Österreichs Ski-Boss droht der Schweiz
«Wir sind wieder in voller Stärke da!»

Wenige Tage vor dem alpinen Weltcup-Auftakt in Sölden packt Österreichs Ski-General Peter Schröcksnadel (79) im BLICK-Interview eine kernige Kampfansage an die Schweiz aus.
Publiziert: 14.10.2020 um 13:41 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2021 um 10:41 Uhr
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«Meiner Meinung nach ist es etwas voreilig, wenn sich die Schweiz jetzt schon als Ski Nation Nummer 1 bezeichnet», sagt Peter Schröcksnadel.
Foto: Sven Thomann
Marcel. W. Perren

BLICK: Peter Schröcksnadel, Sie betonen immer wieder, dass Sie mit Swiss Ski-Präsident Urs Lehmann ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. Lehmann hat nach dem letzten Winter spezielle Mützen anfertigen lassen. Haben Sie auch so eine Kappe erhalten?
Schröcksnadel: Nein. Aber was sind das überhaupt für Mützen?

Diese Mützen sind mit dem Schweizer Kreuz und der Aufschrift «Ski-Nation No1» bedruckt...
Aha. Meiner Meinung nach ist es etwas voreilig, wenn sich die Schweiz jetzt schon als Ski Nation Nummer 1 bezeichnet. Bis vor der letzten Saison haben wir Österreicher den Nationencup dreissig Mal in Serie gewonnen. Im letzten Winter, der wegen Corona nicht einmal ganz zu Ende gefahren werden konnte, haben uns einige Leistungsträger wegen Verletzungen gefehlt. Aber jetzt sind wir wieder in voller Stärke da. Deshalb werden die Schweizer ihren Nummer 1 Status nun erst einmal bestätigen müssen.

Sie sind Multi-Millionär. Wie viel Geld würden Sie denn darauf wetten, dass ihre Mannschaft im kommenden Winter den Nationencup nach Österreich zurückholt?
Ich wette nie. Aber es ist ganz klar unsere Absicht, den Nationencup zu gewinnen.

Aber kommt es nicht einer ordentlichen Übertreibung gleich, wenn Sie behaupten, dass ihr Team jetzt wieder in voller Stärke dasteht? Ein neuer Marcel Hirscher ist derzeit bei allem Respekt noch nicht in Sicht.
Ich glaube ja auch nicht, dass ein Österreicher der nächste Gewinner vom Gesamtweltcup sein wird. Ein Marco Schwarz könnte längerfristig zu einem Anwärter für den Gewinn der grossen Kugel werden, aber in diesem Winter kommt das wohl noch zu früh. Aber als Mannschaft sind wir jetzt auf jeden Fall wieder breiter und besser aufgestellt als im Vorjahr. Und damit unsere Riesenslalomfahrer wieder in Fahrt kommen, haben wir ja im letzten Frühling mit Mike Pircher Hirschers langjährigen Erfolgstrainer als Chef dieser Gruppe verpflichtet. Und Pircher wird bei dieser Tätigkeit ja von Marcels Vater Ferdinand Hirscher unterstützt.

Es gibt aber einige Insider die behaupten, dass die meisten Rennfahrer zu weich und zu bequem für die Trainingsmethoden von Papa Hirscher wären. Was sagen Sie diesen Skeptikern?
Ich kann ganz klar sagen, dass sich der «Ferdl» in der Vorbereitung hervorragend in unser Team eingebracht hat. Wir können vor allem von seinem riesigen Erfahrungsschatz im Materialbereich enorm profitieren. In diesem Bereich kennt er sich wirklich wie kaum ein Zweiter aus, und überlässt auch nichts dem Zufall. Seine Liebe zum Detail geht so weit, dass er auch Start-Stock-Tests durchführt, um herauszufinden, welches die schnellsten Skistöcke sind.

Sie haben in der Vergangenheit ja nicht nur viel Geld in den Skisport investiert. Seit ein paar Jahren unterstützen Sie Forscher, die Mittel gegen Krebs und aktuell auch gegen das Corona-Virus suchen. Im vergangenen Frühling haben Sie in einem Interview mit BLICK behauptet, dass es zu Beginn dieses Winters einen zulässigen Impfstoff gegen Corona geben werde. Da haben Sie sich wohl getäuscht, oder?
Die Forscher, die ich unterstütze, werden wohl erst Ende Winter so weit sein. Sie arbeiten an einem speziellen Impfstoff für Leute mit schweren Vorerkrankungen. Aber ich bleibe bei meiner Prognose, dass es für Menschen ohne Vorerkrankungen bereits anfangs dieses Winters einen Corona-Impfstoff geben wird. Die Frage wird aber sein, wie viel von diesem Stoff auf die Schnelle verfügbar sein wird und welche Gruppen als erstes geimpft werden.

Eine ganz andere Frage zum Schluss: Warum haben Sie ihre Ankündigung, dass Sie als ÖSV-Präsident abtreten, sobald die Schweiz den Nationencup gewinnt, im letzten Frühling nicht wahr gemacht?
Unter normalen Umständen wäre ich ja zurückgetreten. Aber weil aufgrund von Corona so vieles nach hinten verschoben wurde, werde ich nun aufgrund dieser aussergewöhnlichen Situation doch noch etwas länger als ÖSV-Präsident gebraucht. Aber egal, wie der Kampf um den Nationencup diesmal ausgehen wird – das wird in jedem Fall mein letzten Winter als ÖSV-Präsident.

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