Lange wartete Lara Gut-Behrami (30) zu. Sehr lange. Dann liess sie sich Mitte Oktober doch noch erstmals gegen das Coronavirus impfen. War sie damit zu spät dran? Zumindest für den Riesenslalom von Killington (USA) am kommenden Samstag musste man dies befürchten. Denn: Die USA verlangen für die Einreise eine doppelte Impfung, die mindestens zwei Wochen alt ist. Und weil das Schweizer Technikerinnen-Team schon am Dienstag das Flugzeug in Richtung Übersee besteigt, käme das Rennen für Gut-Behrami zu früh.
Käme. Denn: Es gibt eine unverhoffte Wende! Die zweifache Weltmeisterin, die sich bei der Impfung vor Nebenwirkungen und Langzeitfolgen fürchtete, wird doch mit in die USA reisen. Wie ist das möglich? Während Gut-Behrami zum Thema schweigt, ist die Antwort wohl so einfach wie naheliegend: Sie liess nicht die übliche Wartezeit von vier Wochen verstreichen, sondern holte sich den zweiten Piks früher ab.
Wäre das unproblematisch? In der Impf-Empfehlung des Bundesamts für Gesundheit heisst es auf Seite 4 schliesslich: «Das empfohlene Impfschema zur Grundimmunisierung umfasst für beide mRNA-Impfstoffe und alle Alters-/Zielgruppen 2 Impfdosen vom gleichen Impfstoff im Abstand von 4 Wochen (28 Tage).»
Minimalabstand ist «essenziell»
Blick hakt bei Christoph Berger, dem Präsidenten der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, nach. Er meint: «Der Minimalabstand zwischen den beiden Impfungen ist essenziell für den Aufbau einer guten Immunantwort. Das Immunsystem braucht Zeit, um diese Antwort aufzubauen.»
Werde die zweite Impfung zu früh verabreicht, sei das Immunsystem noch nicht bereit und man erreiche nicht den bestmöglichen Schutz, so Berger.
«Kommentieren das Thema nicht»
Sollte sich Gut-Behrami wie vermutet für eine Turbo-Impfung entschieden haben, wäre dies allerdings nicht zwingend falsch. Zumindest nicht, sollte sie sich für den Impfstoff von Bionthech/Pfizer entschieden haben – hierbei ist gemäss dem empfohlenen Impfschema zu Grundimmunisierung auch ein Minimalabstand von 21 Tagen zugelassen.
Der Schweizer Alpin-Direktor Walter Reusser sagt: «Grundsätzlich kommentieren wir das Thema nicht.» Er betont, dass ihm die Eigenverantwortung der Athletinnen und Athleten wichtig ist. «Gleichzeitig versuchen wir alle Athleten – egal, wie sie zu Corona stehen – sportlich bestmöglich zu unterstützen.»