Parallel-Rennen haben im Ski-Zirkus ohnehin einen schweren Stand. In Lech-Zürs gehts für einmal aber nicht um Fairness oder Verletzungs-Gefahren.
Die Streitpunkte sind in Vorarlberg auf der politischen Ebene zu finden: Für den Bau der Rennpiste fehlte letztes Jahr die Genehmigung. Zudem musste die 2,7 Millionen Euro teure Anlage fast zur Hälfte aus Steuergeldern finanziert werden. Zur Kostentreiberin wurde die vom Weltverband Fis vorgeschriebene TV-Tauglichkeit der Rennstrecke. Alleine die Lichtanlage soll eine gute Millionen Euro gekostet haben, rechneten Experten in der Zeitung «Der Standard» vor.
Die Flutlicht-Masten müssen mit mehreren Helikopterflügen pro Mast im Frühjahr ab- und im Herbst wieder aufgebaut werden – damit sie im Sommer das Landschaftsbild nicht stören.
Eigentlich wäre dieser Neubau auch nicht notwendig gewesen. Denn in St. Anton, WM-Ort von 2001, steht wenige Kilometer von Lech-Zürs entfernt eine TV-taugliche Piste. Aber hier kommt die Politik ins Spiel. Denn St. Anton liegt im Bundesland Tirol und nicht in Vorarlberg, das nach 26-jähriger Durststrecke unbedingt wieder Weltcuprennen austragen wollte. Nur dass das TV-Geld mehrheitlich an den Österreichischen Skiverband und nicht an den den Veranstalter Lech-Zürs fliesst. Diesem bleibt als Mehrwert einzig die Standortwerbung durch die Übertragung.
Schnee wird mit Lastwagen hingekarrt
Ob dies alleine die Investitionen der öffentlichen Hand rechtfertigt, darüber ist nun ein Streit entbrannt. Umso mehr, weil der Schnee extra mit Lastwagen zur Piste am Arlberg gefahren werden musste. «Ein Weltcuprennen im November ist in Zeiten des Klimawandels eine schlechte Werbung», findet deshalb Nadine Kasper, die für die Grünen im Parlament von Vorarlberg politisiert. Sie fragt: «Muss das sein? Während man in Glasgow einen Klimagipfel abhält?»
Dass es sein muss, findet die von der von bürgerlichen ÖVP dominierte Landesregierung Vorarlbergs, die auch dieses Jahr einen Förderbeitrag von 90'000 Euro für die Rennen bewilligt.
Zumindest indirekt hat der Zoff in Vorarlberg ein erstes Opfer gefordert: Am Montag ist überraschend Lechs Bürgermeister Stefan Jochum zurückgetreten. Der Abgang habe nichts mit den Skirennen zu tun, sagt er. Allerdings war Jochum vor einem Jahr in verschiedenen Rollen in die Renn-Organisation involviert und wurde wegen der fehlenden Genehmigung zu einer Geldstrafe verurteilt. (cmü)