Nach ihrem letzten Auftritt bei der WM wollte Lara Gut-Behrami (31) nichts sagen. Fast nichts. «Es waren zwei Scheisswochen», meinte sie lediglich. Die Tessinerin musste danach heftige Kritik einstecken. Unprofessionell sei ihr Verhalten, kindisch sogar, hiess es.
Zwei Tage später bricht die ohne Medaille abgereiste Tessinerin mit einer Videokonferenz ihr Schweigen. «In dieser Phase meiner Karriere brauche ich mehr Zeit, um gewisse Dinge zu verdauen. Nach den Rennen bin ich emotional und irrational. Ich könnte schon irgendwas sagen, aber ich mag keine Banalitäten.»
Sie habe nach dem Riesenslalom schlicht keine Klarheit gefunden, um «etwas Sinnvolles» zu erzählen. «Ich mag es einfach, Zeit zu haben, um über Dinge zu reden. Das geht fünf Minuten nach dem Rennen nicht», so Gut-Behrami. Über das Angebot, später am Abend oder am nächsten Vormittag zu sprechen, äussert sie sich dagegen im Video-Call nicht.
«Ich hatte Tränen in den Augen»
Gut-Behrami wurde in Méribel Sechste im Super-G, Neunte in der Abfahrt und Vierte im Riesenslalom. Zu wenig für ihre Ansprüche. «Ich hätte gerne eine Medaille gewonnen, aber es hat immer etwas gefehlt. Ich war zu langsam, das ist mein Fehler. Aber es gab auch gute Dinge.»
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Gleichzeitig gibt Gut-Behrami zu, dass der Tod der Italienerin Elena Fanchini (†37), die am Tag des Super-G ihrem Krebsleiden erlag, sie stark mitgenommen habe. «Das kann man nicht ausschalten. Ich bin auf vieles empfindlich und beim Skifahren geht es um Emotionen und Instinkt. Als ich tags darauf zum Abfahrtstraining gestartet bin, hatte ich Tränen in den Augen. Und ich wäre fast im Netz gelandet.»
Sie sei auf den Ski gestanden und habe an das letzte Mal gedacht, als sie mit Fanchini gesprochen habe. «Sie sagte mir, dass sie mir immer zuschauen würde. Ich hätte gerne für sie gewonnen. Es ist so schwierig, ihren Tod zu akzeptieren.»
Sie will bis 2025 weiterfahren
Auf die Frage, ob die WM in Frankreich ihr letzter Grossanlass gewesen sei, meint Gut-Behrami: «Ich bin in einem Alter, wo ich versuchen will, so viele Rennen wie möglich zu fahren. Ich hoffe, es geht noch bis zur WM 2025. Manchmal denke ich, dass ich noch 1000 Mal am Start stehen möchte. Und es gibt Tage, an denen ich aufstehe und das Gefühl habe, keine Kraft zu haben.»