Jeder Mensch hat 23 elastische Bandscheiben. Jeder? Nicht ganz. Noémie Kolly hat nur noch 22 und ist froh darüber. «Als der Arzt sagte, eine Operation sei die einzige vielversprechende Lösung, war dies ein Schock. Ich war traurig, willigte aber ein und sie entfernten mir eine Bandscheibe», sagt die 24-jährige Freiburgerin. Sie habe gewusst, dass es die richtige Lösung sei. «Und letztlich war die Operation eine Erlösung. Ich habe nur drei kleine Narben am Rücken, es geht mir schon sehr gut.»
Jahrelang kämpfte Kolly mit Rückenproblemen. In den Griff bekam sie diese nie gänzlich. Die B-Kader-Fahrerin überzeugte trotzdem immer wieder, schaffte es in den letzten zwei Jahren dreimal in die Top-15 eines Weltcuprennens. Sie schaffte es auch an die Olympischen Spiele in Peking und wurde im letzten März Schweizer Meisterin in der Kombination. Doch vor fünf Wochen stürzte Kolly beim Abfahrtstraining in Zermatt heftig. «Die Unterlage war unruhig, ich war an einem Tor zu spät dran und raste mit voller Wucht ins Nächste hinein.»
Kolly überschlug sich mehrmals – als sie zum Stillstand kam, schmerzten das Knie und das Handgelenk. Und der ganze Körper war geprellt. «Nach der Untersuchung war ich froh, dass nichts kaputt oder gerissen war. Der Rücken machte mir keine Mühe, doch zwei Wochen später blockierte er komplett. Ich konnte mich kaum noch bewegen, es war brutal.»
Rückkehr im Januar?
Kolly liess sich vom gleichen Arzt operieren, der bereits mehrmals Technik-Ass Justin Murisier (30) behandelt hatte. «Ich hatte letztlich Glück im Unglück, meine Saison hätte nach einem solchen Crash auch vorbei sein können. Und nun fühlt sich mein Rücken so gut an wie seit Jahren nicht mehr», sagt Kolly.
Ihre Rückkehr plant sie für die Speed-Rennen in St. Anton (Ö) Mitte Januar. «Zuerst werde ich noch eine Woche in Magglingen Kondition trainieren, danach geht es wieder los mit freiem Skifahren.» Bleibt die Frage: Hat sie Rennen in Lake Louise (Ka) am TV verfolgt? «Nein, ich habe es nicht übers Herz gebracht.»