Auf einen Blick
- Lara Gut-Behrami fährt erstmals ohne Kopfsponsor
- Nach 12 Jahren endet Zusammenarbeit mit Ragusa
- Sponsoring-Aufwand bewegt sich im mittleren, sechsstelligen Bereich
Kopflos? Nein, so wird Lara Gut-Behrami (33) am Samstag in Sölden nicht fahren. Aber erstmals in ihrer langen Karriere ohne Kopfsponsor! «Momentan habe ich keinen neuen Sponsoren auf dem Helm», sagt sie. Nach 12 Jahren, in denen Ragusa zum werbetechnischen Markenzeichen der Tessinerin wurde, ist die Zusammenarbeit beendet worden.
«Wir hätten gerne mit Lara Gut-Behrami weitergemacht. Leider haben wir uns in der Diskussion nicht gefunden», sagt Jessica Herschkowitz. Sie ist Kommunikations-Chefin des Schokoladenherstellers Camille Bloch, der Ragusa produziert.
Gut-Behrami wird also mit einem schwarzen Helm ihre Kurven in den Rettenbachferner ziehen. «Das ist einer Ski-Königin unwürdig», wird sich manch einer denken. Fakt ist aber: Je bekannter ein Athlet ist, dessen höher sind normalerweise dessen Ansprüche.
Entsprechend gibt es nicht unzählige Firmen, die es sich leisten wollen, ihren Schriftzug zu präsentieren. Gemäss Blick-Informationen hat Gut-Behrami zuletzt jährlich einen Betrag im mittleren, sechsstelligen Bereich kassiert.
Expertin: «Zeitpunkt verwundert mich»
Athleten-Managerin Janine Geigele kennt sich im Thema Sponsoring bestens aus. Sie meint: «Es überrascht mich nicht, dass Lara Gut-Behrami nach zwölf Jahren den Sponsor verliert – das ist eine lange Zeit und da kann es schon mal zu einer Trennung kommen. Aber der Zeitpunkt verwundert mich schon.»
Vielleicht habe man zu spät angefangen, zu verhandeln. «Sonst hätte man womöglich rechtzeitig zum Saisonstart etwas Neues gefunden.» Fakt ist: Oft wird eine Sponsoring-Suche unterschätzt. «Sie braucht unglaublich viel Zeit, Ressourcen und Know-how», so Geigele.
Und was meint Gut-Behrami? Sie bedankt sich in einer offiziellen Meldung bei Ragusa für die vielen schönen, gemeinsamen Jahre. «Ich konnte immer auf sie zählen», lässt sie verlauten.
Russi: «Das ist ihr nicht mehr so wichtig»
Wie lange Gut-Behrami mit einem sponsorlosen Helm über die Weltcup-Pisten donnern wird, bleibt abzuwarten. Man kann davon ausgehen, dass durch die Bilder aus Sölden bei einigen Unternehmen eine gewisse Sensibilisierung stattfinden wird. Vielleicht will dann jemand rasch einsteigen?
Dagegen spricht nicht nur der finanzielle Aufwand, sondern auch die Unsicherheit, wie lange Gut-Behrami noch fahren wird. Zwar betonte sie vor einem Monat, Olympia 2026 sei durchaus möglich. In den letzten Wochen plagten sie aber Müdigkeit, Fieber und Schmerzen. «Es kommen Gedanken auf, ob das noch Sinn macht.» Immerhin: Bei einem FIS-Event am Freitagnachmittag meint sie: «Meine Familie war noch nie mit bei Olympischen Spielen. Cortina 2026 wäre ein unglaubliches Ende meiner Karriere, weil sie da wären. Aber ich muss gesund sein.»
Zurück zum Thema Kopfsponsor. Vielleicht ist es Gut-Behrami auch egal, ob sie auf der Zielgeraden ihrer Karriere noch einen neuen Kopfsponsor findet oder nicht. Ski-Legende Bernhard Russi (75) meinte kürzlich im Blick-Ski-Talk: «Die Wirtschaftlichkeit ist für Lara heute, glaube ich, nicht mehr so wichtig wie damals, als sie die ganze Familie durchziehen musste.»