Österreicherinnen dominieren Europacup
Haben wir ein Ski-Nachwuchsproblem?

Im Europacup fahren die Österreicherinnen den Schweizerinnen um die Ohren. Warum? Der Schweizer Alpin-Direktor sieht keinen Grund zur Panik, übt aber auch Kritik.
Publiziert: 28.03.2023 um 11:48 Uhr
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Im Weltcup top, im Europacup nur auf Rang 3: Alpin-Direktor Walter Reusser erklärt, warum die Schweizerinnen nicht so viele Punkte holen.
Foto: Sven Thomann
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Mathias GermannReporter Sport

Die Schweiz, Ski-Nation Nummer 1! Kein Land holte im Weltcup auch nur annähernd so viele Punkte. Und auch bei der WM schwang man oben aus. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, braucht es Nachwuchs. Doch genau da scheint es bei den Frauen nicht zum Besten bestellt – zumindest auf den ersten Blick. Im Europacup, der Rennserie unterhalb des Weltcups, sind die Schweizerinnen nur die Nummer 3 der Welt.

Österreich dominiert komplett, hat fast 2500 Punkte mehr gehamstert als die Schweizerinnen. Zum Vergleich: Die Schweizer Männer haben 3520 Punkte Vorsprung auf die zweitplatzierten Italiener, sie bilden die bei weitem stärkste Nation. Auch in der Europacup-Gesamtwertung schneiden die Schweizerinnen schlecht ab: Mit Mélanie Meillard (9.), Delia Durrer (12.) und Stephanie Jenal (19.) sind nur drei in den Top 20.

Was ist da los? Walter Reusser, der Schweizer Alpin-Direktor, erklärt: «Letzte Saison konnten wir mit Aline Danioth, Juliana Suter, Simone Wild, Vivianne Härri und Delia Durrer fünf Weltcup-Fixplätze herausfahren, zudem hat Jasmina Suter im Europacup viele Punkte geholt. Diese sechs Athletinnen waren für 51 Prozent der Europacup-Punkte verantwortlich. Dieses Jahr wurden sie vor allem im Weltcup eingesetzt oder waren wie Jasmina Suter verletzt. Durch diesen Fokus sind sie nur sporadisch im Europacup eingesetzt worden und haben dieses Jahr noch 27 Prozent der Punkte herausgefahren.» Es habe eine Art Generationenwechsel stattgefunden. «Wir haben viele junge Athletinnen, insbesondere mit Jahrgang 2004, die diese Saison das erste Mal im Europacup eingesetzt wurden und schon tolle Erfolge feiern durften. Hier war die Zielsetzung, sich in der Startliste zu verbessern. Diese Athletinnen fahren noch nicht die Big Points ein, haben aber für nächstes Jahr eine tolle Ausgangslage.»

Reusser kritisiert: «Sonst wird es schwierig»

Alles in Butter also? Nicht ganz. Es gibt auch Kritik vom Chef. «Es gibt einige Fahrerinnen, die schon viele Erfahrungen sammeln konnten, nun aber den Schritt in Richtung Top 5 im Europacup machen müssen. Sonst wird es für sie schwierig», so Reusser. Was er damit meint: Es dürfen nicht beliebig viele Fahrerinnen im Weltcup eingesetzt werden, da gibt es Kontingente der FIS. Und weil die Schweiz fast in allen Disziplinen breit aufgestellt ist, müssen sich die nachrückenden Athletinnen einen Fixplatz durch den Europacup ergattern.

Was das heisst: Sie müssen am Ende der Saison zu den besten drei in den einzelnen Wertungen gehören. «Nur so können sie sich in Ruhe an den Weltcup gewöhnen, die Strecken und Abläufe kennenlernen.»

Lieber eine Pause als eine Verletzung

Der Alpin-Direktor betont, dass man sich keine Sorgen um den Nachwuchs machen müsse. Tatsächlich räumten die Schweizerinnen bei der Junioren-WM in St. Anton im letzten Februar ab, gewann fünf Medaillen – vier davon durch die Appenzellerin Stefanie Grob (18).

Reusser: «Wir wollen unsere jungen Fahrerinnen auch nicht verheizen. Wenn wir merken, dass sie während des Winters müde sind, geben wir ihnen eine Pause. Das schmeckt ihnen zwar nicht, und dadurch holen wir weniger Punkte – langfristig ist es aber so besser, als eine Verletzung zu riskieren.»

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