Es ist ein heisser Poker, den unser Riesen-Team vor dem Auftakt in den Olympia-Winter spielt. Während die anderen Alpin-Grossmächte in der Woche vor dem Riesenslalom in Sölden die Einladung des Veranstalters für ein Training auf dem Rennhang dankend annehmen, bleiben die Schweizer auf der Diavolezza.
«Wir haben dort die besseren Bedingungen als in Sölden, wo der Hang sowieso noch nicht rennfertig ist», begründet Trainer Helmut Krug. Die meisten Team-Mitglieder sind mit dieser Entscheidung sofort einverstanden. Marco Odermatt stellt die grosse Ausnahme dar. «Weil unsere Piste auf der Diavolezza im Gegensatz zu Sölden komplett vereist war, habe ich zuerst schon mit ein paar Trainingsfahrten auf dem Rennhang geliebäugelt. Aber jetzt weiss ich, dass unsere Strategie genau die Richtige war», konstatiert der Nidwaldner mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
«Odi» hat wahrlich gut lachen: Der 24-Jährige feiert auf dem Rettenbach-Gletscher seinen fünften Weltcupsieg. Dies, nachdem bei Rennhälfte noch einiges darauf hindeutet, dass der Schweizer Diavolezza-Poker in die Hose gehen könnte. Der Österreicher Roland Leitinger verblüfft nach zahlreichen Trainingsläufen auf dieser Piste mit Laufbestzeit, Odermatt liegt «nur» an dritter Stelle. «Und ich war erstaunt, dass ich nicht viel weiter hinten klassiert bin», gesteht der Buochser. «Ich habe mich mit den aggressiven Verhältnissen ziemlich schwergetan, mir hat das letzte Quäntchen Vertrauen gefehlt.»
Odermatt ist in Sölden besonders nervös
Dass diese Geschichte trotz allem ein helvetisches Happy End beinhaltet, liegt auch daran, dass Helmut Krug als Kurssetzer für den zweiten Lauf ausgelost wird. Der gebürtige Österreicher setzt einen Kurs, in dem sein Schützling seine Qualitäten gewinnbringend ausspielen kann.
Odermatt: «Für mich ist es ein ganz spezieller Sieg, weil ich vor keinem anderen Rennen so nervös bin wie hier in Sölden. Das liegt daran, dass man vor dem Saisonstart immer etwas im Ungewissen ist, wo man im internationalen Vergleich wirklich steht.» Aber jetzt hat der Mann auch dem Mini-Kanton (43'000 Einwohner) die Gewissheit, dass er derzeit die Nummer 1 in der Alpin-Welt ist.
Das Podest:
1. Marco Odermatt (SUI) 2:05.94
2. Roland Leitinger (AUT) +0.07
3. Zan Kranjec (SLO) +0.10
Die Schweizer Sieges-Durststrecke in Sölden ist vorbei. Danke, Marco Odermatt! 2009 gewann Didier Cuche als letzter Eidgenosse auf dem Rettenbachgletscher, nun klettert der 24-jährige Nidwaldner beim ersten Rennen der Saison zuoberst aufs Podest. Odermatt schiebt sich im finalen Lauf vom dritten auf den ersten Rang und feiert seinen fünften Weltcupsieg (den dritten im Riesenslalom).
Es ist ein Riesen-Krimi. Die ersten drei sind nur durch einen Zehntel getrennt. Roland Leitinger, der überraschende Halbzeit-Leader aus Österreich, realisiert sein bestes Weltcup-Resultat, Rang zwei sieben Hundertstel hinter Odermatt. Dritter wird der Slowene Zan Kranjec. Odermatt gegenüber SRF: «Das letzte Jahr, als ich Zweiter wurde, fehlten fünf Hundertstel zum Sieg. Jetzt bin ich knapp vorne. Das Glück war heute auf meiner Seite.»
Die weiteren Schweizer:
4. Gino Caviezel +0.39 (5. nach 1. Lauf) | Fährt erneut angriffig. Grün leuchtet auf, als er ins Ziel kommt. Liebäugelt kurz mit dem zweiten Podestplatz im Riesenslalom. Letztlich fehlen ihm 29 Hundertstel. Rang vier ist sein zweitbestes Weltcup-Resultat (nach Rang drei 2020 in Sölden). Caviezel gegenüber SRF: «Ich freue mich sehr. Klar, wäre ich gerne wie letztes Jahr mit Odi auf dem Podest gestanden. Ich war sehr nahe dran. Gratulation an Odi, das war eine sehr starke Leistung. Ich kann stolz sein auf meinen Tag. Ich bin heute gut Ski gefahren und froh, konnte ich so in die Saison starten.»
12. Justin Murisier +1.00 (16. nach 1. Lauf) | Steigert sich. Die Top 10 verpasst er um acht Hundertstel. Auf der Schlussgeraden fehlt ihm im zweiten Durchgang die Geschwindigkeit, um den Norwegern die Doppelführung (Braathen vor Windingstad) zu entreissen.
16. Loïc Meillard +1.29 (19. nach 1. Lauf) | Den Turbo zündet er auch nach dem Mittag nicht. Verliert im Steilhang in beiden Läufen zu viel Zeit.
21. Daniele Sette +1.61 (25. nach 1. Lauf) | Macht im zweiten Durchgang vier Plätze gut und erobert zum sechsten Mal in seiner Karriere Riesenslalom-Weltcuppunkte.
Nicht für den 2. Lauf qualifiziert:
Daniel Yule (50.), Tanguy Nef (52.) und Cedric Noger (55.).
So gehts weiter:
Am 13. (Frauen) und 14. November (Männer) findet im österreichischen Lech am Arlberg der einzige Parallel-Riesenslalom-Event des Winters statt. Der Speed-Auftakt folgt Ende November im kanadischen Lake Louise (2x Abfahrt, 1x Super-G). (yap)
Mehr Ski-News
Jetzt wird wieder durch den Stangenwald getanzt und die Abfahrtspisten runter gedonnert. Hier findest du alles, was du über die neue Ski-Saison wissen musst.
Jetzt wird wieder durch den Stangenwald getanzt und die Abfahrtspisten runter gedonnert. Hier findest du alles, was du über die neue Ski-Saison wissen musst.