Darum gehts
- Tätowierte Skifahrerin mit eigenwilliger Persönlichkeit und Durchsetzungsvermögen
- Brunner hat vielseitige Talente, darunter Motocross und Fussball mit Jungs
- 3 Kreuzbandrisse in 17 Monaten prägten ihre Karriere
Ein riesiges Löwentattoo mit Krone ziert ihren Oberarm. «Es hat fünf Stunden gedauert, um es stechen zu lassen», erzählt Stephanie Brunner (31). Genug war ihr das nicht – vor kurzem kam ein Totenkopf mit Ski dazu. «Irgendwann will ich den ganzen Arm voll haben», sagt sie.
Brunner trägt auch eine Schlange, Berge, die Engelsnummer 444 und Motivationssätze auf der Haut. «Ich bin nicht wie die anderen im Skizirkus», sagt die Riesenslalom-Spezialistin. Und: «Ich will auffallen.»
Auffallen? Das tut Brunner nicht nur wegen ihrer Tattoos. «Viele sagen ihre ehrliche Meinung nicht. Ich schon. Obwohl mir das zuweilen auf den Kopf fällt», meint die Frau, die alle nur Stephi nennen.
Der Winter der Österreicherin aus Schwaz in Tirol verlief nicht wie erhofft. Dreimal wurde sie 14., bei der WM ging sie leer aus. Klar, dass sie in Sun Valley (USA) endlich hoch hinaus will. «Ich weiss, dass ich einen schnellen Schwung habe, und versuche, locker zu fahren», sagt sie.
«Ich war immer mit Jungs unterwegs»
Locker ist Brunner auch im Gespräch. «Aber viele, die mich nicht kennen, denken, ich sei unsympathisch. Vielleicht, weil ich einen eher strengen Gesichtsausdruck habe, wenn ich über irgendwas nachdenke.» Ist sie im Training unterwegs, fällt ihr das besonders auf. «Ich habe gemerkt, dass viele Nachwuchsfahrerinnen zu Beginn Angst vor mir haben.»
Dieser Eindruck würde sich im Gespräch rasch legen, so Brunner. «Ich bin eigentlich eine Ruhige und Nette», betont sie. Aber eben, da ist halt auch noch ihre andere, wildere Seite, Brunner hat sie seit ihrer Kindheit. Ihr Vater war Koch, die Mutter Kellnerin und Hausfrau – mit der kleinen Stephi und ihren zwei Brüdern hatten sie viel zu tun.
«Ich habe früh gelernt, mich durchzusetzen. Eigentlich war ich immer mit Jungs unterwegs, sei es beim Fussball oder Motocross – da gab es keine Damenklasse im Trial, also habe ich die Wettkämpfe gegen sie bestritten.»
Noch mehr Talent als mit dem Töff hatte Brunner beim Skifahren. 2012 holte sie Slalom-Gold bei der Junioren-WM. Wie? Mit einer Schraube im Körper. Davor hatte sie das Schienbein gebrochen. «Ich schlug Shiffrin und Vlhova, darauf bin ich heute noch stolz», meint sie schmunzelnd.
Nach der Saison lässt sie die Sau raus
Brunners Karriere verlief danach aber nicht so erfolgreich wie jene der US-Frau und der Slowakin – 3 Kreuzbandrisse innert 17 Monaten machten Brunner einen dicken Strich durch die Rechnung. «Einige meinten, ich solle doch aufgeben – aber das kam für mich nie infrage.»
Was liegt nun in Sun Valley drin? Sicher ist: Am Start wird Brunner harten Rock hören. «Metallica oder AC/DC. Das brauche ich, um runterzukommen», so Brunner. Und nach der langen Saison? Da gibt es sicher eine Party. «Ich bin eine, die im Ausgang auch mal die Sau rauslässt», verrät sie augenzwinkernd. Am liebsten würde Brunner vorher aber noch beim Weltcupfinale glänzen.