtig gemacht hat: In vier Slaloms schaffte der Riesenslalom-Vize-Weltmeister den Sprung auf das Podest. Deshalb wird er beim Heimspiel in Adelboden erstmals mit der roten Leader-Startnummer ins Rennen gehen.

Yule ist dagegen zu Beginn dieses WM-Winters unter den Erwartungen geblieben. In Levi (Fi) und Val-d’Isère (Fr) ist der Sohn von britischen Einwanderern nicht über die Ränge 22 und 20 hinausgekommen. Bei den jüngsten Slaloms in Alta Badia und Madonna di Campiglio (It) hat der Fischer-Athlet aber eine klare Aufwärtstendenz an den Tag gelegt. In Madonna hätte Yule mit ziemlicher Sicherheit vom Podium gegrüsst, wenn er vor dem Ziel nicht einen gröberen Fehler gemacht hätte. «Ich war mit diesem Ergebnis dennoch zufrieden. Es läuft mir im Gegensatz zum Saisonstart wieder deutlich besser, weil ich jetzt wieder nach meinem alten ‹Fuck it›-Motto agiere».

Und mit dieser «Scheiss drauf, ich greife wie ein Psycho an»-Mentalität hat Yule im Januar 2020 als bislang letzter Schweizer den Slalom-Chuenisbärgli gewonnen. Gut möglich, dass am Samstag in Adelboden wieder ein Unterwalliser Grund zum Jubeln hat.

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