«Man kann sich auch für nichts engagieren»
Gisin wehrt sich gegen wütende Reaktionen wegen Kampf für Umwelt

Kranjska Gora ist für Michelle Gisin (28) ein gutes Pflaster – hier fuhr sie schon zweimal aufs Podest. Neben den Ski zeigt sie sich ähnlich engagiert.
Publiziert: 08.01.2022 um 01:31 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2022 um 09:24 Uhr
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Michelle Gisin blickt über den Ski-Tellerrand hinaus. Das bringt ihr aber auch Kritik ein. Warum?
Foto: Sven Thomann
Mathias Germann

Als im vergangenen Frühling Bundesrätin Simonetta Sommaruga auf dem Titlis für das CO2-Gesetz weibelte, stand ihr auch Michelle Gisin zur Seite. Die Engelbergerin ist Botschafterin von «POW – Protect Our Winters» (Schützt unsere Winter) und versucht, die Menschen für den Klimaschutz zu sensibilisieren. Der Auftritt mit Sommaruga hätte viele positive Reaktionen ausgelöst, so Gisin. Aber halt nicht nur. «Es gab auch viel negatives Feedback», gibt sie zu.

Die «Weltwoche» beispielsweise taxierte Gisin in der Rolle als Klimaschutz-Botschafterin als «untauglich». In einem Artikel stand dazu: «Sie fliegt mit dem Skitross im Frühling zu Schneetests in den hohen Norden, im Sommer zu Schneetrainings ins ferne Argentinien. Zum Saisonstart gehts dann ebenfalls im Flugzeug in die Vereinigten Staaten und nach Kanada. Zurück in Europa, brettert sie die restliche Saison im klimaschädlichen Privatfahrzeug von einem Austragungsort zum nächsten. Kurzum: Wenn Gisin als Klimaschützerin glaubwürdig sein will, müsste sie ihre Skikarriere eigentlich sofort an den Nagel hängen.»

«So umweltbewusst wie möglich»

Wie nahe ging der Kombi-Olympiasiegerin die «Weltwoche»-Kritik? «Ich habe diesen Artikel gar nicht gesehen», sagt sie. Die wütenden Reaktionen auf ihrem Instagram-Account entgingen ihr aber nicht. «Mir ist die Diskrepanz bewusst, die ich wegen meines Berufes habe. Es gibt jedoch aber viele weitere Aspekte, die einen Einfluss auf die Umwelt haben. Und da versuche ich mich so umweltbewusst wie möglich zu verhalten», so Gisin.

Sie betont, dass sie sich nie als Vorbild verkauft habe und dass es ihr als Botschafterin nicht darum gehe, mit dem Finger auf andere zu zeigen. «Letztlich setze ich meinen Namen und meine Reichweite für etwas ein. Man kann sich auch für nichts engagieren, weil man Angst vor Kritik hat – doch das gefällt mir nicht.»

Yule, Vettel und Williams

Gisin ist mit ihrem Umwelt-Engagement längst nicht allein. Auch Slalom-Ass Daniel Yule ist Botschafter bei «POW». Nochmals deutlich prominenter, kämpft auch der vierfache Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel für den Klimaschutz – so wie auch Tennis-Star Serena Williams (23 Grand-Slam-Siege). Logisch, dass auch sie wegen ihrer Berufe mit ähnlichen Vorwürfen wie Gisin leben müssen.

Zurück zum Sport. In Kranjska Gora hat Gisin gute Chancen, auch für sportliche Schlagzeilen zu sorgen. Hier fuhr sie vor einem Jahr gleich in beiden Riesenslaloms aufs Podest – Gisin wurde Dritte und Zweite. «Ich habe super Erinnerungen und freue mich extrem auf das Wochenende», sagt sie.

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