Um 9 Uhr und 17 Minuten halten die Zuschauer auf der Diavolezza den Atem an – selbst die abgebrühtesten Swiss-Ski-Trainer bekommen es mit der Angst zu tun. Luca Aerni kämpft in der internen Ausmarchung der Schweizer um den letzten Weltcup-Platz für den Riesen in Sölden um eine gute Zeit. Dann passiert es: Innenskifehler, Einfädler und Aerni fliegt Richtung Geröllhalde.
Weil es hier im Normalfall keine Stürze gibt, war diese Stelle bis vor ein paar Tagen lediglich mit einem Fangnetz abgesichert. Zum grossen Glück für Aerni wird auf Initiative von Trainerstaff-Mitglied Matteo Joris dann aber doch noch ein zweites Netz installiert. Genau dieses hat Aerni nun gerettet. Es verhinderte, dass der im Bernbiet aufgewachsene Walliser mitten im Steinhaufen augeschlagen wäre.
«Das war echt heftig» erzählt Aerni geschockt. «Ich habe im Flug die Steine auf mich zukommen sehen.» Weil seine Betreuer die richtigen Vorkehrungen getroffen haben, hat er Glück im Unglück: «Ich spüre lediglich leichte Schmerzen an der Hüfte. Ich habe mich bereits herzlich beim Matteo bedankt.» Der 28-jährige Slalom-Spezialist schnauft tief durch.
Eine knappe halbe Stunde nach diesem Horror-Moment bestreitet Aerni bereits den zweiten Qualifikations-Lauf und schwingt mit einer sehr ordentlichen Zeit im Ziel ab. Für die Riesen-Quali für Sölden reicht diese aber nicht. Er verpasst den Weltcup-Auftakt am übernächsten Sonntag genau so wie das Bündner Top-Talent Fadri Janutin (21), welcher nach starken Fahrten in Steilhang im flachen Schlussabschnitt zu viel Zeit verliert. Den letzten freien Platz krallt sich der Genfer Slalom-Spezialist Tanguy Nef, der sich über die Qualifikation für Sölden freut.