Darum gehts
- Niels Hintermann absolvierte erstmals seit Krebsdiagnose ein Speed-Training
- Rückkehr auf Abfahrts- und Super-G-Ski besser als erwartet
- Hintermann bestritt etwa zehn Abfahrtsläufe während des Trainingscamps
Niels Hintermann (29) hat auf seinem steinigen Weg zurück in den Ski-Zirkus einen wichtigen Schritt gemacht. Auf der WM-Piste von St. Moritz absolvierte der Zürcher, der im Oktober die Schockdiagnose Lymphdrüsenkrebs erhalten hatte, letzte Woche erstmals seit der Erkrankung ein Speed-Training.
«Zusammenfassend kann ich sagen, dass meine Rückkehr auf die Abfahrts- und Super-G-Ski deutlich besser funktioniert hat, als ich bei der Anreise ins Engadin geglaubt habe. Aber logischerweise habe ich vor allem im konditionellen Bereich noch ordentliche Defizite», erklärt der dreifache Weltcupsieger, und ergänzt dann: «Nachdem ich am ersten Tag ausschliesslich Gleitkurven gefahren bin, habe ich 24 Stunden später einige Super-G-Läufe absolviert. Einen Dämpfer musste ich am Mittwoch in Kauf nehmen. In der Nacht musste ich zur Kenntnis nehmen, dass ich mich nach der Chemotherapie noch etwas schwertue mit der Höhenlage. Ich habe daher miserabel geschlafen. Deshalb musste ich auf das an diesem Morgen geplante Abfahrts-Training verzichten.»
Am Donnerstag und am Freitag hat Hintermann dann aber sehr ordentlich Abfahrt trainiert. «Das hat richtig viel Spass gemacht. Einzig vor der Panorama-Kurve hatte ich grossen Respekt, weil die Piste dort ziemlich unruhig war. Ich habe das Tempo bei dieser Passage entsprechend reduziert.»
«Niels ist sehr solide Ski gefahren»
Auch Speed-Cheftrainer Reto Nydegger zieht nach dieser Trainingswoche ein positives Fazit: «Ich bin ursprünglich davon ausgegangen, dass Niels in diesem Camp ausschliesslich Gleitkurven fahren wird. Aber letztendlich hat er hier um die zehn Abfahrtläufe bestritten und ist dabei sehr solide Ski gefahren. Im Gesicht von Niels konnte man eine kindliche Freude ablesen. Ich bin mir sicher, dass ihn diese Freude über das geglückte Ski-Comeback im Sommer bei der harten Arbeit im Kraft- und Ausdauertraining antreiben wird.»
Nydegger plant mit seinem Star-Ensemble um Weltmeister Franjo von Allmen (23) und Bormio-Triumphator Alexis Monney (25) im September ein mehrwöchiges Abfahrts-Camp in Südamerika. Nach dem ersten Test in St. Moritz spricht viel dafür, dass im kommenden Herbst auch Hintermann die Reise in die Anden antreten wird.