Ski-Check: Heisse Geschichten aus dem Weltcup
Ex-Ski-Ass abgeführt, ORF-Expertin operiert und Odermatt abgefeiert

Das Ski-Wochenende in Kitzbühel und Jasna bot wieder reichlich Stoff für Diskussionen. Blick fasst die besten Storys zusammen.
Publiziert: 22.01.2024 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2024 um 16:38 Uhr
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Sie duellieren sich auf der Piste und feiern gemeinsam neben der Piste: Marco Odermatt (l.) und Cyprien Sarrazin.

Die traurige Premiere

Zwölf Jahre nach dem Rücktritt von Hahnenkamm-Rekordsieger Didier Cuche hat auch dessen Neffe Rémi sein Debüt auf der brutalsten Abfahrtspiste der Welt gegeben. Im Gegensatz zu seinem Onkel hat der 23-jährige Neuenburger in Kitzbühel aber kein Glück. Im zweiten Trainingslauf kassiert er kurz vor der Einfahrt in den Steilhang einen heftigen Schlag, Rémi schwingt mit schmerzverzerrtem Gesicht ab. Didier Cuche vergiesst im Zielraum ein paar Tränen und glaubt, «dass sich Rémi am linken Knie das Kreuzband gerissen und am Meniskus verletzt hat». Obwohl sich Rémi Cuche Ende letzter Woche in der Schweiz hat untersuchen lassen, steht die ultimative Diagnose noch aus. «Die Ärzte sind sich nach Betrachtung der MRI-Aufnahmen uneinig», verrät Cheftrainer Tom Stauffer.

Die historische Österreich-Pleite

So sehr die Austria-Frauen derzeit in den Speed-Disziplinen auftrumpfen, so miserabel sind ihre Resultate in den technischen Disziplinen. In Jasna schafft es im Riesenslalom keine einzige ÖSV-Athletin ins Klassement – das gab es seit 1985 nicht mehr. Und auch im Slalom schaut kein Top-10-Platz heraus. Im Hinblick auf die Heim-WM 2025 in Saalbach macht sich Alpinchef Herbert Mandl nichts vor: «Es kommt nicht mehr nach. Wir werden mit dieser Mannschaft auskommen und weiterarbeiten müssen.» Die Führung im Nationenklassement der Frauen ist Österreich schon einmal los – die Schweizerinnen zünden den Turbo, übernehmen die Spitze und haben 254 Punkte Vorsprung.

Der heftigste Absturz

Mit drei Olympia-Goldmedaillen (Abfahrt 2014, Super-G 2018 und 2022) gehört Matthias Mayer zu den herausragenden Athleten der Alpin-Geschichte. Doch seit der letzten Kitzbühel-Woche haftet an seinem Namen ein heftiger Makel. Anlässlich eines Empfangs von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner drehte Mayer komplett durch. Gemäss Zeugenaussagen hat er mehrere Personen beschimpft und mit Alkohol überschüttet. Blick weiss, dass «Mothl» in den letzten zwei Jahren in seiner Kärntner Heimat mehrmals mit vergleichbaren Aktionen die Polizei beschäftigt hat. Und am Abend vor dem Eklat in Kitzbühel mussten Vertreter von Ski Austria Mayer zurückhalten, damit dieser beim berühmten «Stanglwirt» in Going nicht Star-Gast Arnold Schwarzenegger anpöbelt. Der ÖSV, welcher den zweifachen Hahnenkamm-Sieger nach dessen Rücktritt vor 13 Monaten als Team-Mentor verpflichtet hat, erklärt in einem Communiqué, dass Mayer «seit Jahren unter gesundheitlichen Problemen leide». Die Diagnose wird aber zum persönlichen Schutz des 33-Jährigen nicht öffentlich gemacht.

Tränenmeer nach Vlhova-Schock

30’000 slowakische Zuschauer stehen am Samstag bereit, um Lokalmatadorin Petra Vlhova zum Sieg zu schreien. Doch aus der Euphorie wird ein Tränenmeer – die Olympiasiegerin stürzt und reisst sich das Kreuzband. Im Rettungsschlitten winkt sie den Fans zu, dann wird sie mit dem Helikopter ins Spital geflogen. Der Slalom-Weltcup ist damit praktisch entschieden, Mikaela Shiffrin siegt am Sonntag zum 95. Mal und zieht davon. Vlhova ist mittlerweile in der Schweiz, wo sie wohl in den nächsten Tagen operiert werden wird.

ORF-Expertin im Spital

2007 wurde Nicole Hosp Riesenslalom-Weltmeisterin in Are (Sd). 17 Jahre später verletzt sich die heutige 40-jährige ORF-Expertin bei ihrer Riesen-Kamerafahrt in Jasna schwer am Knie – sie erleidet eine Meniskusverletzung. «So schnell gehts leider, aber bin am Weg der Besserung. Meniskus ist geflickt und der Rest wird sich zeigen», schreibt sie nach der OP auf Instagram. Wir erinnern uns: Auch SRF-Kommentator Marco Felder hat es bereits übel erwischt – er stürzte bei der Besichtigung in St. Moritz und geht seither an Krücken. Hat jemand gesagt, dass über Skirennen zu berichten, harmlos ist?

Das glorreiche Duett

Marco Odermatt und Cyprien Sarrazin haben am Samstag einen der denkwürdigsten Zweikämpfe der Abfahrtsgeschichte geliefert. Obwohl der Nidwaldner mit der Nummer 7 eine Fahrt vorgelegt hat, die von den Altmeistern Bernhard Russi und Franz Klammer als «unschlagbar» taxiert wurde, war der verrückte Franzose mit der 8 noch einmal neun Zehntel schneller. Als kongenial haben sich die zwei auch bei der After-Race-Party im «The Londoner» erwiesen: Im Kult-Lokal im Herzen von Kitzbühel intonierten Odermatt und Sarrazin zu später Stunde mit nackten Oberkörpern inbrünstig die Nationalhymnen. Dieser Moment hat den ehemaligen Bündner Streif-Helden Dani Mahrer (62, Hahnenkamm-Sieger 1989) besonders berührt: «Wir haben früher nach der Abfahrt auf der Streif auch im Londoner die Sau herausgelassen. Schön, dass die Jungs diese Tradition weiterführen.»

So wild feiert Odermatt mit Sarrazin in Kitzbühel
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Oben ohne und klatschnass:So wild feiert Odermatt mit Sarrazin in Kitzbühel

Gut-Behrami will nur noch weg

Der Riesenslalom in der Niederen Tatra geht wegen seiner riesigen Abstände in die Geschichtsbücher ein. Die zum Teil eisige Piste ist für Power-Frau Sara Hector (30, Sd) «schön zu fahren», sie gewinnt souverän. Fast alle anderen sind bedient, manche wirken wie Hobbyfahrer. Lara Gut-Behrami kurvt mit 4,49 Sekunden Rückstand auf Rang 6 und meint: «Diese Abstände sind ja Wahnsinn. Das einzig Positive ist, dass ich heil nach Hause gehe.»

Der Abfahrts-König bei den «Zick-Zackern»

Als Rennfahrer hat Beat Feuz im Slalom keinen einzigen Weltcuppunkt gewonnen. Dafür hat der Abfahrts-Olympiasieger am Sonntag in überzeugender Manier fürs SRF den Kitz-Slalom kommentiert. Der Emmentaler gibt aber zu, dass er dafür eine längere Vorbereitungszeit benötigt hat. «Bei den Abfahrern kenne ich fast alle persönlich. Das ist im Slalom nicht so. Deshalb habe ich vor der Übertragung vom Ganslernhang eine gewisse Zeit benötigt, bis ich gewisse Namen richtig aussprechen konnte», gesteht der «Kugelblitz».

Rast fährt nicht, sie rast

Nur 9 Hundertstel fehlen Camille Rast im Slalom aufs Podest, sie wird Vierte. «Das ärgert mich», sagt sie. Muss es aber nicht. Denn: Die Walliserin zeigt vor allem im zweiten Durchgang eine Show und knallt die Laufbestzeit in den Schnee. Keine, auch nicht Shiffrin, kann da mithalten. «Nun muss ich in Soldeu zwei solche Läufe zeigen, dann klappt es mit dem Podium», sagt sie. Da hätten wir jedenfalls nichts dagegen.

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