Sieben Thesen zum Weltcup-Start
Russi spricht Machtwort im Streit um die Matterhorn-Abfahrt

Blick-Experte Bernhard Russi kommentiert sieben Thesen zum kommenden Weltcup-Winter.
Publiziert: 27.10.2023 um 15:31 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2023 um 17:29 Uhr
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Bernhard Russi gehörte 2009 zu den ersten Gratulanten, als Didier Defago innerhalb von einer Woche die Abfahrtsklassiker in Wengen und Kitzbühel gewinnen konnte. In der Zwischenzeit ist der Olympiasieger von 2010 als Architekt der Matterhorn-Abfahrt in Kritik geraten. Russi spricht sich aber klar für Defago aus.
Foto: TOV
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Marcel W. PerrenReporter Sport
1

Der Weltcup-Auftakt im Oktober ist aufgrund der Klimaerwärmung nicht zeitgemäss

Diese These können wir jedes Jahr erst nach den ersten Rennen beurteilen. Im Vorfeld dieser Rennen werden wir immer den Herbst erleben. Mal kalt und nass, mal aber auch mit sommerlichen Temperaturen. Dann verstehe ich die Frage: Wollen wir jetzt wirklich Ski fahren? Oder aber auch die Lust, möglichst schnell in die Berge auf den Schnee.

Der Schneesport ist eine wichtige Komponente für den Tourismus, den wir vor allem in den Bergen, in den Alpentälern brauchen. Die Rennen sind dazu ein wichtiger Faktor. Im Wissen um die Klimaerwärmung ist die Frage absolut gerechtfertigt: Wie viel Unterhaltung, wie viel Freizeitvergnügen, wie viel Reiselust wollen und dürfen wir uns erlauben? Hallenbäder, Kunsteisbahnen, Open Airs – darf das sein?

Also, richtig und vernünftig umgesetzt ist der Oktoberauftakt absolut okay. Aber wenn es die Verhältnisse nicht zulassen, darf man nicht auf Weltuntergangsstimmung machen und sofort Schuldige suchen.

2

Das neue Fluor-Verbot wird das totale Chaos auslösen

Das esse ich nicht so heiss, wie es gekocht wird. Regeln sind da, um umgesetzt, aber auch, um kontrolliert zu werden. Vergehen müssen sauber bewiesen werden. Sonst muss man, auch kurzfristig, die Verbote aufheben und die Inkraftsetzung verschieben.

3

Pisten-Architekt Didier Defago hat bei der Planung der Matterhorn-Abfahrt einen groben Linienfehler begangen

Nein! Wir sollten versuchen, die ganze Diskussion in eine vernünftige Relation zu bringen.

Die genaue Grenze zur besagten Zone ist nicht mit Zäunen markiert. Sie schlängelt sich dem Gelände entlang. Nehmen wir an, dass die Piste rund zwei Kilometer lang und etwa 50 Meter breit ist, sprechen wir von 100'000 m2 Fläche in einem schneeweissen Gelände. Ich stelle die Frage: Könnte man nicht auch hier wie zum Beispiel bei Geschwindigkeitsüberschreitungen eine gewisse Toleranz walten lassen? Fünf Prozent würden dann 5000 m2 entsprechen.

Anhand des Plans für die Abfahrtspiste hat die Bau-Kommission jedoch bereits vor dem Augenschein vor Ort festgestellt, dass ein Teil der Installationen auf einer sehr geringen Fläche ausserhalb des genehmigten Skigebiets auf Schweizer Gebiet liege. Mit sehr gering stelle ich mir eher zwei drei Parkfelder als einen Fussballplatz vor. Also plädiere ich für etwas mehr Verständnis und Goodwill.

Ganz klar ist aber auch, dass Zonen und Gesetze eingehalten werden müssen. Die Korrektur dazu ist in Zermatt überhaupt kein Problem und wird auch umgesetzt, ohne grosse Änderungen.

4

Müsste der Start der Matterhorn-Abfahrt auf italienischen Boden verschoben werden, wäre das eine Blamage für die Schweiz

Nein! Es kann zur Verlegung des Starts auch andere Gründe geben. Wetter, Wind oder Sicht! Und in einem Jahr spricht niemand mehr davon.

5

Marco Odermatt wird zum dritten Mal in Serie den Gesamtweltcup gewinnen

Es gibt wohl kaum jemand, der dagegensetzt. Auch ich nicht. Dabei darf man diesen sportlichen Erfolg nie als selbstverständlich betrachten, er bleibt eine Ausnahmeleistung. Denn Störfaktoren gibt's einige: Krankheiten, Verletzungen, Wetterkapriolen und die Frage, wie gut die Gegner sind. Kilde muss es nach wie vor mit der Brechstange versuchen! Kristofferson denkt mit seinen zwei Disziplinen eher nicht an den Gesamtweltcup. Pinturault wird im Herbst seiner Karriere glücklich über einzelne Podestplätze sein. Bleibt Marco Schwarz. Theoretisch: Ja! Ich bezweifle aber, dass er sich in den Speed-Disziplinen gross steigern kann.

6

Dank Delia Durrer werden wir auch bei den Frauen einen Nidwaldner-Triumph feiern dürfen

Die Karriere von Delia verfolge ich schon rund drei Jahre. Ihr stetiger Aufwärtstrend verspricht auch Erfolg in der obersten Liga. Und wenn eine 20-Jährige bereits sechs Schweizermeister-Titel aufweisen kann, ist das der Beweis, dass sie im richtigen Moment ans Limit gehen kann.

7

AJ Ginnis wird den ersten Weltcupsieg für Griechenland einfahren

Warum nicht? Der Schnellste war der Vize-Weltmeister schon mal, brachte es aber wegen eines fragwürdigen Torfehlers nicht auf die Ergebnisliste. Mir gefallen seine aggressive Fahrweise und seine akrobatischen Fähigkeiten.

Gestern kaum Schnee, heute juhee!
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Ski-Rennen in Zermatt:Gestern kaum Schnee, heute juhee!
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