Das war ein Lauberhornrennen, wie man es sich erträumt. Fantastische Kulisse, begeisterte Zuschauer. Eine Piste, die allen alles abverlangte, ein Rennen mit Hochspannung. Und mittendrin unsere erfolgreichen Schweizer.
Es war ganz grosser Sport, mit einem ganz grossen Sieger.
Vincent Kriechmayr hatte zwar etwas Mühe, in Schwung zu kommen und profitierte auch von einzelnen Fehlern der anderen Topfavoriten Feuz, Paris, Kilde und Mayer.
Aber über alles gesehen war der amtierende Weltmeister klar der Beste. Er zeigte eine bestechende Fahrt ohne Fehl und Tadel – und ohne wenn und aber.
Gestern, heute und Morgen zählt nur die Leistung Kriechmayrs. Das spürte man auch bei seinen Mitkonkurrenten. Alle gönnen ihm diesen Erfolg.
Aber spätestens Übermorgen, im Frühjahr wenn das Weltcupjahr analysiert wird, müssen die Entscheide der Jury rund um die Startberechtigung Kriechmayrs nochmals auf den Tisch. Die Frage müssen wir, die FIS, seine Komitees, bis hin zum Council, uns aufrichtig stellen, wie weit ein Reglement zu Gunsten eines einzelnen Fahrers zurecht gebogen werden darf und ab wann der Sinn und Geist von Regeln mit Füssen getreten und ins Lächerliche abdriften dürfen.
Mehr zum Fall Kriechmayr
Für all jene, die auch sonst dem alpinen Sport kritisch gegenüberstehen, wird sie ein gefundenes Fressen sein: Die Startszene von Vincent Kriechmayr am Freitag als Qualifikationskriterium für eine der schwersten Abfahrten der Welt.
Der alpine Skisport hat neue Visionen, will eine Weltsportart werden, will mehr Marketingerfolg, mehr Preisgeld et cetera. Das schaffen wir. Aber nur, wenn wir selbstkritisch genug sind.